Donnerstag, April 25, 2024

Testosteronersatztherapie bei Androgendefizit – dem Hypogonadismus des alternden Mannes

Vorteile einer Testosteronersatztherapie in den Wechseljahren des alternden Mannes bei Androgendefizit – als Hypogonadismus bezeichnet.

Zum Hypogonadismus des alternden Mannes stellen sich die Fragen, wann die Gabe von Testosteron im Alter sinnvoll ist. Beziehungsweise ob und wann die Männer in die Wechseljahre kommen. Jedenfalls verneinenviele Experten diese Ansichten. Denn bei dem Beschwerdebild, das fälschlicherweise oft als Wechseljahre des Mannes bezeichnet wird, handelt es sich um ein Androgendefizit. Dieses nennt man wie eingangs erwähnt auch Hypogonadismus. Wobei oft bereits ab dem 45. Lebensjahr eine stetige Abnahme des wichtigsten Sexualhormons Testosteron von etwa einem Prozent im Jahr zu beobachten ist. Im Zusammenhang mit einer Testosteronersatztherapie ist ein verantwortungsvoller Umgang laut den Leitlinien jedenfalls von großer Bedeutung.

 

Bei klinischem Verdacht auf Hypogonadismus des alternden Mannes und bestimmten Symptomen sollte man die Testosteronwerte untersuchen

Bei den 40- bis 79-Jährigen sind etwa zwei bis fünf Prozent der Männer vom altersbedingten Hypogonadismus betroffen. Besonders häufig zeigt sich der Hormonmangel in Zusammenhang mit Übergewicht und einem schlechten Gesundheitszustand. Aber auch Grunderkrankungen wie das metabolische Syndrom und Diabetes mellitus wirken sich negativ auf den Testosteronspiegel aus.

Zu den wichtigsten Symptomen, mit denen Männer die urologische Praxis aufsuchen, zählen Erektionsstörungen und Libidoverlust. Weiter sind Schlafstörungen, Müdigkeit, Stimmungsschwankungen, Antriebslosigkeit und Konzentrationsschwierigkeiten Folgen des Androgendefizits.

Bei hohem Ausgangswert bereitet die Abnahme von Testosteron keine Probleme. Doch es gibt Männer, die mit großen Beschwerden zu kämpfen haben und denen unter Umständen eine Testosteronersatztherapie helfen kann.

Tatsächlich fühlen sich die betroffenen Männer oft nicht mehr leistungsfähig. Sogar Depressionen können einen Hypogonadismus begleiten. Häufig zeigt sich zudem eine Abnahme der Muskelmasse bei gleichzeitiger Zunahme des gesundheitskritischen viszeralen Bauchfetts. Hinzu kommt, dass ein zu niedriger Testosteronspiegel andere Stoffwechselprozesse negativ beeinflusst. Langfristig leidet das Blutbild und der Knochenstoffwechsel. Und es begünstigt Übergewicht sowie eine Störung des Zuckerhaushalts.

 

Risiko Hypogonadismus

Unter dem Strich ist die Abnahme des Testosteronspiegels ein Teufelskreis. Einerseits fördert ein zu niedriger Testosteronspiegel die Entstehung von Stoffwechselkrankheiten. Andererseits verstärken bereits bestehende Erkrankungen des Stoffwechsels den Testosteronmangel.

Im Grunde genommen stellt der Hypogonadismus für die Gesundheit des alternden Mannes daher ein veritables Risiko dar. Bei Patienten mit Beschwerden sollten Ärzte deswegen genau hinzuschauen. Und bei einem klinischen Verdacht auf einen Hypogonadismus die Testosteronwerte untersuchen lassen.

 

Hormontest

Eine endokrinologische Diagnostik erfasst nicht nur die Bestimmung des Testosteronspiegels. Auch die Gonadotropine, das Sexualhormon bindende Globulin (SHBG), Prolaktin sowie der PSA-Wert sind relevant. Kontraindikationen wie ein Prostatakarzinom muss man bei der Diagnostik ausschliessen. Testosteronwerte zwischen 8 und 12 nmol/l sollte man jedenfalls genauer kontrollieren. Bestimmungen des Blutbildes und der Blutfette schließen sich ebenso an wie die Messung der Knochendichte.

 

Mit Testosteronersatztherapie Gesundheit und Wohlbefinden unterstützen

Die genannten Parameter müssen auch im Verlauf einer Substitutionstherapie kontrolliert werden. Wichtig ist zudem, dass der Urologe im Zuge der Hormontherapie den Kontakt zu anderen Disziplinen etwa dem Hausarzt, dem Kardiologen und dem Diabetologen sucht, um dem Patienten eine bestmögliche Behandlung zukommen zu lassen.

Das Bekämpfen gesundheitlicher Risiken, die in einem ungesunden Lebensstil begründet liegen sowie die Behandlung von Begleiterkrankungen, sind gegebenenfalls wichtiger als die reine Testosteronersatztherapie.

Eine Testosteronersatztherapie ist kein Allheilmittel. Allerdings kann die Gabe von Testosterongelen oder Depotspritzen die Gesundheit und das Wohlbefinden des Patienten deutlich unterstützen. Denn wenn der Haushalt des Stoffwechsels auf hormoneller Seite wieder in Ordnung ist, lassen sich auch andere gesundheitskritische Werte wie ein zu hoher Blutzucker besser behandeln. Schließlich konnten Studien auch zeigen, dass ein Diabetiker, der begleitend unter einem unbehandelten Hypogonadismus leidet, früher stirbt. Und zwar im Vergleich mit einem Diabetiker, bei dem man den Testosteronmangel gezielt behandelt hatte.

 

Geringeres kardiovaskuläres Risiko: Vorteile einer Testosteronersatztherapie für Herz und Gefäße

Aktuell weist eine US-amerikanische Studie zudem auf kardiovaskuläre Vorteile einer Testosteronersatztherapie hin. Anders als bisher diskutiert, senkt demnach die Normalisierung der Testosteronwerte bei Männern ohne vorhergehende kardiovaskuläre Ereignisse das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle und vermindert die Gesamtsterblichkeit.

Vor Beginn der Ersatztherapie mit Testosteron ist es von großer Wichtigkeit, den Patienten über den Nutzen der Hormone, aber auch über Nebenwirkungen wie mögliche Auswirkungen auf die Prostata oder die Fruchtbarkeit aufzuklären.

Schließlich gewähren die Diagnostik und die Behandlung nach den Leitlinien der European Association of Urology (EAU) auch für den älteren Mann einen verantwortungsvollen Umgang mit der Testosteronersatztherapie. Und zwar wenn mögliche Patienten ein entsprechendes Beschwerdebild haben – bei nachgewiesenem Hypogonadismus, nach Aufklärung und Risikoabklärung sowie mit begleitenden Verlaufskontrollen zum Tragen kommen kann.


Literatur:

Richard-Eaglin A. Male and Female Hypogonadism. Nurs Clin North Am. 2018 Sep;53(3):395-405. doi: 10.1016/j.cnur.2018.04.006. PMID: 30100005.


Quelle: Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU)

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