Mittwoch, April 24, 2024

MERS-Coronavirus verursacht schwere, teils tödliche Infektionen

Das Coronavirus SARS-Cov-2 ist dem MERS-Coronavirus sehr ähnlich, wobei MERS-Cov-Infektionen auch sehr schwer verlaufen und tödlich sein können.

Unter dem Strich müssen Ärzte bei Einreisenden, Touristen und Reiserückkehrern mit schwerer respiratorischer Symptomatik immer auch differentialdiagnostisch MERS-Coronavirus-Infektionen (MERS-Cov-Infektionen) man in Erwägung ziehen. Das neue Coronarvirus SARS-Cov-2 (anfangs 2019-nCov benannt) ähnelt übrigens dem SARS-Cov-1 und dem MERS-Coronavirus sehr. Schmerzlich hat sich die Mensch zu Mensch auch bei diesem, im Herbst 2019 in der Millionenmetropole Wuhan in China entdeckte neue Coronarvirus bestätigt: Die Corona-Pandemie hält die Welt in Atem. Deswegen laufen derzeit klinische Studien mit synthetischen DNA-Impfstoffen, die auf das MERS-Coronavirus-Spike (S)-Protein abzielen.

 

2015: Ausbruch in Katar und Korea

Im Jahr 2015 verursachte das MERS-Coronavirus durch einen infizierten Reisenden, der von Qatar nach Korea zurückkehrte, den bislang größten bekannten Ausbruch nosokomialer MERS-Cov-Infektionen außerhalb Saudi Arabiens. Bei 175 Personen traten damals MERS-Cov-Infektionen auf. Die Behörden berichteten von 27 Todesfällen, wobei tausende Menschen in Quarantäne mussten.

 

MERS-Coronavirus-Ansteckung auch von Mensch zu Mensch möglich

Das MERS-Coronavirus ist aus dem Jahr 2012 erstmals beschrieben. Die ersten bekannten MERS-Atemwegssyndrom-Fälle im Nahen Osten in Jordanien wurden jedoch erst nachträglich gemeldet. Der erste öffentlich gemeldete Fall stammte aus Jeddah im Königreich Saudi-Arabien. Seitdem wurden MERS-CoV-Sequenzen in einer Fledermaus und in vielen Dromedarkamelengefunden.

MERS-Coronavirus-Infektionen sind zoonotische Infektionen, die ursprünglich von infizierten Dromedaren auf den Menschen übertragen wird. Das war eben hauptsächlich auf der arabischen Halbinsel der Fall. Doch bei sehr engem Kontakt – wie beispielsweise der Pflege von Erkrankter – kam es zur Mensch zu Mensch-Ansteckung.

Seit September 2012 wurden über 1300 Fälle bestätigt, 36% der Infizierten erlagen der Infektion. Das berichtete die Weltgesundheitsorganisation im WHO fact sheet No 401.

Die meisten MERS-Coronavirus-Infektionen stammen somit aus Ländern des Mittleren Ostens, von wo aus Reisende die Erreger in viele Länder importierten. So kam es beispielsweise durch einen Export aus dem Oman in Thailand 2015 zu einem Ausbruch (WHO disease ourtbreak news June 20, 2015).

Einige schwerkranke Patienten wurden zur Therapie in europäische Länder eingeflogen. Manche dieser Patienten erlitten in weiterer Folge auch nosokomialer Infektionen. Und sie infizierten dann auch von Mensch zu Mensch das betreuende Personal mit dem MERS-Coronavirus. Das war beispielsweise in Großbritannien der Fall. In Deutschland und Österreich musste man erkrankte Personen aus Saudi Arabien behandeln.

 

Klinisches Bild: welche Symptome MERS-Cov-Infektionen verursachen

Nach einer Inkubationszeit von ein bis zwei Wochen präsentieren sich MERS-Cov-Infektionen klinisch mit einer akut beginnenden, grippeähnlichen Erkrankung. Bei schweren Verläufen kann sich eine Pneumonie entwickeln, die in ein akutes Atemnotsyndrom übergehen kann.

Ein häufiges Begleitsymptom der MERS-Cov-Infektionen ist Durchfall, in manchen Fällen kann auch Nierenversagen auftreten. Schwere Verläufe treten überwiegend bei Personen mit chronischen Grunderkrankungen auf – wie beispielsweise Diabetes, einer Krebserkrankung oder Immunsuppression.

 

Differenzialiagnose bei Reiserückkehrern mit möglicher MERS-Coronavirus-Infektion

Bei Reiserückkehrern mit einer schweren respiratorischen Infektion der Lunge und Atemwege muss der Arzt unbedingt eine dementsprechende Differenzialdiagnose durchführen. Beziehungsweise wenn die betroffenen Personen aus einem der MERS-Coronavirus-Endemiegebieten kommen. Das gilt insbesondere für die arabische Halbinsel. Eine labordiagnostische Absicherung erfolgt mittels PCR aus tiefem respiratorischen Sekret und/oder Blut.

Schon früh stellte sich aber heraus, dass sich MERS-CoV von Mensch zu Mensch relativ ineffektiv ausbreitet. Die überwiegende Mehrheit der MERS-CoV-Übertragung erfolgte von infizierten auf nicht infizierte Menschen, die in engem und längerem Kontakt zueinander stehen und in prekären, ärmlichen Verhältnissen leben. Weiter kam es zu Ansteckungen beim Gesundheitspersonal. Wie bei Sars-Cov-2 beziehungsweise Covid-19 waren vor allem Menschen mit Grunderkrankungen betroffen, vor allem bei mehreren Komorbiditäten.

 

Immer mehr importierte, teilweise tödliche Virusinfektionen durch die enorme Reiseaktivität bereits vor der Corona-Pandemie

Im Grunde genommen muss man verdeutlichen, dass auf Grund der massiven Reisetätigkeit bereits vor der Corona-Pandemie importierte Virusinfektionen zunehmend an Bedeutung gewonnen haben. Nach MERS im Jahr 2015 ist ein trauriger Höhepunkt sicherlich die rasche SARS-Cov-2-Verbreitung auf der ganzen Welt, die uns die Corona-Pandemie bescherte.

Für die gezielte labordiagnostische Abklärung, die in jedem Fall erfolgen sollte, muss auch zukünftig eine Reiseanamnese erfolgen. Zudem ist die Kenntnis über die jeweilige epidemiologische Situation im betroffenen Reisegebiet notwendig.


Literatur:

Mackay IM, Arden KE. MERS coronavirus: diagnostics, epidemiology and transmission. Virol J. 2015;12:222. Published 2015 Dec 22. doi:10.1186/s12985-015-0439-5

de Wit E, van Doremalen N, Falzarano D, Munster VJ. SARS and MERS: recent insights into emerging coronaviruses. Nat Rev Microbiol. 2016;14(8):523‐534. doi:10.1038/nrmicro.2016.81

Smith TRF, Patel A, Ramos S, et al. Immunogenicity of a DNA vaccine candidate for COVID-19. Nat Commun. 2020;11(1):2601. Published 2020 May 20. doi:10.1038/s41467-020-16505-0


Quellen:

www.who.int/csr/don/en/;

www.promedmail.org;

http://www.virologie.meduniwien.ac.at/home/upload/vei/2015/1315.pdf

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