Samstag, April 20, 2024

Knochenstoffwechsel – Auf- und Abbau der Knochensubstanz

Als Knochenstoffwechsel werden jene biologische Prozesse bezeichnet, die am Umbau – Auf- und Abbau – der Knochensubstanz beteiligt sind.

Substanzaufbauende Osteoblasten und substanzabbauende Osteoklasten passen die Knochen andauernd an funktionelle Bedürfnisse an und bauen sie jeweils dementsprechend um. Man unterscheidet hier zwischen Knochenaufbau, der Osteogenese, und Knochenabbau, der Osteolyse. Die häufigste Knochenstoffwechsel-Störung ist die Osteoporose, umgangssprachlich Knochenschwund, bei der die Knochenmasse schneller abnimmt beziehungsweise der Abbau der Knochensubstanz schneller voranschreitet, als das normal der Fall ist.

 

Physiologie des Knochens

Knochen setzen sich aus einer organischen Matrix, der mineralischen Phase und verschiedenen Knochenzellen zusammen. Die Matrix besteht zu 90 Prozent aus Kollagenfasern des Typs I. Die mineralische Phase besteht zum größten Teil aus Kalzium, Phosphat und Karbonat, die in kristalliner Hydroxy­apatitform vorliegen.

 

Osteoblasten und Osteoklasten

Osteoblasten und Osteoklasten sind die eingangs erwähnten beiden Zelltypen, die am dynamischen Knochenabbau und Knochenabbau beteiligt sind:

  • Osteoklasten sind für die Knochenresorption zuständig – der Auflösung der mineralischen Phase und der Knochenmatrix. Dabei entstehen so genannte Resorptionslakunen.
  • Osteoklasten sind multinukleäre Zellen, die aus mono­nukleären Knochenmarkszellen gebildet werden. Sie sind reich an lysosomalen Enzymen und besitzen eine als Bürs­tensaum bezeichnete spezialisierte Zellmembran, an der der Knochenabbau stattfindet.

Verschiedene Hormone und Wachstumsfaktoren steuern die Differenzierung, Aktivierung und Hemmung der Osteoklasten. Hauptaufgabe der viel kleineren, einkernigen Osteoblasten ist die Synthese neuer Knochenmatrix (Osteoid).

Die von den Osteoblasten abstammenden Osteozyten spielen eine bedeutende Rolle bei der Erhaltung des Knochens. Diese Osteozyten stellen fixe Bestandteile der entstehenden Knochen dar. Sie vermitteln über zahlreiche Fortsätze, mit denen sie mit anderen Osteozyten kommunizieren, Signale zur Regelung eines ­geordneten Knochenstoffwechsels.

Arbeiten zu Knochenstoffwechsel ausgezeichnet

Knochenstoffwechsel – Umbauprozess und Abbau der Knochensubstanz

Der Knochenumbau startet mit Stimulierung von Prä-Osteoklasten durch den granulocyte-macrophage-colony-stimulating-factor und der daran anknüpfenden Differenzierung der Prä-Osteoklasten durch andere Zytokine und Wachstumsfaktoren zu aktiven, reifen Osteoklasten. Letztere sammeln sich dann an einer bestimmten Stelle der Knochenoberfläche ansammeln.

Parathormon, Schilddrüsenhormone und Calzitriol erhöhen, Sexualhormone und Calcitonin senken die Aktivierungsfrequenz. Bei der Resorption werden von den Osteoklasten Säuren und proteolytische Enzyme aus zytoplasmatischen Ausstülpungen der Osteoklastenmembran sezerniert, wodurch an der Knochenoberfläche eine Resorptionshöhle entsteht.

Der Boden dieser Resorptionshöhle wird durch mononukleäre Zellen geglättet und eine zement­artige, proteinreiche, aber kollagenarme Substanz abgelagert.

Osteoblasten gelangen an die Resorptionsstelle und bilden eine Osteoidmatrix, bestehend aus nichtmineralisiertem Knochengewebe und Matrixproteinen. Für die Mineralisierung des neu ­gebildeten Osteoids mit Kalziumhydroxyapatitkristallen sind zwei Faktoren von entscheidender Bedeutung:

  • Vitamin D3 führt zu Osteomalazie – der Begriff beschreibt eine erhöhte Weichheit des Knochens durch mangelhaften Einbau von Knochenmineralien
  • Natriumfluorid organisiert die Kristalle und erhöht die Widerstandsfähigkeit gegen die Osteoklasten-Aktivität

Täglich kurzes Training gegen osteoporotische Knochen


Literatur:

Park-Min KH. Metabolic reprogramming in osteoclasts. Semin Immunopathol. 2019 Sep;41(5):565-572. doi: 10.1007/s00281-019-00757-0. Epub 2019 Sep 24. PMID: 31552471; PMCID: PMC7671717.

Datta HK, Ng WF, Walker JA, Tuck SP, Varanasi SS. The cell biology of bone metabolism. J Clin Pathol. 2008 May;61(5):577-87. doi: 10.1136/jcp.2007.048868. PMID: 18441154.


Quelle:

Der Knochenstoffwechsel, MEDMIX 6/2008.

Related Articles

Aktuell

Zirkulierende Tumorzellen beim kleinzelligen Lungenkarzinom kultivieren

Wichtig zur Klärung der Metastasierung: Forscher gelang es, zirkulierende Tumorzellen beim kleinzelligen Lungenkarzinom zu kultivieren. Die Forschung zum kleinzelligen Lungenkarzinom (SCLC), einer besonders aggressiven Form...
- Advertisement -

Latest Articles

Individuelle Beratung zur Ernährung für Krebspatienten

Beratung zur Ernährung für Krebspatienten: Verbesserung der Lebensqualität durch individuelle ernährungsmedizinische Unterstützung. Eine rechtzeitige und individuell angepasste Beratung zur Ernährung kann wesentlich zur Verbesserung der...

Warum HIV trotz Kombinationstherapie höchst aktiv sind

Neue Herausforderungen in der HIV-Behandlung sind, dass aktive HI-Viren trotz Kombinationstherapie weiterhin aktiv bleiben. Die HIV-Kombinationstherapie, eingeführt in den 1990er Jahren, gilt als Meilenstein in...

Partnerschaft mit Diabetes-Patienten: auch die Partner profitieren von Einbeziehung

Den Partner in die Diabetes-Behandlung zu integrieren, verbessert die Partnerschaft und das gemeinsame Wohlbefinden. Diabetes Typ-2 stellt nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für...