Phagen sind eine vielversprechende Alternative zur Bekämpfung multiresistenter Bakterien, gegen die bereits mehrere Antibiotika unwirksam geworden sind.
Antibiotikaresistenzen sind ein großes medizinisches Problem, denn Antibiotika-resistente beziehungsweise multiresistente Bakterien breiten sich besorgniserregend aus. Immer öfter zeigen sie sich widerstandsfähig gegen zahlreiche unterschiedliche Antibiotika-Klassen. In der europäischen Union sterben aktuell bereits etwa 25.000 Patienten pro Jahr an Erkrankungen, die durch multiresistente Bakterien verursacht werden, mit steigenderTendenz steigend! Hier sollen zukünftig sogenannte Phagen – auch als Bakteriophagen bezeichnete spezielle Viren – die Bakterien zielgerichtet infizieren und zerstören und so vor allem auch multiresitente Bakterien erfolgreich bekämpfen.
Phagen gegen Bakterien
„Phagen können Bakterien sehr effizient zerstören und greifen dabei auf einen Wirkmechanismus zurück, der unabhängig von einer Antibiotika-Resistenz greift“, so Chefarzt Prof. Dr. Wippermann, Director Medical und Mitgründer von PhagoMed. „In den bereits von mir und Kollegen durchgeführten Studien und Heilversuchen zeigte sich, dass sie in der Lage sind, dort zu wirken, wo Antibiotika versagen.“ Diesen Ansatz der Phagen-Therapie im Sinne der strengen Zulassungsbestimmungen für Standardbehandlungen nun weiter zu entwickeln, ist das Ziel der im November 2017 in Wien gegründeten PhagoMed. Das Unternehmen setzt dazu auf den Studien von Prof. Wippermann sowie der anderen Mitgründer auf und entwickelt derzeit drei Arzneimittelkandidaten auf der Basis von Phagen.
Fokus Infizierte künstliche Gelenke – Hüftprothesen
Ein Fokusfeld für PhagoMed ist hierbei die Behandlung infizierter künstlicher Gelenke wie z.B. Hüftprothesen. Solche Infektionen sind bereits heute schwer zu behandeln, da diese häufig multiresistente Bakterien verursachen. Diese bilden zudem oftmals einen als Biofilm bezeichneten Belag, der die Wirkung von Antibiotika zusätzlich reduzieren kann. Gerade bei solchen Infektionen stellen Phagen eine vielversprechende Alternative dar, da die speziellen Viren in der Lage sind, bakterielle Biofilme abzubauen und dabei die multiresistenten Bakterien zu töten. Noch in diesem Jahr wird PhagoMed ein erstes Tiermodell entwickeln, mit dem die Phagentherapie bei infizierten Prothesen weiter erprobt wird.
Das Potential von Phagen erkannten auch die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft mbH (FFG), die Austria Wirtschaftsservice Gesellschaft mbH (aws) und private Investoren. Für die Entwicklung der Phagen-Therapie gegen multiresistente Bakterien haben sie nun mehr als €4 Millionen an Förderungen und privaten Investments in die Kassen des Wiener Biotech-Unternehmens PhagoMed Biopharma GmbH (PhagoMed). Das am Vienna Biocenter angesiedelte Unternehmen befasst sich mit der Etablierung einer auf Phagen beruhenden Behandlungsform bakterieller Infektionen. PhagoMed wird die Gelder zur prä-klinischen Entwicklung von gleich drei Arzneimittelkandidaten einsetzen.