Samstag, April 27, 2024

Magenverkleinerung erhöht das Allergierisiko deutlich

Eine Magenverkleinerung kann bei betroffenen PatientInnen das Allergierisiko mitunter deutlich erhöhen. Ursache ist die danach nicht ausreichende Bildung der Verdauungssäfte.

Eine Studie der Medizinischen Universität Wien ist unlängst zum Ergebnis gekommen, dass eine Magenverkleinerung bei betroffenen PatientInnen das Allergierisiko deutlich erhöht. Die Studie wurde in Zusammenarbeit mit der Universitätsklinik für Chirurgie und mit dem Institut für Pathophysiologie und Allergieforschung an der MedUni Wien durchgeführt.

 

Nicht mehr ausreichend Verdauungssäfte durch eine Magenverkleinerung

Wird ein Großteil des Magens entfernt, gelangen Nahrungsbestandteile quasi „unverändert“ in den Darm, da nicht mehr ausreichend Verdauungssäfte gebildet werden. Im Darm steigt dadurch das Risiko für Allergien. Das betonte Studien-Autorin Eva Untersmayr-Elsenhuber. Die Studie wurde im Zuge von endoskopischen Eingriffen zur Magenverkleinerung von stark adipösen PatientInnen durchgeführt. „Operiert wird ab einem Body-Mass-Index von 35 Kilogramm pro Quadratmeter mit weiteren bestehenden Erkrankungen und ab einem BMI von 40 Kilogramm pro Quadratmeter ohne Komorbiditäten. Und je nach Vorbefunden – die Vorbereitungszeit dauert etwa vier bis sechs Monate – sowie nur mit gültiger OP-Freigabe wird operiert“, erklärt Untersmayr-Elsenhuber.

Für die PatientInnen bringt die Magenverkleinerung eine wesentliche Steigerung der Lebensqualität, verlieren sie doch innerhalb kurzer Zeit sehr viel Körpergewicht.

Der Magen von stark adipösen Menschen ist meist nicht viel größer als jener von Normalgewichtigen und fasst etwa 1,2 bis 1,6 Liter. „Doch die späte Ausdehnung und somit die Sättigung unterscheidet sich deutlich – sie müssen und können mehr essen“, so die Immunologin, die sich seit 2001 der Untersuchung von Risikofaktoren für Allergieentwicklung und der Entwicklung neuer Therapien verschrieben hat.

Nach der Magenverkleinerung beträgt das Magenvolumen allerdings nur noch 15 bis 25 Milliliter. Für die PatientInnen bringt die OP eine wesentliche Steigerung der Lebensqualität, verlieren sie doch innerhalb kurzer Zeit sehr viel Körpergewicht. Doch der „Restmagen“ ist nicht mehr in der Lage, ausreichend Verdauungssäfte zu produzieren und so die aufgenommene Nahrung zur Gänze in ihre Bestandteile zu zerlegen, die nun „unverändert“ in den Darm gelangt. Da dieser als Ort der Entstehung von Allergien angesehen wird, steigt nun die Gefahr für allergische Reaktionen.

Der „Restmagen“ kann nicht mehr ausreichend Verdauungssäfte produzieren und die aufgenommene Nahrung gelangt relativ „unverändert“ im Darm. Da dieser als Ort der Entstehung von Allergien angesehen wird, steigt nun die Gefahr für allergische Reaktionen.

Dementsprechend aufwändig ist die postoperative Behandlung der PatientInnen, die das Krankenhaus meist schon zwei bis drei Tage nach dem Eingriff wieder verlassen können.

Für die Studie wurden insgesamt 34 verschiedene Allergene getestet. Sonst werden routinemäßig alle drei Monate Vitamine, Folsäure, sämtliche Hormone inklusive Schilddrüsenwerte sowie Eisen regelmäßig kontrolliert. Nach einem Jahr folgen Kontrollen im Jahres-Rhythmus – ein Leben lang. „In Zukunft sollte aber auch das Allergierisiko bedacht und die Patienten entsprechend medizinisch betreut werden“, so Untersmayr-Elsenhuber.

 

Richtige Ernährung gegen Allergien – auch nach Magenverkleinerung

Wie wichtig die richtige Ernährung und damit der Magen-Darm-Trakt zur Vorbeugung von Allergien ist, betont die MedUni Wien in einer gemeinsamen Broschüre mit dem Interuniversitären Messerli Forschungsinstitut Wien (gemeinsam mit der Vetmeduni Vienna).

Neben längst allgemein gültigen „No-Go’s“ wie Rauchen und Alkoholkonsum während der Schwangerschaft, zählen auch ausschließliches Stillen bis zum 4. Lebensmonat, der Verzicht auf allergenarme Diät (außer bei bestehenden Allergien), die Vermeidung von Kaiserschnittgeburten und Antibiotika-Gaben (außer wenn medizinisch notwendig) zu den empfohlenen Präventionsmöglichkeiten.


Quellen:

www.meduniwien.ac.at

http://www.vetmeduni.ac.at/messerli/

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