Donnerstag, April 18, 2024

Nierenfunktion erhalten nach Krebsoperation

Mit einer neuen unlängst am AKH Wien erfolgreich eingesetzten Operationstechnik zur Entfernung von Nierentumoren kann nach dem Eingriff die Nierenfunktion erhalten werden.

Eine innovative Operationsmethode bei Nierenkrebs, durch die langfristig die Nierenfunktion erhalten werdenkann, wurde in den letzten beiden Jahren erfolgreich an der Universitätsklinik für Urologie der MedUni Wien und des AKH Wien eingesetzt. Um die vielfältigen Funktionen der Niere zu bewahren, wird möglichst nicht das ganze Organ, sondern nur ein Teil entfernt. Nierentumoren zählen zu den häufig auftretenden Krebsarten.

 

Doppelt profitieren: Risiko von Blutungen während der OP reduzieren und langfristig Nierenfunktion erhalten

Verwendet wird dabei ein chirurgisches Ultraschallgerät, das bereits bisher bei Leberkarzinomen zur Anwendung kam. Im Rahmen einer in der Top-Publikation „World Journal of Urology“ 2015 veröffentlichten Pilotstudie wurde diese Methode an der Universitätsklinik für Urologie erstmals auch bei der chirurgischen Therapie von komplexen Nierentumoren erfolgreich eingesetzt. Die PatientInnen profitierten durch die neue Technik doppelt: Während der Operation reduzierte sich das Risiko von Blutungen und von Komplikationen. Langfristig bleibt die Nierenfunktion erhalten und es treten keine Langzeitfolgen einer Nierenschwäche auf.

„Wie unsere Studie zeigt, bleibt durch die neue Operationstechnik die Nierenfunktion vollständig erhalten, während wir dennoch die gleichen onkologischen und chirurgischen Resultate wie beim Klemmen des Organs erzielen.“

Bisher wurde bei der Entfernung von Nierentumoren die sogenannte Kalte Ischämie verwendet. Dabei werden die Blutgefäße der Niere abgeklemmt und die Niere gekühlt. Dies ist deshalb nötig, da die Niere bei Eingriffen sehr stark blutet – immerhin befinden sich beim Menschen rund 15 bis 20 Prozent des gesamten Blutes in den beiden Nieren. Die Kalte Ischämie hat allerdings einen gravierenden Nachteil: Durch das Abklemmen werden die Nierengefäße geschädigt, wodurch sich langfristig das Risiko einer Nierenschwäche deutlich erhöht.

Nicht so beim Eingriff mit dem Ultraschallgerät CUSA (Cavitron Ultrasonic Surgical Aspirator), wie Studienleiter Shahrokh Shariat, Leiter der Universitätsklinik für Urologie der MedUni Wien und des AKH Wien, erklärte: „Mit dem Ultraschallgerät CUSA wird die Niere auch während des operativen Eingriffs durchblutet. Wie unsere Studie zeigt, bleibt durch die neue Operationstechnik die Nierenfunktion vollständig erhalten, während wir dennoch die gleichen onkologischen und chirurgischen Resultate wie beim Klemmen des Organs erzielen. Damit konnten wir ein großes chirurgisches Problem der letzten beiden Jahrzehnte lösen.“

 

Wichtige Nierenfunktionen erhalten

Aufgetaucht war das Problem des Klemmens und der damit verbundenen Langfristschäden erst durch die Fortschritte der Bildgebung mittels Ultraschall und Computertomographie. Dadurch werden heute rund 80 Prozent der Nierentumoren so früh entdeckt, dass eine nierenerhaltende Therapie ohne komplette Entfernung des Organs möglich ist. Die Erhaltung möglichst beider Nieren beziehungsweise die Nierenfunktion erhalten ist deshalb wichtig, weil die Niere eine Vielzahl wichtiger Funktionen erfüllt, welche im Alter und durch nierenschädigende Krankheiten wie Diabetes und Bluthochdruck eingeschränkt werden.

Quellen und weitere Informationen:

Weibl P, Shariat SF, Klatt T. Partial nephrectomy driven by cavitron ultrasonic surgical aspirator under zero ischemia: a pilot study. World J Urol. 2015 May 3. Epub. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25935329

https://www.meduniwien.ac.at/hp/urologie/

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