Donnerstag, März 28, 2024

Insulin und Diabetes-Medikamente bei Typ-2-Diabetes

Bei der Einnahme von Insulin und anderen Medikamenten bei Typ-2-Diabetes sind Komplikationen, Risiken und Belastungen genau in Betracht zu ziehen.

Eine unlängst veröffentlichte Studie der University of Michigan Health System, der VA Ann Arbor Healthcare System sowie des University College London erstellte eine neue Nutzen-Risiko Bewertung in Hinblick auf die Therapie von Typ-2-Diabetes-Patienten. Der Studie zufolge wiegen für speziell Patienten mit Typ-2-Diabetes der Generation 50+ die Nebenwirkungen wie Gewichtszunahme und häufiges Insulin spritzen schwerer, als der Nutzen der Medikation. Untersuchungen zufolge, sind die erzielten Vorteile von Insulin und Co. häufig zu klein, um die damit verbundenen Belastungen bzw. Nebenwirkungen zu rechtfertigen.

Im Gegensatz zu den aktuellen Leitlinien für die Behandlung von Typ-2-Diabetes, die eine Intensivierung der Behandlung bis zum Erreichen gewünschter Zuckerspiegel vorsieht, wurde der Benefit der Medikamentengabe nicht so sehr vom Zuckerspiegel sondern von deren allgemeiner Sicherheit und dem Vorhandensein von Nebenwirkungen und Risiken sowie der Lebensqualität der Patienten untersucht.

„Bei der Typ-2-Diabetes-Therapie wird meist der Blutzuckerspiegel reguliert, um daraus resultierende Komplikationen wie z.B. Schädigungen von Nieren, Augen oder Herz, zu vermeiden. Trotzdem ist es essenziell, die durch eine Medikamenteneinnahme bedingten Komplikationen, Risiken und Belastungen bei der Therapiegestaltung in Betracht zu ziehen“, so Dr. Sandeep Vijan, Professor für Interne Medizin an der U-M Medical School und Wissenschafter im Zentrum für Klinisches Management bei VA Ann Arbor Healthcare System.

„Betrachtet man die Patientengruppe mit geringen krankheitsbedingten Komplikationen, und führt die Behandlung zu häufigem starken Blutzuckerabfall, zu Gewichtszunahme oder zu Belastungen im täglichen Leben durch häufiges Insulin spritzen, so kann die medikamentöse Therapie eindeutig als Verlierer der Nutzen-Risiko-Bewertung hervorgehen. Die Medikation soll schließlich nicht nur die Krankheit bekämpfen, sondern auch eine Steigerung der Lebensqualität zur Folge habe. Ist dies nicht gegeben, ist die Therapie zu hinterfragen.“

„Ist ein moderater Blutzuckerspiegel erreicht, bringt dessen weitere Senkung kaum zusätzlichen Nutzen”, so Dr. Vijan. Hingegen steigen therapiebedingte Kosten, Belastungen und Risiken weiter. Der Studie zufolge werden  die Vorteile einer Behandlung mit zunehmendem Alter geringer. Ab einem Alter von 75 Jahren überwiegen zumeist die durch eine Therapie hervorgerufenen Risiken.

Von diesen Ergebnissen ausgeschlossen sind jene 15-20 Prozent der Typ-2-Diabetes-Patienten, deren Blutzuckerspiegel so hoch ist, das eine aggressive Therapie unerlässlich ist. Ziel sollte es eben grundsätzlich sein, individuelle Therapieempfehlungen abzugeben. Zu berücksichtigen sind dabei einerseits die Risiken der diabetesbedingten Komplikationen, Alter sowie Ausmaß der Blutzuckererhöhung. Andererseits müssen wie erwähnt auch Nebenwirkungen und Sicherheit einer entsprechenden Therapie in Betracht gezogen werden.

„Blutzuckersenkende Arzneien sind bei manchen Patienten sehr wirksam, bringen jedoch bei anderen Patienten keinen zusätzlichen Vorteil“, so Dr. med. Rodney Hayward, Professor der Medizin an der U-M Medical School und Wissenschafter am Zentrum für Klinisches Management bei VA Ann Arbor Healthcare System. Aktuelle Qualitätsmaßnahmen ermöglichen es leider nicht, für jeden Patienten individuelle und vor allem sinnvolle Entscheidungen in Hinblick auf eine Therapie zu treffen.

Quelle: „The effect of patients‘ risks and preferences on health gains with glucose lowering in type 2 diabetes: Patient preferences and outcomes of glycemic control,“ JAMA Internal Medicine, June 30, 2014.

Bildtext: Es ist essenziell, die durch Medikation bedingten Komplikationen, Risiken und Belastungen bei der Therapiegestaltung bei Typ-2-Diabetespatienten in Betracht zu ziehen. © Carol Garcia / GOVBA

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