Freitag, April 19, 2024

Influenzaimpfung vor der nächsten Grippewelle

Die Influenzaimpfung ist trotz der von Jahr zu Jahr unterschiedlichen Wirksamkeit die wichtigste Schutzmaßnahme, und die nächste Grippewelle kommt bestimmt.

Bereits im November des Vorjahres kam es zu den ersten Influenza-Virus-Infektionen, eine zunehmende Ausbreitung der Influenzaviren konnte dann im Dezember nachgewiesen werden. Der für die beginnende epidemische Virusaktivität charakteristische signifikante Anstieg an positiven Virusnachweisen in den eingesendeten Stichproben wurde dann in Kalenderwoche 02/2018 erreicht. Der Höhepunkt der Grippewelle 2017/18 war dann im Februar erreicht. Da nach der schweren Grippewelle auch vor der nächsten Grippewelle ist, sollten auch im kommenden Jahr Schutzmöglichkeiten wie die Influenzaimpfung besser genutzt werden.

 

Influenzaimpfung nutzen, Händewaschen und Abstand halten

Die Grippewelle im Winter 2017/18 war beispielsweise in Deutschland sehr intensiv, wie der aktuelle Influenza-Saisonbericht der Arbeitsgemeinschaft Influenza (AGI) des Robert Koch-Instituts mit seinen umfangreichen Auswertungen nun zeigt.

So gab es zum Beispiel geschätzte neun Millionen Influenza bedingte Arztbesuche, zwei Millionen mehr als in den starken Grippesaisons 2012/13 und 2014/15. Besonders ältere Menschen können schwer an der Grippe erkranken oder sogar versterben. „Die Schutzmöglichkeiten müssen besser genutzt werden“, betont RKI-Präsident Lothar H. Wieler. Die Influenzaimpfung ist trotz der von Saison zu Saison unterschiedlichen Wirksamkeit die wichtigste Schutzmaßnahme. Außerdem werden vor allem gründliches Händewaschen mit Seife und Abstand halten zu Erkrankten empfohlen, um das Erkrankungsrisiko zu verringern.

Die Ständige Impfkommission empfiehlt die Influenzaimpfung für alle Personen über 60, für chronisch Kranke aller Altersstufen, für Schwangere und für Medizin- und Pflegepersonal. „Mit keiner anderen Impfung lassen sich hierzulande mehr Leben retten“, unterstreicht Wieler. Erst im Juli hatten RKI-Wissenschaftler über die viel zu niedrigen Impfquoten in Krankenhäusern berichtet. Demnach waren in der Grippesaison 2016/2017 in der Ärzteschaft 61,4 % geimpft, beim Pflegepersonal 32,5 % und bei therapeutischen Berufen 34,2 %, in der Bevölkerung waren gerade einmal 34,8 % der Personen über 60 Jahre geimpft.

 

Praxisindex

Das RKI  erhebt Daten mit mehreren Systemen, um die Influenza-Aktivität umfassend bewerten zu können. In der AGI wird die Krankheitslast mit dem Praxisindex gemessen, für den rund 550 Arztpraxen bundesweit ehrenamtlich die Zahl ihrer Patienten mit akuten Atemwegserkrankungen melden. Der Praxisindex war in der Grippewelle 2017/18 so hoch wie in keiner der früheren Saisons, seit das RKI 2001 die wissenschaftliche Federführung der AGI und 2009 die vollständige Durchführung übernommen hat. Besonders betroffen waren die Altersgruppen ab 35 Jahren.

Auf Intensivstationen übertraf die Zahl der Patienten mit schweren akuten respiratorischen Erkrankungen die drei Vorsaisons deutlich. Die Schwere der Grippesaison zeigt sich auch in der Auswertung der „Übersterblichkeit“ im Zeitraum der Grippewelle, die für Berlin bereits vorliegt. Die im Bericht gezeigten Daten für Berlin übertreffen mit geschätzten 1.100 zusätzlichen Todesfällen die bereits hohen Schätzwerte für 2016/17.

 

Vierfachimpfstoffe empfohlen

Das Nationale Referenzzentrum für Influenza am RKI untersucht Proben von Patienten mit Grippesymptomen und charakterisiert die zirkulierenden Viren. Von Beginn an dominierten Influenza B-Viren. Sie gehörten fast ausschließlich zur Yamagata-Linie und nicht zur Victoria-Linie, die die Weltgesundheitsorganisation als B-Komponente für den weltweit gebräuchlichsten Dreifachimpfstoff empfohlen hatte (neben den zwei Komponenten für die Influenza A-Subtypen H1N1 und H3N2).

Die STIKO-Empfehlung für Vierfachimpfstoffe war im Januar 2018 veröffentlicht worden. Da die Produktion von Grippe-Impfstoffen mehrere Monate in Anspruch nimmt, können die Hersteller diese Empfehlung für die kommende Saison erstmals berücksichtigen.

Vierfachimpfstoffe enthalten Vertreter beider B-Linien. Allerdings ist die Influenzaimpfung auch bei guter Übereinstimmung der zirkulierenden Viren nicht so gut wirksam wie andere Impfungen. Aufgrund der Häufigkeit der Influenza können mit der Influenzaimpfung dennoch sehr viele Erkrankungen, schwere Verläufe und Todesfälle verhindert werden.

Weitere Informationen: www.rki.de/influenza & www.rki.de/influenza-impfung

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