Freitag, April 19, 2024

Niedriger Östradiol-Gehalt verbessert Riechleistung

Der niedrige Östradiol-Gehalt in Antibabypillen beeinflusst nicht nur die Gedächtnisleistung sowie verbale und sensorischen Kompetenzen, sondern auch die Riechleistung.

Die Antibabypille enthält verschiedene Sexualhormone, die in ihrer Zusammensetzung und Dosierung den Eisprung unterdrücken und somit eine Schwangerschaft verhindern. Diverse Präparate beeinflussen nachweislich auch die Gedächtnisleistung sowie die verbalen und sensorischen Kompetenzen. Eine Studie der Karl-Franzens-Universität Graz und der Medizinischen Universität Wien zeigte unlängst, dass die Antibabypille auch die Riechfähigkeit beeinflusst. „Die Konzentration des Sexualhormons Östradiol und die Einnahmedauer sind wesentliche Kriterien“, erklärt Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Veronika Schöpf vom Institut für Psychologie der Uni Graz. „Bei höherem Östradiol-Gehalt wurde die Riechleistung schlechter. Bei niedriger Konzentration konnten die Frauen die Gerüche besser wahrnehmen. Dieser Effekt zeigte sich vor allem bei längerem Einnahmezeitraum“, so Schöpf.

Der Geruchssinn ist nicht nur für das persönliche Wohlbefinden, sondern auch für die allgemeine Lebensqualität entscheidend, zum Beispiel für das Erleben von Genuss. Die Riechfähigkeit warnt uns aber auch, etwa vor verdorbenen Lebensmitteln oder in gefährlichen Situationen. Bei der Partnerwahl spielt der Geruchssinn ebenfalls eine wesentliche Rolle, weiß Schöpf: „Ohne den Einfluss von hormonellen Verhütungsmitteln suchen wir uns meistens PartnerInnen mit einem komplementären Immunsystem aus, weil der/die aus biologischer Sicht perfekte PartnerIn unsere Immungene ergänzen sollte. Wir wählen unser Gegenüber also auch mit der Nase.“

Riechleistung und Östradiol-Gehalt

Die Riechleistung von Frauen, die auf ein hormonelles Verhütungsmittel zurückgreifen, steht in direktem Zusammenhang mit dem Östradiol-Gehalt des verwendeten Produkts sowie der Einnahmedauer, wie Schöpf und ihre Kolleginnen Dr. Kathrin Kollndorfer und Iris Ohrenberger von der MedUni Wien herausgefunden haben. Für ihre Studie testeten sie 42 Frauen, die Hormonpräparate mit unterschiedlichen Östradiol-Konzentrationen zwischen einem Jahr und 15 Jahre lang genommen hatten.

„Die Teilnehmerinnen, die sich für die Einnahme einer Pille mit niedriger Östradiol-Konzentration über einen längeren Zeitraum entschieden hatten, konnten besser riechen als die Probandinnen mit einer Pille mit höherer Östradiol-Konzentration“, so die Wissenschafterin. Grund zur Sorge um die Gesundheit bestehe aber absolut keine, gibt Schöpf Entwarnung: „Die Veränderungen sind für die Frauen selbst nicht bemerkbar und auch nicht in einem Bereich, der das sensorische Erleben beeinflusst.“ Das Fazit der Forscherin ist allerdings: „Wenn Frauen, die die Pille nehmen, sich als Probandinnen an wissenschaftlichen Studien beteiligen, sollte diese Ausgangslage vorab in Betracht gezogen werden.“

Publikation: Kathrin Kollndorfer, Iris Ohrenberger, Veronika Schöpf (2016). Contraceptive use affects overall olfactory performance: Investigation of estradiol dosage and duration of intake. PLOS ONE. DOI: 10.1371/journal.pone.0167520

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