Donnerstag, April 18, 2024

Atropin-Augentropfen gegen Kurzsichtigkeit bei Kindern

Atropin-Augentropfen bieten gegen die Kurzsichtigkeit – der Mypoie – bei Kindern den besten Schutz. Atropin schützt besser vor Sehschwäche als Kontaktlinsen oder Tageslicht.

Atropin-Augentropfen schützen vor Kurzsichtigkeit am besten, gefolgt von multifokalen Kontaktlinsen und Tageslicht. Dieses Ranking war das Ergebnis einer großen weltweiten Meta-Analyse, die sechzehn Studien mit überwiegend asiatischen Kindern auswertet, wobei dies die Praxis von Atropin in unseren Breiten bestätigt. Experten fordern aber auch weitere Studien zu Wirksamkeit, Dosierung und möglichen unerwünschten Wirkungen von Atropin.

 

Kurzsichtigkeit – Myopie

Zu den am stärksten zunehmenden Augenproblemen weltweit gehört die Kurzsichtigkeit, auch Myopie genannt. In Europa sind fast die Hälfte aller 25-jährigen betroffen, in einigen asiatischen Ländern sogar bis zu 96 Prozent der 20-jährigen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO listet Myopie heute zu den fünf Augenerkrankungen, deren Eindämmung höchste Priorität hat. Kurzsichtigkeit ist auch ein Hauptrisikofaktor für ernste Augenleiden wie Makuladegeneration, Netzhautablösung und Glaukom, weshalb es auch wichtig ist, diese Sehschwäche zu stoppen, wenn sie beginnt, wie meist im Grundschulalter.

Zu den Ursachen für das Anwachsen der Kurzsichtigkeit bei Kindern zählen die Forscher neben genetischen Anlagen auch ein verändertes Freizeit-, Lern- und Arbeitsverhalten. Beispielsweise fördern die allgegenwärtige Computernutzung und Smartphones eine Myopie.

 

Anstieg von Kurzsichtigkeit bei Kindern entgegenwirken

Um einem weiteren Anstieg entgegenzuwirken und umzukehren, setzen Experten weltweit vor allem auf Medikamente wie Atropin-Augentropfen, korrigierende Brillengläser, Kontaktlinsen und natürliches Tageslicht. Atropin ist ein Nervengift, das aus der Tollkirsche gewonnen wird und in medizinisch unbedenklicher Dosis häufig in der Medizin angewendet wird – etwa, um die Pupillen weit zu stellen.

Sehr oft verordnen Augenärzte Atropin-Augentropfen im sogenannten Off-Label-Use. Kinderophthalmologen berichten von ermutigenden Erfahrungen mit dem Präparat und guter Verträglichkeit in geringen Konzentrationen – in einer Konzentration von 0,01 Prozent über mehrere Jahre vor jedem Schlafengehen jeweils mit einem Tropfen in beide Augen. In der eingangs zitierten Studie wurden sechzehn randomisierte und kontrollierte Interventionsstudien ausgewertet. Dabei ergab sich folgendes Ranking in der Wirksamkeit:

  • Atropin-Augentropfen hochdosiert verhindern eine Myopie-Zunahme von 0,68 Dioptrien (D) pro Jahr,
  • dicht gefolgt von niedrigdosierten Atropin-Augentropfen mit 0,53Dioptrien.
  • Dann folgen Kontaktlinsen mit 0,21 Dioptrien jährlich.
  • Zwei Stunden Tageslicht täglich schützen vor einem Verlust von 0,14 Dioptrien, gleichauf mit Gleitsichtbrillen.

 

Taiwan: Kindliche Kurzsichtigkeit dank Tageslichttherapie rückläufig

Allgemein vermutet man, dass Atropin Myopie effektiver bremst als Kontaktlinsen oder Tageslicht. Dennoch wirft die Meta-Analyse die wichtige Frage auf, ob die Behandlungen könnten womöglich bei asiatischen Kindern besser anschlagen als bei europäischen. Daher sind Studien mit europäischen Kindern nötig. Grundsätzlich sind Schulen und Eltern gefordert, bei Kindern auf eine ausreichende Versorgung mit Tageslicht zu achten. Wie gut eine Tageslichttherapie funktioniert, zeigt das Beispiel Taiwan. Dort müssen Kinder während der Schulzeit täglich zwei Stunden ins Freie, nach dreißig Minuten Lesen folgen zehn Minuten Pause von der Nahsicht. Als Erfolg kann verbucht werden, dass in Taiwan die kindliche Kurzsichtigkeit seit 2012 wieder rückläufig ist.

Quelle: DOG 2016 – Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG).

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