Donnerstag, März 28, 2024

Major Depression und Diabetes

Die generellen Auswirkungen von diabetischen Patienten Major Depression und Diabetes sind nicht einfach ein paar unerklärliche Symptome, sondern sehr komplex.

Aufgrund der Komplexität der Auswirkungen des gemeinsamen Auftretens von Major Depression und Diabetes ist die Identifizierung von Patienten, die aufgrund einer depressiven Störung schlechte Stoffwechselparameter aufweisen, sehr wesentlich.

Die depressive Störung wird generell in leichte, mittelgradige oder schwere Depression, je nach Vorliegen von Symptomen unterteilt. Die Prävalenz der Depression bei Typ 1 und Typ 2 Diabetes mellitus schwankt in kontrollierten Studien in einem Bereich zwischen 6 und 27 %, je nach Definition und verwendetem Diagnostik-Instrumentarium.

Jüngeres Alter, weibliches Geschlecht, schlechtere Bildung, unverheiratet sein, BMI>=30, Rauchen, höhere HbA1c-Spiegel, mehr Spätschäden und Insulintherapie sind unabhängige Faktoren, die mit Major Depression assoziiert sind. In verschiedenen Studien konnte ein Zusammenhang zwischen geringeren Einkommen und einer erhöhten Inzidenz von Major Depression beobachtet werden.

 

Ältere Erwachsene mit Diabetes mellitus

Ältere Erwachsene mit Diabetes mellitus haben ebenfalls ein höheres Risiko für komorbide Depressionen als diejenigen ohne Diabetes mellitus. Außerdem erhöht Diabetes mellitus das Risiko eines erneuten Auftretens einer Depression. Umgekehrt erhöht die Vorgeschichte einer Depression das Risiko für neu auftretenden Diabetes mellitus. Zudem beeinträchtigt eine unentdeckte, unbehandelte oder unzureichend behandelte Depression die Patienten dabei, ihren Diabetes mellitus erfolgreich zu behandeln. Depressionen behindern auch die Adhäranz, die Einhaltung des Behandlungsschemas bei der Behandlung des Diabetes.

 

Ko-Morbiditäten – Risikofaktoren – Risikomarker

Major Depression ist eine bedeutende Ko-Morbidität bei Patienten mit Diabetes mellitus und könnte für schlechtere Stoffwechseleinstellung und höhere Inzidenz von akuten und chronischen Komplikationen verantwortlich sein.

Ein Zusammenhang zwischen kardiovaskulären Erkrankungen und Depression wurde mehrfach bestätigt und publiziert. Ein 3,5-facher Anstieg der Mortalität von depressiven Patienten innerhalb von 6 Monaten nach Myokardinfarkt bei depressiven versus nicht-depressiven Patienten wurde ebenfalls beschrieben.

Aus einer Publikation in Diabetes Care geht hervor, dass die Sterblichkeit bei diabetischen Patienten mit minor Depression 1,67-fach und bei Patienten mit Major Depression 2,3-fach gegenüber der nicht-depressiven diabetischen Population gesteigert ist.

 

Biologische Erklärungsmodelle

Eine biologische Basis für die ­Assoziation der Major Depression mit einer hohen physischen Morbidität ist plausibel. Der Zusammenhang zwischen Über­aktivität bzw. Dysfunktion der HHA-Achse (Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse), einem der wesentlichsten Stress-Regulationssysteme, mit Depression, viszeraler Adipositas und Diabetes mellitus wurde mehrfach beschrieben. Die Plasma-Cortisolspiegel und die intrazellulär gelegenen Glukokortikoid-Rezeptoren spielen für den Feedback-Mechanismus, der die weitere Cortisolausschüttung reguliert, eine entscheidende Rolle.

Eine 2005 publizierte Studie zeigt, dass jüngere depressive Frauen ein erhöhtes viszerales Fettgewebe und damit auch erhöhte Spiegel von Cytokinen wie Interleukin-6 und TNF-alpha aufweisen. Diese Veränderungen, zu­sammen mit der oben beschriebenen Dysfunktion der HHA-Achse könnten in der Folge zu den pathophysiologischen Prozessen des metabolischen Syndroms und Diabetes mellitus beitragen. So oder ähnlich könnte ein Erklärungsmodell für die hohe Koinzidenz von Depression und Diabetes aussehen. Diabetes mellitus führt darüber hinaus auch zu klinisch relevanten, cerebralen End-Organ Schäden. Zusätzlich zu möglichen akuten Ereignissen wie Hypoglykämie und Insult, verursachen Diabetes bezogene metabolische und vaskuläre Störungen spezifische Veränderungen im Gehirn, die zu kognitiven Defiziten führen können.


Literatur:

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Quelle: Major Depression und Diabetes mellitus. OA Dr. Heidemarie Abrahamian. MEDMIX 11/2005

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