Donnerstag, März 28, 2024

Menschen mit Demenz im Krankenhaus versorgen

In einem deutschlandweit einmaligen Pilotprojekt wird derzeit ein innovatives Versorgungskonzept für Menschen mit Demenz im Krankenhaus umgesetzt.

In einem deutschlandweit einmaligen Pilotprojekt des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) am Standort Rostock/Greifswald und des Altersmedizinischen Zentrums wird derzeit im Kreiskrankenhaus Wolgast ein innovatives Versorgungskonzept für Menschen mit Demenz im Krankenhaus umgesetzt. Speziell qualifizierte Pflegefachkräfte besuchen Patienten und ihre Angehörige im Krankenhaus und erfassen detailliert die individuellen Versorgungsbedarfe auf ärztlicher, pflegerischer, medikamentöser, psychosozialer und sozialrechtlicher Ebene. Ziel ist die Entlassung in die Häuslichkeit vorzubereiten und zu begleiten. Die Aufnahme von Patienten in die Studie erfolgt noch bis zum 31. Dezember 2016.

 

Menschen mit Demenz im Krankenhaus häufig orientierungslos

Hintergrund der Studie ist, dass mehr als 40 Prozent der über 65-jährigen Patienten in Allgemeinkrankenhäusern kognitive Beeinträchtigungen zeigen, die während des Krankenhausaufenthaltes zu Problemen führen. Für diese Patienten sind auch die Entlassung nach Hause und die Weiterbehandlung oft erschwert. Der Aufenthalt in einem Krankenhaus stellt für einen kognitiv beeinträchtigten Patienten im Vergleich zu nicht beeinträchtigten Patienten ein erhöhtes gesundheitliches Risiko dar. „Insbesondere Menschen mit Demenz fühlen sich in der ungewohnten Umgebung des Krankenhauses häufig orientierungslos, sie entwickeln Ängste und es kommt häufig zu einer kognitiven Verschlechterung während des Krankenhausaufenthaltes, welche die Wahrscheinlichkeit einer Wiederaufnahme und Heimeinweisung in dieser Patientengruppe erhöht“, so Prof. Dr. Wolfgang Hoffmann, Sprecher des Standortes Rostock/Greifswald vom Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE).

Menschen mit Demenz stellen daher besondere Anforderungen an das pflegerische und medizinische Personal im Krankenhaus, da sie neben der kognitiven Beeinträchtigung auch herausfordernde Verhaltensweisen wie nächtliche Unruhe, depressive Symptome und Aggressivität zeigen. Diese Verhaltensweisen erschweren den Umgang mit den Patienten.

 

Pilotstudie zur optimalen Versorgung von Menschen mit Demenz

Um eine optimale Versorgung von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen während und nach einem Krankenhausaufenthalt zu gewährleisten, führen der DZNE-Standort Rostock/Greifswald und das Altersmedizinische Zentrum des Kreiskrankenhaus Wolgast seit dem 1. September 2016 eine Pilotstudie durch. Die in die Studie aufgenommen Patienten werden bei der stationären Aufnahme auch daraufhin untersucht, ob sie kognitiv beeinträchtigt sind. Beim Vorliegen solcher Beeinträchtigungen werden die Bedarfe der Patienten und die der Angehörigen umfassend erhoben. „Unser Ziel ist die effektive, bedarfsgerechte und individuelle Versorgung von Patienten mit Demenz, um ein weitestgehend selbstbestimmtes Leben sowie die Teilhabe am sozialen Leben während und nach dem Krankenhausaufenthalt zu ermöglichen,“ erläutert Prof. Dr. Rainer Neubart, Leiter der Geriatrischen Abteilung im Wolgaster Kreiskrankenhaus.

Ein weiteres Ziel der Studie ist die Entwicklung eines Konzeptes zum Entlassungsmanagement über die Grenzen des Krankenhauses hinweg bis zur Versorgung durch den niedergelassenen Hausarzt. Der Projektleiter der Studie, PD Dr. Jochen René Thyrian vom DZNE-Standort Rostock/Greifswald, betont: „Die Versorgungsbedarfe der Patienten sollten zu einem möglichst frühen Zeitpunkt erfasst werden, um so die Rückkehr von Patienten mit kognitiven Beeinträchtigungen aus dem Krankenhaus in die Häuslichkeit optimal vorbereiten zu können“. Dabei soll ein poststationärer Behandlungs- und Betreuungsplan zur Sicherstellung der adäquaten ambulanten Versorgung erarbeitet werden: Dessen Umsetzung wird von speziell qualifizierten Pflegefachkräften begleitet und in enger Kooperation mit dem behandelnden Hausarzt umgesetzt.

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