Donnerstag, April 25, 2024

Neues Konzept für Strahlentherapie bei Lungenkrebs

Die Bestrahlung von Gehirn und Brustkorb als neue Methode der Strahlentherapie bei Lungenkrebs verbessert die Überlebensrate bei betroffenen Patienten.

Eine Strahlentherapie bei Lungenkrebs mittels Bestrahlung von Gehirn und Brustkorbs kann das Leben von Patienten mit fortgeschrittenem kleinzelligem Bronchialkarzinom – einer besonders aggressiven Form von Lungenkrebs – verlängern, wobei eine prophylaktische Bestrahlung des Schädels bis heute Standard ist. Eine unlängst in „The Lancet“ veröffentlichte internationale Studie konnte nun die Vorteile einer zusätzlichen Bestrahlung des Brustkorbs in Bezug auf das Überleben zeigen. Die Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO) empfiehlt daher die Brustkorbbestrahlung standardmässig anzuwenden.

 

Operation beim kleinzellige Bronchialkarzinom meist nicht mehr sinnvoll

Die Strahlentherapie bei Lungenkrebs ist eine lokale, nicht-invasive, hochpräzise Behandlungsmethode mit hohen Sicherheitsstandards und regelmäßigen Qualitätskontrollen. Bildgebende Verfahren wie die Computer- oder Magnetresonanztomografie ermöglichen eine exakte Ortung des Krankheitsherdes, sodass die Radioonkologen die Strahlen dann zielgenau auf das zu bestrahlende Gewebe lenken können. Umliegendes Gewebe bleibt weitestgehend verschont.

Etwa 13 Prozent aller Lungenkrebserkrankungen entfallen auf das kleinzellige Bronchialkarzinom, das sehr rasch wächst und bei Diagnose meist eine Ausdehnung erreicht hat, in der eine Operation nicht mehr sinnvoll ist. Lange Zeit bestand die Therapie allein in einer Chemotherapie, die den Tumor verkleinerte und die Beschwerden vorübergehend linderte. Bei den meisten Patienten kam es aber nach kurzer Zeit zu Metastasen im Gehirn, die die Überlebenszeit verkürzten. Vor mehreren Jahren konnte eine europäische Studie zeigen, dass eine vorbeugende Schädelbestrahlung die Häufigkeit der Hirnmetastasen drastisch senkt und die Einjahresüberlebensrate verdoppelt. Diese prophylaktische Schädelbestrahlung ist heute Standard beim kleinzelligen Bronchialkarzinom.

Da die Chemotherapie den Krebs in der Lunge nicht völlig beseitigen kann, kommt es nicht nur zur Metastasen im Gehirn, auch andere Organe können betroffen sein. Daher wurde in weiteren klinischen Studien auch der Brustkorb prophylaktisch bestrahlt. Die zusätzlichen Brustkorb-Bestrahlungen wurden von den im Mittel 63 Jahre alten Patienten in der Regel gut vertragen.

Die günstige Wirkung der Thoraxbestrahlung wurde jedoch nur bei Patienten beobachtet, die länger als ein Jahr überlebten. Während durch die Schädelbestrahlung die Überlebenswahrscheinlichkeit nach einem Jahr verdoppelt werden konnte, wurde ein Effekt der Thoraxbestrahlung erst im zweiten Jahr erkennbar. Sie bestand dann jedoch in einer deutlichen Steigerung der Überlebensrate nach zwei Jahren von drei auf 13 Prozent.

Das bedeutet, dass einer von zehn Patienten durch die Thoraxbestrahlung eine Chance auf ein Langzeitüberleben erhält. Dies ist ein in der Therapie des kleinzelligen Lungenkarzinoms nur selten erzielter Vorteil, der die Bestrahlung des Thorax als Einzelfallentscheidung für Patienten sinnvoll erscheinen lässt, bei denen eine gute Verträglichkeit anhand ihres Allgemeinzustands und des zu therapierenden Tumorvolumens anzunehmen ist.

Quellen und Literatur zur neuen Strahlentherapie bei Lungenkrebs:

Ben J Slotman, Harm van Tinteren, John O Praag et al.: Use of thoracic radiotherapy for extensive stage small-celllung cancer: a phase 3 randomised controlled trial. The Lancet, Early Online Publication, 14 September 2014. doi:10.1016/S0140-6736(14)61085-0 Abstract

Bildtext: Trotz der  vorbeugenden Bestrahlung sterben immer noch viele Patienten im ersten Jahr nach der Diagnose. Die neue Methode der Strahlentherapie bei Lungenkrebs stellt eine wichtige Verbessert werden. © Lange123 / Wikimedia, CC BY-SA 3.0

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