Dienstag, April 23, 2024

Hundertjährige sind gesünder als gedacht

Hundertjährige in ihren letzten Lebensjahren gesünder als gedacht und sterben oft gesünder, als Menschen mit einem Alter zwischen 80 und 100.

Welche Krankheitsverläufe Hundertjährige am Lebensende hatten, haben nun Wissenschaftler der Charité – Universitätsmedizin Berlin erforscht. Die Forscher untersuchten,

  • ob Hundertjährige Vorbilder für gesundes und erfolgreiches Altern sind,
  • ob besonders hohes Alter untrennbar mit zunehmenden Erkrankungen verbunden ist,
  • welche Erkrankungen sich bei Menschen häufen, die 100 und älter werden.

Es zeigte sich, dass Hundertjährige weniger Erkrankungen hatten, als Ältere, die mit 90 bis 99 Jahren oder 80 bis 89 Jahren verstarben.

 

These einer Kompression der Erkrankungshäufigkeit

Noch vor etwa vierzig Jahren erreichte etwa ein Mensch von 10.000 in den Industrienationen das Alter von 100 Jahren oder mehr. Hingegen wird zukünftig jedes zweite Kind, das in diesem Jahrhundert in einem entwickelten Land lebt, ein Alter von 100 Jahren oder mehr erreichen. Wobei hohes Lebensalter nicht mit zunehmenden Erkrankungen verbunden ist. Im Gegenteil: es scheint, dass Hundertjährige an einer geringeren Zahl von Erkrankungen leiden, verglichen mit jüngeren sehr alten Menschen.

Experten sprechen in diesem Zusammenhang von der These einer Kompression der Erkrankungshäufigkeit: der Beginn altersassoziierter Erkrankungen und Behinderung wird immer weiter ins hohe Alter verschoben, also komprimiert. „Unser Ziel war es, darüber hinaus die Entwicklung der Anzahl der chronischen Erkrankungen, man nennt es Multimorbidität, und deren Verläufe am Lebensende bei Hundertjährigen besser zu verstehen“, erklärt Dr. Paul Gellert vom Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft der Charité.

Die Wissenschaftler haben Routinedaten der Kranken- und Pflegekasse Knappschaft über Diagnosen und Gesundheitsversorgung von rund 1.400 hochaltrigen Personen innerhalb des Zeitraums von sechs Jahren vor deren Tod untersucht. Für die Analyse wurden sie in drei Gruppen eingeteilt. Diejenigen, die als Hundertjährige starben, sind mit Zufallsstichproben von Individuen verglichen worden, die in ihren 80ern oder 90er Jahren starben. Zuhause Lebende und Menschen in Pflegeeinrichtungen sind bei der Untersuchung gleichermaßen berücksichtigt worden.

 

Zuwachs an Erkrankungen bei hochaltrigen Menschen geringer

Für die Auswertung waren vor allem jene Erkrankungen ausschlaggebend, die gewöhnlich mit einem Versterben während eines Krankenhausaufenthaltes verbunden sind, gemäß Elixhauser-Morbiditätsindex. „Im Quartal vor dem Tod wiesen Menschen, die als Hundertjährige verstarben, im Durchschnitt 3,3 Erkrankungen auf, im Vergleich zu durchschnittlich 4,6 Erkrankungen bei denjenigen, die als Achtzigjährige starben“, fasst Dr. Gellert zusammen. „Unsere Ergebnisse zeigen auch, dass der Zuwachs an Erkrankungen in den letzten Jahren vor dem Tod bei hochaltrigen Menschen geringer ausfiel, im Vergleich zu denjenigen, die mit 90 bis 99 Jahren oder 80 bis 89 Jahren starben.“

Einschließlich der die im hohen Altern häufigen dementiellen Erkrankungen sowie Muskelskeletterkrankungen weist knapp jeder zweite verstorbene Hundertjährige fünf oder mehr Erkrankungen auf, wobei bereits mehr als 60 Prozent der 90-jährig Verstorbenen und 66 Prozent der 80-jährig Verstobenen auf dieselbe Anzahl an Erkrankungen kommt. Während Hundertjährige häufiger an dementiellen Erkrankungen und Herzinsuffizienz leiden, sind Bluthochdruck, Herzrhytmusstörungen, Niereninsuffizienz und chronische Erkrankungen seltener bei den jüngeren Hochaltrigen zwischen 80 und 100. Muskelskeletterkrankungen sind in allen Gruppen ähnlich häufig vertreten. Hohes Alter und Anzahl der Erkrankungen sind durchaus miteinander verbunden. Das Ausmaß dabei muss allerdings differenziert betrachtet werden.

Literatur:

Paul Gellert, PhD Petra von Berenberg, PhD MD MPH Monika Oedekoven Maria Klemt Christine Zwillich Stefan Hörter, PhD Adelheid Kuhlmey, PhD Dagmar Dräger, PhD. Centenarians differ in their comorbidity trends during the six years before death compared to individuals who died in their 80s or 90s. J Gerontol A Biol Sci Med Sci glx136. DOI: https://doi.org/10.1093/gerona/glx136.

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