Kinder mit psychischen Problemen brauchen mehr Beachtung – Experten der BÖP orten Versorgungslücken bei der Kindergesundheit.
Jugendliche und Kinder mit psychischen Problemen sind in den Gesundheitssystemen mit großen Defiziten konfrontiert. Es gibt zu wenig Betreuungsplätze, zu lange Wartezeiten oder zu hohe Behandlungskosten. Obwohl 20% der Jugendlichen von psychischen Problemen betroffen sind, bekommen nur die wenigsten eine bezahlte Behandlung. Auch Alarmsignale werden oft zu spät erkannt, in die Prävention wird zu spät und zu wenig investiert.
Cybermobbing oder Sexting – neue Phänomene
Wie dringend notwendig Aufklärung und Prävention insbesondere bei Kindern sind, zeigen auch die Ergebnisse einer rezenten Studie über Gewalt und Missbrauch an Kindern. Cybermobbing oder Sexting zeigten sich dabei als neue Phänomene von Gewalt insbesondere an Mädchen, verursacht durch neue Medien. Dagegen brauchen Familien und Schulen Handlungsanleitungen.
Jeder Erfolg von Reformen des Gesundheitssystems misst sich auch daran, wie die evidenten Versorgungsmängel bei der Kinder- und Jugendgesundheit bewältigt werden. Unbehandelte Kinder mit psychischen Problemen erhöhen die Krankheitsausfälle bei Erwachsenen um ein Mehrfaches. Kinder sollten in einem modernen Gesundheitswesen oberste Priorität erfahren, aber viele Eltern könnten sich die Behandlungskosten nicht leisten, weil zwar die klinisch-psychologische Diagnostik von den Krankenkassen bezahlt wird, nicht aber die klinisch-psychologische Behandlung.
Psychische Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter haben oft chronischen Verlauf
Experten vermuten, dass das dazu führt, dass Verhaltensauffälligkeiten, ADHS, steigender Nikotin- und Alkoholkonsum, Diabetes oder Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen im Steigen begriffen sind. Mit allen absehbaren Konsequenzen auf künftige Folgekosten durch vermehrte Krankenstandstage oder gar Arbeitsunfähigkeit im Berufsalter, denn etwa die Hälfte der psychischen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter weist einen chronischen Verlauf auf. Eine möglichst frühzeitige Behandlung von psychischen Problemen kann letztendlich dauerhafte psychiatrische Erkrankungen verhindern.
Prävention sollte auch verstärkt an den Schulen stattfinden. Angekündigten Reform der Schulautonomie sollen eine Chance darstellen, die Einbindung von Schulpsychologen am jeweiligen Standort nach Bedarf auszurichten und zu erweitern.
Quelle: Berufsverband Österreichischer PsychologInnen www.boep.or.at