Samstag, April 20, 2024

Immuntherapie mit Pembrolizumab bei Lungenkrebs

Durch Pembrolizumab dürfen heute Patienten mit metastasiertem nicht-kleinzelligen Lungenkrebs deutliche Verbesserungen der Behandlung erwarten.

Seit einiger Zeit bringt die Immuntherapie Patienten mit metastasiertem nicht-kleinzelligen Lungenkrebs signifikante Verbesserungen für die Behandlung. Wobei der Checkpoint-Inhibitor Pembrolizumab in verschiedenen Indikationen als Monotherapie bei Erwachsenen zugelassen ist.



Dazu gehört zum einen die Immuntherapie bei Hautkrebs. Im Grunde genommen ist es hierzu die Behandlung des fortgeschrittenen (nicht-resezierbaren oder metastasierenden) Melanoms sowie die adjuvante Therapie des Melanoms im Tumorstadium III mit Lymphknotenbeteiligung nach vollständiger Resektion.

Weitere Einsatzgebiete sind das Hodgkin-Lymphom, das Urothelkarzinom und das
rezidivierende oder metastasierende Plattenepithelkarzinom der Kopf-Hals-Region (HNSCC) mit PD-L1 exprimierenden Tumoren.

Schließlich ist auch Lungenkrebs ein wichtiges Anwendungsgebiet für Pembrolizumab. Dabei kommt der Checkpoint-Inhibitor einerseits zur Erstlinienbehandlung des metastasierenden nicht-kleinzelligen Lungenkarzinoms (NSCLC) mit PD-L1 exprimierenden Tumoren ohne EGFR- oder ALK-positive Tumormutationen zur Anwendung.

Andererseits steht Pembrolizumab auch zur Behandlung des lokal fortgeschrittenen oder metastasierenden NSCLC bei Erwachsenen mit PD-L1 exprimierenden Tumoren nach vorheriger Chemotherapie zur Verfügung. Außerdem sollten Patienten mit EGFR- oder ALK-positiven Tumormutationen vor der Therapie mit Pembrolizumab ebenfalls eine auf diese Mutationen zielgerichtete Therapie erhalten.

 

Neues verlängertes 6-wöchiges Dosierungsschema zugelassen

Zu Frühjahrsbeginn 2018 hat die EU-Kommission die Zulassung für ein neues verlängertes 6-wöchiges Dosierungsschema für Pembrolizumab über alle Indikationen in der Monotherapie zugelassen. Wobei der Checkpoint-PD-1-Inhibitor damit die erste zugelassene Immuntherapie darstellt, die Ärzte optional alle 6 Wochen verabreichen können.



Unter dem Strich beträgt die empfohlene Dosierung von Pembrolizumab als Monotherapie entweder 400 mg alle 6 Wochen oder 200 mg alle 3 Wochen. Wobei eine intravenöse Gabe als Infusion über 30 Minuten zum Einsatz kommt. Dies ermöglicht es Ärzten und Patienten, ihre Behandlungspläne für Pembrolizumab als Monotherapie zu personalisieren. Dies bringt mehr Flexibilität, um bestmögliche Resultate auch bei einer geringeren Anzahl an Infusionen erzielen zu können.

 

Pembrolizumab bei nicht-kleinzelligen Lungenkrebs

Dementsprechend ergaben sich vielversprechende Ergebnisse in einer klinischen Studie, in der Wissenschaftler die Immuntherapie mit dem sogenannten Checkpoint-Inhibitor Pembrolizumab auf Wirksamkeit testeten.

Lungenkrebs ist die Krebsart mit den meisten Sterbefällen und gleichzeitig die vierthäufigste Todesursache in Deutschland. Dabei unterscheidet man den nicht-kleinzelligen Lungenkrebs (kurz NSCLC = non small cell lung cancer) und den „kleinzelligen Lungenkrebs“. Rund 80 Prozent der Lungenkrebserkrankten ist vom NSCLC betroffen. Dieser metastasiert oftmals früh und geht aufgrund fehlender Behandlungsmöglichkeiten mit einer hohen Sterberate einher.

Die Therapie des Lungenkrebses wird zurzeit durch Immuntherapien mit Antikörpern revolutioniert. Diese wirken gezielter und haben weniger Nebenwirkungen als Standard-Chemotherapeutika. Daher waren die Erwartungen an die Phase-III-Studie „KEYNOTE-024“ hoch. Ansatzpunkt der Studie war das Protein PD-1 (programmed cell death-1), welches auf sogenannten T-Zellen vorkommt.

T-Zellen sind im Immunsystem dafür zuständig, körperfremde Strukturen zu erkennen. Tumorzellen unterlaufen diese Kontrolle, indem sie das Molekül PD-L1 produzieren, das an PD-1 bindet und die T-Zell-Funktion unterdrückt. PD-1 und PD-L1 sind also gemeinsam dafür verantwortlich, dass Tumore der Erkennung durch das Immunsystem entgehen.



Pembrolizumab erkennt das Protein PD-1 und verhindert, dass es an PD-L1 bindet. Im Gegensatz zu früheren Studien wurden mit Pembrolizumab nur diejenigen Patienten mit metastasiertem nicht-kleinzelligen Lungenkrebs (NSCLC) behandelt, bei denen die Tumorzellen sehr viel PD-L1 aufwiesen.

 

Pembrolizumab war der Standard-Therapie mit Chemotherapeutika in der Wirksamkeit überlegen

Pembrolizumab ist der Standard-Therapie mit Chemotherapeutika in allen Wirksamkeitskriterien überlegen. Die Patienten lebten insgesamt länger, zeigten über eine längere Periode keinen Krankheitsfortschritt und hatten zudem weniger schwere Nebenwirkungen. Darüber hinaus sprachen ihre Tumore besser und länger auf die Antikörpertherapie an als auf Chemotherapeutika. Lediglich Nebenwirkungen, die das Immunsystem betrafen, traten etwas häufiger auf.

 

Personalisierte Therapien

Ein Ziel der Forschung ist es, genauer auf den Patienten zugeschnittene Behandlungen zu entwickeln. Diese spezifischen, personalisierten Therapien haben den Vorteil, dass sie oft nebenwirkungsärmer sind. Deswegen typisiert man heute vor Behandlungsbeginn die Patienten genauer genetisch und untersucht die Proteinexpression ihrer Tumore detaillierter.

So kann man Patienten identifizieren, die bestimmte Mutationen – beispielsweise im EGF-Rezeptor (Epidermal Growth Factor Receptor) – aufweisen, und sie anschließend mit auf diesen Rezeptor zugeschnittenen Tyrosin-Kinase-Inhibitoren behandeln. Allerdings ist die Zahl der Patienten mit solchen Genmutationen zum Teil klein.

 

Hohe PD-L1-Expression bei nahezu jedem dritten Patienten

Im Gegensatz dazu wurde bei 30 Prozent der untersuchten Patienten eine hohe PD-L1-Expression gefunden. Das heißt, dass für knapp ein Drittel aller Patienten mit metastasiertem NSCLC nun eine verbesserte Behandlungsmethode mit Pembrolizumab vorliegt. Diese Möglichkeit wird Diagnostik und Therapie von nicht vorbehandelten Patienten mit Lungenkrebs grundsätzlich verändern.




Literatur:

Reck M, Rodriguez-Abreu D, Robinson AG, Hui R, Csoszi T, Fulop A, Gottfried M, Peled N, Tafreshi A, Cuffe S, O’Brien M, Rao S, Hotta K, Leiby MA, Lubiniecki GM, Shentu Y, Rangwala R, Brahmer JR, Investigators K- (2016). Pembrolizumab versus Chemotherapy for PD-L1-Positive Non-Small-Cell Lung Cancer. N Engl J Med [Epub ahead of print]

http://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa1606774

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