Freitag, April 19, 2024

Operationen in Lungenkrebszentren bringen besseres Überleben

Statement von Dr. Gunda Leschber, Präsidentin der DGT, zu Vorteilen von Operationen in zertifizierten Lungenkrebszentren – für ein besseres Überleben.

 

Seit 2008 werden in Deutschland durch die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) Lungenkrebszentren zertifiziert, um zu gewährleisten, dass Patienten mit dieser schwierigen Krebserkrankung eine optimale Therapie erfahren, sowohl durch die Internisten, Onkologen, Strahlentherapeuten als auch durch die Thoraxchirurgen.

Schon Ende der 1980er-Jahre zeigten Untersuchungen in den USA und in Kanada, dass Patienten, die in Krankenhäusern operiert werden, die bestimmte Eingriffe häufig durchführen, ein geringeres Operationsrisiko haben als in Häusern, wo diese Eingriffe nur selten gemacht werden. Dies konnte 2001 auch für Operationen bei Lungenkrebs gezeigt werden (Bach, PB. et al., 2001).

Nach einer Analyse der Daten des Statistischen Bundesamtes wurden in Deutschland 2012 knapp 10 900 Patienten wegen eines Lungenkrebses operiert, davon 58 Prozent der Patienten in Kliniken, die mehr als 75 Lungenkrebs-Operationen pro Jahr durchführten. Diesen 47 Kliniken standen 201 Krankenhäusern gegenüber, die lediglich maximal 25 Lungenkrebs-Operationen vornahmen. Auffällig ist in den Daten des Statistischen Bundesamtes, dass die Sterblichkeit nach Lungenkrebs-Operationen in den Kliniken mit weniger als 25 Eingriffen pro Jahr bei nahezu sechs Prozent und damit doppelt so hoch liegt wie in Kliniken, die mehr als 75 Patienten pro Jahr operieren. In den Kliniken, die mehr als 175 Fälle pro Jahr operieren, liegt die Sterblichkeit sogar nur bei 2,3 Prozent.

Nach den Vorgaben der DKG liegt die Mindestmenge für Lungenkrebs-Operationen in einem Zentrum bei 75 Operationen pro Jahr. Der Anteil der Operationen in den größeren Zentren hat sich seit 2005 lediglich von 55 Prozent auf 58 Prozent gesteigert (Statistisches Bundesamt).

Die Anforderung der DKG für die Zertifizierung von Lungenkrebszentren, die gemeinsam von den Fachgesellschaften für Thoraxchirurgie, Pneumologie, Onkologie und weiteren auf diesem Gebiet spezialisierten Fachgesellschaften erstellt wurde, betreffen darüber hinaus eine Rund-um-die-Uhr-Bereitschaft von Thoraxchirurgen und Anästhesisten beziehungsweise Intensivmedizinern, um die Betreuung der Patienten auch im postoperativen Verlauf zu gewährleisten und dauerhaft einen hohen Standard zu halten.

Dass eine derartige Zertifizierung zum Vorteil für die Patienten ist, zeigen bislang unveröffentlichte Daten aus einem Zentrum in Süddeutschland, bei dem festgestellt werden konnte, dass sich nach Einführung der Zertifizierung innerhalb des Zentrums die Überlebenszeiten verbesserten. Auch scheinen die Daten darauf hinzuweisen, dass im Vergleich zu nicht zertifizierten Zentren das Langzeitüberleben für Lungenkrebspatienten im zertifizierten Zentrum um einiges höher liegt als in nicht zertifizierten Zentren.

Diese Daten untermauern die Forderung der Deutschen Gesellschaft für Thoraxchirurgie, dass Patienten mit Lungenkrebs in spezialisierten Zentren behandelt werden sollten, in denen nicht nur in Tumorkonferenzen gemeinsam von allen Behandlern über das Therapiekonzept, also auch den operativen Eingriff, entschieden wird, sondern die Patienten hinterher auch in einer adäquaten Betreuung verbleiben.

Dr. Gunda Leschber, Präsidentin der DGT

Dr. Gunda Leschber,
Präsidentin der DGT

Statement von Dr. med. Gunda Leschber – Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Thoraxchirurgie (DGT) und Chefärztin der Klinik für Thoraxchirurgie, Evangelische Lungenklinik Berlin – anlässlich des 133. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie.

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