Donnerstag, April 18, 2024

Wie sich die Leber regeneriert

Die Leber regeneriert sich offensichtlich durch einen verstärkten Blutfluss durch die kleinen Gefäße, der das Leber-Wachstum fördert.

Die Leber ist eines der wichtigsten Organe des Menschen. Sie ist für den Stoffwechsel, die Entgiftung des Blutes und für ein funktionierendes Immunsystem unverzichtbar. Sie ist aber auch das einzige Organ, das die Eigenschaft hat, seine Zellmasse zu erneuern: denn die Leber regeneriert sich komplett innerhalb weniger Wochen, selbst wenn mehr als die Hälfte des Organs entfernt wird.

 

Die Leber regeneriert sich durch erhöhten Blutfluss

Die Ursache für die Fähigkeit, warum sich die Leber regeneriert, wurde bislang unzureichend verstanden. Im Rahmen des Sonderforschungsbereichs SFB 974 konnten Wissenschaftler/innen aus dem Deutschen Diabetes-Zentrum (DDZ), Leibniz-Zentrum für Diabetes-Forschung an der Heinrich-Heine-Universität (HHU) Düsseldorf um Prof. Eckhard Lammert, zusammen mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der HHU und des Universitätsklinikums Düsseldorf (UKD) nun erstmals zeigen, dass ein verstärkter Blutfluss durch die kleinen Gefäße der Leber Signale aus den Zellen der Blutgefäße freisetzt, die das Wachstum der Leber fördern.

Die Forscher um Prof. Eckhard Lammert haben herausgefunden, dass es der erhöhte Blutfluss und die mechanische Erweiterung der Blutgefäße der Leber sind, durch die die Leber Signale zum Wachstum erhält. Die Signale kommen von den Zellen der Blutgefäße, die auf die mechanische Stimulation reagieren. Die Publikation geht auf die 2001 publizierte Erkenntnis zurück, dass Blutgefäße Organe in ihrer Funktion und ihrem Wachstum beeinflussen (Lammert et al., Science 2001).

„In unserer Studie an der Leber und ihren Blutgefäßen haben wir einen wichtigen Auslöser für Organwachstum identifiziert. Erstmals konnten wir zeigen, dass der Blutfluss und die Erweiterung von Blutgefäßen (auch Vasodilatation genannt) wachstumsfördernde Signale freisetzen“, erklärt Prof. Dr. Eckhard Lammert, Direktor des Instituts für Betazellbiologie am Deutschen Diabetes-Zentrum (DDZ) und Leiter des Instituts für Stoffwechselphysiologie der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.

„Diese spannenden Ergebnisse könnten zukünftig auch für das Verständnis und die Behandlung von Fettlebererkrankungen bei Adipositas und Diabetes Bedeutung erlangen“, ergänzt Prof. Michael Roden, Wissenschaftlicher Geschäftsführer und Vorstand des Deutschen Diabetes-Zentrums und Direktor der Klinik für Endokrinologie und Diabetologie am Universitätsklinikum Düsseldorf. „Die Untersuchungsergebnisse sind von großer Bedeutung für das Verständnis der komplexen Vorgänge bei Leberregeneration und ihrer Störungen“, betont Prof. Dieter Häussinger, Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie am Universitätsklinikum Düsseldorf und Sprecher des Sonderforschungsbereichs 974.

Quelle: Deutsches Diabetes-Zentrum (DDZ)


Literatur: Lorenz L, Axnick J, Buschmann T, Henning C, Urner S, Fang S, Nurmi H, Eichhorst N, Holtmeier R, Bódis K, Hwang JH, Müssig K, Eberhard D, Stypmann J, Kuss O, Roden M, Alitalo K, Häussinger D, Lammert E. Mechanosensing by β1 integrin induces angiocrine signals for liver growth and survival. Nature. 2018 Sep 26. doi: 10.1038/s41586-018-0522-3. [Epub ahead of print]
Advance Online Publication (AOP) on http://www.nature.com/nature


Video zur Studie: https://figshare.com/s/f7ceb9d5980d10084ad8

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