Donnerstag, April 25, 2024

Methylnaltrexon gegen Opioide induzierte ­Obstipation

Methylnaltrexon wird zur Behandlung der Opioid-induzierten Obstipation eingesetzt, wenn die Wirkung der üblichen Laxantien nicht ausreichend ist.

Häufig reicht die Wirksamkeit der üblichen Laxantien bei der sogenannten Opioid-induzierten Obstipation nicht aus, um den Schmerzpatienten nachhaltig zu regelmäßigem Stuhlgang zu verhelfen. Hier kommt seit etwa 10 Jahren Methylnaltrexon – ein Wirkstoff aus der Gruppe der Opioid-Antagonisten – auf einer gesicherten wissenschaftlichen Basis zum Einsatz.

Hintergrund. Durch Einsatz der sogenannten Opioidanalgetika – Opioide, Opiate – können viele Schmerzpatienten ihre Lebensqualität steigern. Die viele Jahrzehnte bestandenen Vorbehalte dieser Wirkstoffe gegenüber verschwinden immer mehr, Experten sind dich über den Einsatz der Opioide einig und stufen das Suchtpotenzial im Rahmen der Schmerztherapie als vernachlässigbar ein. Als einzige wichtige Nebenwirkungen treten Atemdepression und eben Obstipation auf.

Für Schmerzpatienten unter Opioid-Behandlung ist die Obstipation die wichtigste gastrointestinale Nebenwirkung. Dafür ist die Besetzung peripherer Opioidrezeptoren verantwortlich, die zu Verstopfung, stralen Miss­empfindungen, Blähungen, Übelkeit und Erbrechen führen. Chronische Obstipation tritt bei 40 bis 70% der mit Opioiden behandelten Patienten auf und schwächt sich auch bei einer Langzeitbehandlung nicht ab.

 

Wie Methylnaltrexon wirkt und dosiert wird

Methylnaltrexon hat am Stickstoff mehr Polarität und eine geringere Lipidlöslichkeit, wodurch die Überwindung der Blut-Hirnschranke, im Gegensatz zu Naltrexon, erschwert ist. Methylnaltrexon ist ein selektiver μ-Opioid-Rezeptorantagonist, der die An­lagerung medikamentös verabreichter Opioide im peripheren Nervensystem kompetitiv hemmt, aber die zentrale Schmerzlinderung mangels ZNS-Gängigkeit nicht beeinträchtigt. Die Bindung von Methylnaltrexon an den κ-Rezeptor fällt 8-mal schwächer aus, an den δ-Rezeptor bindet die Substanz der Methylgruppe nicht.

Nach einer subkutanen Injektion bilden sich nach nur 30 Minuten Spitzenkonzentrationen aus. Im Vergleich zur iv.-Gabe beträgt die Bioverfügbarkeit der sc.-Injektion 82%. Sowohl das Verteilungsvolumen (etwa 1,1 Liter/kg KG) als auch die Plasmaproteinbindung (11 bis 15,3%) ist gering. Die Ausscheidung erfolgt hauptsächlich als unveränderte aktive Substanz zu mehr als die Hälfte über die Niere und dementsprechend weniger über den Darm. Als terminale Halbwertszeit wurden ca. 8 Stunden festgestellt.

Die Einzeldosis hängt vom Körpergewicht ab und beträgt unter 61 kg Körpergewicht 8mg, über 62 kgKörpergewicht 12mg (genauere Angaben siehe AC). Üblicherweise erhält der Patient eine sc.-Injektion jeden zweiten Tag, aber auch in längeren Zeitabständen. Nur wenn keine entsprechende Darmtätigkeit festgestellt wurde, darf die Gabe schon nach 24 Stunden wiederholt werden.

 

Anwendung von Methylnaltrexon

Methylnaltrexon wird zur Behandlung der Opioid-induzierten Obstipation in fortgeschrittenen Krankheitsstadien im Rahmen einer palliativen Behandlung eingesetzt, wenn konventionelle Laxantien nur unzureichend wirken. Zwei doppelblinde, placebokontrollierte Studien mit insgesamt 287 Patienten liegen dazu vor. Die Studie »302« an 133 Patienten belegte, dass 48% der mit Methylnaltrexon behandelten Probanden innerhalb von vier Stunden eine Stuhlgang hatten, während dies unter Placebo nur bei 16% der Studienteilnehmer der Fall war. Der Effekt hielt bei der Wiederholung der Behandlung während der zweiwöchigen Studiendauer unverändert an. Schon nach rund einer Std. erfolgte die ­Defäkation, wobei dünnflüssige Stühle mit 11% selten waren. Die Wirksamkeit von steigt mit dem Ausmaß der Obstipation an, Patienten mit weichen Stühlen profitierten von einer Behandlung weniger.

Nebenwirkungen sind unter Methylnaltrexon häufiger (80,6%) als unter Placebo (67,5%) und betreffen vor allem den Gastrointestinaltrakt (u.a. Bauchschmerzen) und in geringerem Ausmaß das Nervensystem (Schläfrigkeit). Derzeit wird die Substanz auch aufgrund seiner möglichen analgetischen Wirkungen erforscht.

Quellen:

RX Fokus: Methylnaltrexon. MEDMIX 3/2009.

Methylnaltrexon / EMA – http://www.ema.europa.eu/docs/de_DE/document_library/EPAR_-_Product_Information/human/000870/WC500050562.pdf

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