Donnerstag, März 28, 2024

Mavenclad bei schubförmiger Multipler Sklerose

Im August wurde Mavenclad für die Behandlung von Erwachsenen mit schubförmiger Multipler Sklerose mit hoher Krankheitsaktivität zugelassen.

Mavenclad ® (Cladribin-Tabletten) erzielt Krankheitskontrolle über vier Jahre  bei oraler Verabreichung an lediglich maximal 20 Tagen. Im MS Journal veröffentlichte Daten von CLARITY EXTENSION belegen eine Schubfreiheit über vier Jahre bei 75 % der Patienten, die zwei kurze Behandlungszyklen mit Mavenclad (Cladribin-Tabletten) in aufeinanderfolgenden Jahren erhielten. Bei den meisten Patienten mit Lymphopenie Grad 3 in den Behandlungsjahren 1 und 2 kehrten die Werte bis Studienende auf Grad 0 bis 1 zurück.



Merck, ein führendes Wissenschafts- und Technologieunternehmen, hat die Veröffentlichung der Studienergebnisse von CLARITY EXTENSION im Multiple Sclerosis Journal bekannt gegeben. Die Studie, eine Erweiterung der Phase-III-Studie CLARITY, zeigte, dass die zweijährige Behandlung von Patienten mit schubförmig remittierender Multipler Sklerose (MS) mit Mavenclad (Cladribin-Tabletten) gefolgt von zweijähriger Behandlung mit Placebo einen klinischen Nutzen erzielte, der vergleichbar mit einer vierjährigen Behandlung mit Mavenclad war, aber mit einem geringen Risiko für schwere Lymphopenie einherging.
In die Studie CLARITY EXTENSION waren 806 der 1184 Patienten eingeschlossen, die die CLARITY-Studie beendet hatten. Die Erweiterungsstudie untersuchte mehrere klinische Wirksamkeitsendpunkte einschließlich der annualisierten Schubrate (ARR) und der bestätigten Progression im Zeitraum von drei Monaten gemäß Expanded Disability Status Scale (EDSS). Der Anteil der Patienten mit Schubfreiheit am Ende der vier Jahre entsprach dem der Patienten (75,6 %), die Cladribin-Tabletten 3,5 mg/kg (CLARITY) gefolgt von Placebo (CLARITY EXTENSION) bzw. in beiden Studien Cladribin-Tabletten 3,5 mg/kg erhalten hatten. Der Anteil der Patienten ohne EDSS-Progression im Zeitraum von drei Monaten war bei diesen Behandlungsgruppen ebenfalls vergleichbar (72,4 % bzw. 77,4%).

„Die heutige Veröffentlichung untermauert die bisherige Beweislage, die für den Einsatz von Mavenclad bei MS spricht. Die Daten zeigen einen signifikanten, anhaltenden Therapienutzen bei Patienten, die nach den zwei kurzen Behandlungszyklen keine weitere Wirkstoffbehandlung erhielten”, sagte Prof. Gavin Giovannoni, einer der leitenden Prüfärzte der CLARITY-Studien und Professor für Neurologie am Barts and The London School of Medicine and Dentistry. „Die Daten aus dieser Veröffentlichung und weiteren kürzlich erschienenen Artikeln lassen darauf schließen, dass Mavenclad selektiv auf das adaptive Immunsystem – insbesondere das B-Zell-Kompartiment – einwirkt und ihm dadurch eine Rekonstitution ermöglicht und gleichzeitig bei den meisten der behandelten MS-Patienten die Krankheitsaktivität verhindert.”

Die Sicherheitsergebnisse waren vergleichbar mit denen, die in CLARITY beobachtet wurden. Die Nebenwirkungsraten der Patienten, die Cladribin-Tabletten (CLARITY) gefolgt von Placebo (CLARITY EXTENSION) bzw. in beiden Studien Cladribin-Tabletten erhalten hatten, waren ebenfalls ähnlich. In der CLARITY-Studie erhielten Patienten mit aktiver schubförmig remittierender Multipler Sklerose randomisiert entweder Placebo oder 1 von 2 kumulativen Dosen Cladribin-Tabletten (3,5 oder 5,25 mg/kg Körpergewicht) in einem Zeitraum von zwei Jahren. In der CLARITY-Erweiterungsstudie wurden die Patienten entweder mit Placebo oder einer kumulativen Dosis Cladribin-Tabletten 3,5 mg/kg Körpergewicht behandelt. Bei den Patienten, die in der CLARITY-Studie Cladribin-Tabletten 3,5 mg/kg und in der CLARITY-Erweiterungsstudie Placebo erhalten hatten, kehrte eine Lymphopenie Grad > 3 bei den meisten Betroffenen bis zum Abschluss von CLARITY EXTENSION auf Grad 0 bis 1 zurück. Die meisten unerwünschten Ereignisse wurden als leicht bis mittelschwer eingestuft. 3,1 % der Patienten unter Placebobehandlung in CLARITY EXTENSION, die zuvor in der CLARITY-Studie mit Cladribin-Tabletten 3,5 mg/kg behandelt worden waren, brachen wegen unerwünschter Ereignisse ab. Als häufigstes unerwünschtes Ereignis trat bei den mit Cladribin-Tabletten behandelten Patienten von CLARITY EXTENSION Lymphopenie auf. Die Lymphopeniefälle wurden mehrheitlich als leicht oder mittelschwer eingestuft. Bei den meisten Patienten mit Lymphopenie ? Grad 3 handelte es sich tatsächlich nur um Grad 3. In der CLARITY-Erweiterungsstudie traten Infektionen mit Herpes zoster am häufigsten bei den Patienten auf, die die höchste kumulative Dosis Cladribin-Tabletten (4,8 %) erhalten hatten. Die Inzidenz von Herpes zoster war jedoch in allen anderen Behandlungsgruppen unabhängig von der kumulativen Dosis ähnlich (1,1 – 2.0 %).



„Die heute veröffentlichten Daten ergänzen die zunehmende Evidenz für die Verwendung von Mavenclad bei Patienten mit schubförmiger MS”, sagte Luciano Rossetti, Leiter der globalen Forschung und Entwicklung im Biopharma-Geschäft von Merck. „Bei Merck sind wir begeistert über die positiven Auswirkungen, die Mavenclad im Leben der Patienten mit dieser schwer beeinträchtigenden Erkrankung bewirken könnte.”

Im August erteilte die Europäische Kommission (EC) in den 28 Ländern der Europäischen Union plus Island, Liechtenstein und Norwegen die Marktzulassung für Mavenclad für die Behandlung von Erwachsenen mit schubförmiger Multipler Sklerose mit hoher Krankheitsaktivität*. Merck plant weitere Einreichungen auf Marktzulassung in anderen Ländern, u. a. in den USA.

* Definiert als: Patienten mit 1 Schub im vorausgegangenen Jahr und ? 1 T1-Gd+-Läsion oder ? 9 T2-Läsionen unter Behandlung mit anderen Basistherapeutika; ODER Patienten mit 2 oder mehr Schüben im vorausgegangenen Jahr unabhängig von einer erfolgten Basistherapie.

Studiendesign von CLARITY EXTENSION

In die Studie CLARITY EXTENSION waren 806 der 1184 Patienten der CLARITY-Studie eingeschlossen, wodurch eine Bewertung der Therapieeffekte einer um zwei Jahre verlängerten Behandlung mit Cladribin-Tabletten über das 2-Jahres-Therapieschema von CLARITY hinaus möglich war. Patienten, die in der CLARITY-Studie Cladribin-Tabletten 3,5 mg/kg oder 5,25 mg/kg erhalten hatten, wurden in CLARITY EXTENSION randomisiert entweder mit Cladribin-Tabletten 3,5 mg/kg oder Placebo behandelt, während Patienten unter Placebo in der vorausgegangenen CLARITY-Studie in CLARITY EXTENSION Cladribin-Tabletten 3,5 mg/kg erhielten.

Mavenclad

Mavenclad (Cladribin-Tabletten) ist in der Europäischen Union für die Behandlung von schubförmiger Multipler Sklerose mit hoher Krankheitsaktivität* zugelassen. Mavenclad ist eine orale Kurzzeittherapie, die selektiv und periodisch auf Lymphozyten abzielt, die maßgeblich am Krankheitsgeschehen der schubförmigen MS (RMS) beteiligt sein sollen. Mavenclad befindet sich derzeit in der klinischen Prüfung und ist in den USA oder Kanada noch nicht zur Behandlung zugelassen. Im August 2017 erteilte die Europäische Kommission (EC) in den 28 Ländern der Europäischen Union plus Island, Liechtenstein und Norwegen die Marktzulassung für Mavenclad für die Behandlung von schubförmiger Multipler Sklerose mit hoher Krankheitsaktivität.

Das klinische Entwicklungsprogramm zu MAVENCLAD® umfasst folgende Studien:

CLARITY (Cladribine Tablets Treating MS OrallY): Zweijährige placebokontrollierte Phase-III-Studie zur Untersuchung der Wirksamkeit und Sicherheit von Mavenclad als Monotherapie bei Patienten mit RRMS.

CLARITY EXTENSION: zweijährige placebokontrollierte Erweiterungsstudie der Phase III zu CLARITY zur Untersuchung der Sicherheit und Wirksamkeit von MAVENCLAD® bei verlängerter Verabreichung über vier Jahre.



ORACLE MS (Oral Cladribine in Early MS): Zweijährige placebokontrollierte Phase-III-Studie zur Bewertung der Wirksamkeit und Sicherheit von Mavenclad als Monotherapie bei Patienten mit Risiko für die Entwicklung von MS (Patienten, bei denen ein erstes klinisches Ereignis auf MS hinweist).

ONWARD (Oral Cladribine Added ON To Interferon beta-1a in Patients With Active Relapsing Disease): Placebokontrollierte Phase-II-Studie primär zur Bewertung der Sicherheit und Verträglichkeit von Mavenclad als Zusatztherapie bei Patienten mit schubförmiger MS, bei denen während der etablierten Behandlung mit Interferon beta ein aktiver Schub stattgefunden hat.

PREMIERE (Prospective Observational Long-term Safety Registry of Multiple Sclerosis Patients Who Have Participated in Cladribine Clinical Studies): Interimsdaten der Langzeitnachbeobachtung aus dem prospektiven Register PREMIERE zur Bewertung der Sicherheit und Wirksamkeit von Mavenclad. Hierzu zählen Daten von über 10.000 Patientenjahren mit mehr als 2.700 Patienten, die in das klinische Studienprogramm eingeschlossen waren, darunter Patienten mit einer Nachbeobachtungszeit von über 10 Jahren.

EU-Indikation

Mavenclad (Cladribin-Tabletten) ist indiziert für die Behandlung von erwachsenen Patienten mit schubförmiger Multipler Sklerose (MS) mit hoher Krankheitsaktivität gemäß definierter klinischer oder bildgebender Kriterien.

Gegenanzeigen: Mavenclad ist kontraindiziert bei Patienten mit Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff, HIV-Infektion, aktiver chronischer Infektion (Tuberkulose oder Hepatitis), aktiver maligner Erkrankung, mäßiger bis schwerer Nierenfunktionsstörung (Kreatinin-Clearance < 60 ml/min) sowie bei schwangeren oder stillenden Frauen. Mavenclad ist außerdem bei immunkompromittierten Patienten kontraindiziert einschließlich Patienten, die aktuell eine immunsuppressive oder myelosuppressive Therapie erhalten.
Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung: Die relevantesten klinischen Nebenwirkungen waren Lymphopenie und Herpes zoster.

Blutbildkontrollen. In klinischen Studien wurden reduzierte Werte bei Neutrophilen, Erythrozyten, Hämatokrit, Hämoglobin bzw. Thrombozyten im Vergleich zu den Ausgangswerten beobachtet, obwohl diese Parameter in der Regel im Normalbereich bleiben.



Weitere hämatologische Nebenwirkungen sind zu erwarten, wenn Cladribin vor oder zusammen mit anderen Wirkstoffen verabreicht wird, die sich auf das hämatologische Profil auswirken.

Die Lymphozytenzahl muss bestimmt werden, und zwar

  • vor Therapiebeginn mit Mavenclad im 1. Behandlungsjahr,
  • vor Therapiebeginn mit Mavenclad im 2. Behandlungsjahr,
  • sowie 2 und 6 Monate nach Behandlungsbeginn in jedem Behandlungsjahr. Bei einer Lymphozytenzahl unter 500 Zellen/mm³ sollten aktive Kontrollen erfolgen, bis die Werte wieder steigen.

 

Infektionen

Cladribin kann die körpereigene Immunabwehr vermindern und damit die Wahrscheinlichkeit von Infektionen erhöhen. Vor Therapiebeginn mit Cladribin müssen eine HIV-Infektion, aktive Tuberkulose und aktive Hepatitis ausgeschlossen werden.

Die Inzidenz von Herpes zoster war bei Patienten unter Behandlung mit Cladribin erhöht. Fällt die Lymphozytenzahl unter 200 Zellen/mm³, sollte eine Anti-Herpes-Prophylaxe gemäß der lokalen Standardpraxis erwogen werden, solange eine Lymphopenie Grad 4 vorliegt. Eine Unterbrechung oder Verzögerung der Mavenclad-Behandlung bis zur Ausheilung der Infektion kann erwogen werden.

Unter parenteraler Behandlung mit Cladribin im Rahmen eines anderen Therapieschemas bei Patienten mit Haarzellleukämie sind Fälle von progressiver multifokaler Leukoenzephalopathie (PML) berichtet worden.

In der klinischen Studiendatenbank zu Cladribin bei MS (1976 Patienten, 8650 Patientenjahre) ist kein Fall von PML erfasst. Vor Therapiebeginn mit Mavenclad sollte jedoch eine Baseline-Kernspintomographie (MRT) erfolgen (in der Regel innerhalb von 3 Monaten).

 

Multiple Sklerose

Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems und die häufigste, nicht-traumatische, zu Beeinträchtigungen führende neurologische Erkrankung bei jungen Erwachsenen. Schätzungen zufolge sind weltweit circa 2,3 Millionen Menschen an Multiple Sklerose erkrankt. Die Symptome können unterschiedlich sein, wobei vor allem Sehstörungen, Taubheit oder Kribbeln in den Gliedmaßen sowie Kraftlosigkeit und Koordinationsprobleme auftreten. Am weitesten verbreitet ist die schubförmig verlaufende Multiple Sklerose.



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