Freitag, März 29, 2024

Jodmangel in der Schwangerschaft verursacht manchmal fatale Folgen

Jodmangel in der Schwangerschaft kann fatale Folgen haben – bis hin zur Fehl- oder Frühgeburt, wobei bereits geringer Jodmangel in der Schwangerschaft der Hirnentwicklung des Kindes schadet.

Im Grunde genommen tritt Jodmangel in der Schwangerschaft häufig auf. Denn während der Schwangerschaft verdoppelt sich der Jod-Bedarf. Unter dem Strich benötigt der Körper Jod für den Aufbau der Schilddrüsenhormone. Wobei eine werdende Mutter für eine normale Schilddrüsenfunktion in der Frühphase der Schwangerschaft etwa 50 Prozent mehr an Schilddrüsenhormonen braucht. Jodmangel in der frühen Schwangerschaft kann man jedenfalls durch eine Hormonmessung im mütterlichen Blut nachweisen und mögliche Folgen entsprechend behandeln.

 

Messung des TSH im Blut

Der Schilddrüsenfunktionstest beruht auf einer Messung des sogenannten Thyreoidea-stimulierenden Hormons (TSH) im Blut. Ist dieser Wert erhöht und werden zudem normale oder erniedrigte Werte des Schilddrüsenhormons Tetrajodthyronin (fT4) gemessen, ist dies ein Anzeichen für eine Unterfunktion der Drüse. Zu niedrige TSH-Werte weisen auf eine Schilddrüsenüberfunktion hin.

Jedenfalls sollte man schwangerschaftsbedingte Veränderungen der Schilddrüsenwerte von eigenständigen Schilddrüsenfehlfunktionen abgrenzen. Neben Jodmangel kann auch eine gestörte, fehlgeleitete körpereigene Abwehr Ursache für eine Schilddrüsenfehlfunktion sein. Besonders bei Frauen mit Autoimmunerkrankungen wie beispielsweise Typ-1-Diabetes und bei Frauen mit gehäuften Schilddrüsenerkrankungen in der Familie sollte bereits vor der Schwangerschaft die Schilddrüsenfunktion kontrolliert werden, raten Experten.

Wenn eine Frau bereits Schilddrüsenhormone einnimmt, dann muss die Dosis in der Schwangerschaft entsprechend angepasst werden. Wenn etwa unter der bisherigen Thyroxindosis eine normale Funktion vorliegt, so wird diese in der Regel um 30 Prozent erhöht.

Ein Jodmangel in der Schwangerschaft kann jedenfalls fatale Folgen haben- Und zwar bis hin zu Fehl- oder Frühgeburt. Schon ein geringer Jodmangel in der Schwangerschaft schadet der Hirnentwicklung des Kindes. Es kann Sprach- und Hörbeeinträchtigungen verursachen, die geistige Entwicklung verzögern und die Motorik einschränken. Aufgrund einer wichtigen britischen Studie empfehlen Experten schwangeren Frauen die Einnahme von Jodtabletten.

 

Wesentliche Studie zu Jodmangel in der Schwangerschaft in Südengland 2013

Forscher hatten übrigens unlängst in Südengland jahrelang etwa 1000 Kinder von der Schwangerschaft ihrer Mütter bis zum Grundschulalter begleitet. Bei zwei Drittel der Studienteilnehmerinnen wurde mittels Harntest ein Jodmangel in der Schwangerschaft festgestellt worden. Ihre Kinder hatten im Alter von acht Jahren häufiger schlechtere Ergebnisse im sprachlichen Teil eines Standard-Intelligenztests für Kinder als der Durchschnitt, und im neunten Lebensjahr fielen sie bei einer schulpsychologischen Untersuchung durch verminderte Fähigkeiten in Lese-Tests auf.

Die betroffenen Kinder waren langsamer, machten mehr Fehler und verstanden den Text schlechter als Kinder, deren Mütter in der Schwangerschaft ausreichend Jod hatten. Die Unterschiede in der kognitiven Entwicklung, also in Bezug auf die verstandesmäßigen Fähigkeiten, waren statistisch eindeutig. Zu den Folgen von Jodmangel in der Schwangerschaft könnten somit schlechtere Schulnoten der Kinder gehören.

 

Jodmangel in der Schwangerschaft als die wichtigste vermeidbare Ursache für einen Hirnschaden des Kindes

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) betrachtet Jodmangel in der Schwangerschaft als die wichtigste vermeidbare Ursache für einen Hirnschaden des Kindes. Am meisten betroffen sind Entwicklungsländer.

Doch auch die entwickelten Länder sind keineswegs immun, wie die zitierte Studie aus Großbritannien zeigt. Zudem leiden auch in unseren Breiten viele Frauen an einem Jodmangel in der Schwangerschaft. Wobei etwa ein Fünftel der Frauen schon vor der Schwangerschaft eine leichte Schilddrüsenvergrößerung, Struma genannt, haben. Dies ist auf einen Mangel zurückzuführen.

 

Als lebenswichtiges Spurenelement muss man Jod über die Nahrung aufnehmen

Seit bald 100 Jahren sind die Konsequenzen eines Jodmangels bekannt. Reagiert hat man darauf durch das Anreichern von Speisesalz mit Jod und die Verwendung dieses jodierten Salzes in der Nahrungsmittelindustrie. Seit einigen Jahren gibt es einen umgekehrten Trend. Meersalz wird als ‚natürlicher‘ angepriesen und Lebensmittelherstellern setzen deswegen weltweit vermehrt jodfreies Salz ein. Doch das könnte wiederum bei vielen Menschen zu Jodmangel führen.

Mit Jod angereichertes Speisesalz allein ist für Schwangere nicht ausreichend, um das Joddefizit zu senken. Deswegen empfehlen Experten weiterhin, dass Schwangere und auch stillende Mütter nach Rücksprache mit ihrem Arzt Jodtabletten einnehmen. Die WHO empfiehlt bei Schwangerschaft und in der Stillzeit eine Jodaufnahme von insgesamt 250 Mikrogramm (µg) pro Tag. Da mit der Nahrung täglich etwa 100 µg aufgenommen werden, heißt das konkret, dass die Schwangere pro Tag eine Tablette mit 100-150 µg Jod nehmen sollte.


Literatur:

Bath SC, Steer CD, Golding J, Emmett P, Rayman MP. Effect of inadequate iodine status in UK pregnant women on cognitive outcomes in their children. Results from the Avon Longitudinal Study of Parents and Children (ALSPAC). Lancet. 2013 Jul 27;382(9889):331-7. doi: 10.1016/S0140-6736(13)60436-5. Epub 2013 May 22. PMID: 23706508.

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