Die Kombinationstherapie von Imatinib und Interferon kann es den meisten Patienten mit chronischer myeloischer Leukämie ermöglichen, therapiefrei zu werden.
Eine Leukämie – (weißer) Blutkrebs – ist eine Störung der Blutbildung, bei der sich weiße Blutkörperchen unkontrolliert vermehren. Je nach Verlauf unterscheidet man akute und chronische Leukämien, wobei akute Leukämien lebensbedrohliche Erkrankungen sind, die unbehandelt in wenigen Wochen bis Monaten zum Tode führen. Hingegen verlaufen chronische Leukämien häufig über mehrere Jahre und verursachen im frühen Stadium kaum Beschwerden. Ein neuer Behandlungsansatz bei der sogenannten chronischen myeloischen Leukämie (CML) könnte es vielen Patienten ermöglichen, ihre Medikamente dauerhaft abzusetzen.
Imatinib bei chronischer myeloischer Leukämie (CML)
Das Arzneimittel Imatinib ist das Standardpräparat gegen chronische myeloische Leukämie. Es hemmt die Aktivität des krebsauslösenden Gens BCR-ABL, woraufhin die Krebszellen ein Zelltodprogramm – die so genannte Apoptose – aktivieren, so dass sie absterben. Das bewirkt eine deutliche Verbesserung der Therapieergebnisse bei dieser Unterform der Leukämie.
Eine Problematik bei der Anwendung von Imatinib besteht darin, dass trotz der Behandlung immer einige Leukämiezellen vorhanden sind, die gegen das Medikament resistent sind oder im Verlauf der Behandlung eine Resistenz entwickeln. Um das zu vermeiden, erprobten Forscher in einer aktuellen Studie eine neue Therapie, bei der sie neben Imatinib auch das körpereigene Hormon Interferon einsetzten. So soll bei dieser Therapie Interferon das Immunsystem aktivieren und so jene Leukämiezellen unter Kontrolle bringen, die gegen Imatinib resistent sind.
In der zitierten Untersuchung wurden 20 Patienten mit Imatinib in Kombination mit Interferon behandelt. Es zeigte sich, dass viele Patienten krankheitsfrei blieben, obwohl sie Imatinib absetzen mussten und weiter ausschließlich Interferon erhielten. Sogar 70 Prozent der Patienten, bei denen die Diagnosestellung bis zu zwölf Jahren vergangen war, konnten so rückfallfrei bleiben. Fast die Hälfte der Patienten konnte später auch Interferon absetzen und ohne Therapie bis zu fünf Jahren rückfall- und beschwerdefrei leben.
Imatinib und Interferon – effektive Kombinationstherapie bei Leukämie
Die Autoren schlussfolgerten, dass eine Kombinationstherapie von Imatinib und Interferon es den meisten Patienten ermöglichen könnte, komplett therapiefrei zu werden. Die Frage, ob dieses neuartige Behandlungskonzept die Zahl derjenigen Patienten erhöhen kann, die dauerhaft ohne Medikamente auskommen, steht derzeit im Fokus klinischer Studien (z.B. der Tiger-Studie).
Originalveröffentlichung:
Andreas Burchert & al.: Interferon alpha 2 maintenance therapy may enable high rates of treatment discontinuation in chronic myeloid leukemia, Leukemia 2015, doi: 10.1038/leu.2015.45