Freitag, April 19, 2024

Höhenkrankheit und freie Radikale

Ob freie Radikale und der Verlauf der Höhenkrankheit zusammenhängen, untersuchten nun Forscher anhand von Ultraschallaufnahmen des Sehnervs.

Die akute Höhenkrankheit ist eine Anpassungs- beziehungsweise Funktionsstörungen des Körpers, die durch den Aufenthalt in Höhen von etwa 2.000 Metern ohne vorherige Akklimatisation auftreten können. Die Höhenkrankheit ist mit verschiedenen Symptomen vergesellschaftet: mit Kopfschmerz, Übelkeit, Appetitlosigkeit, Müdigkeit, Schwäche, Schlaflosigkeit, nächtlichen Apnoephasen, Ödemen, und verringerter Urinproduktion.

 

Freie Radikale und Höhenkrankheit

Dass freie Radikale eine Rolle bei der Höhenkrankheit spielen könnten, vermuten Experten schon länger. Zum ersten Mal gibt nun eine Studie von EURAC Research im Detail Aufschluss darüber, wie diese zellschädigenden Teilchen mit dem Höhenanstieg im Organismus zunehmen, wobei nach 24 Stunden Höhenexposition ein Maximum erreicht ist. Auf Basis dieser Erkenntnis können Strategien entwickelt werden, um etwa Höhenbergsteiger oder Athleten bei Bergläufen vor Gesundheitsschäden zu schützen. Die Daten der Untersuchung stammen aus einer Feldstudie am Ortler.

Wegen des geringeren Sauerstoffgehalts in der Luft erleidet der menschliche Körper in großen Höhen oxidativen Stress: Es bilden sich „freie Radikale“. Das sind Atome oder Moleküle, denen ein Elektron fehlt und die deshalb besonders reaktionsfreudig und potentiell zellschädigend sind. Mit welcher Rate die freien Radikale bei Höhenexposition zunehmen, untersuchten die Wissenschaftler an 16 Probanden, die im Hubschrauber auf die 3830 Meter des Ortler gebracht wurden und dort 72 Stunden blieben. Obwohl die Studienteilnehmer keinerlei körperliche Anstrengung unternahmen, zeigten Blut- und Urinanalysen schon nach neun Stunden eine deutliche Zunahme freier Radikale; ihren Höhepunkt erreichte die Kurve nach 24 Stunden auf dem Gipfel, dann gingen die Werte wieder zurück. Entsprechend waren auch die Zellschäden nach 24 Stunden Höhenexposition am größten.

Ob es einen Zusammenhang zwischen oxidativem Stress und dem Verlauf der Höhenkrankheit gibt, untersuchten die Forscher anhand von Ultraschallaufnahmen des Sehnervs vor dem Abflug und während des Gipfelaufenthalts. Es konnte jedoch kein Zusammenhang zwischen vergrößertem Durchmesser des Sehnervs und oxidativem Stress festgestellt werden. Wir werden aber weiter untersuchen, welche Möglichkeiten Ultraschallaufnahmen des Sehnervs, die auch unter schwierigen Bedingungen durchführbar sind, für die Diagnostik und Therapie der Höhenkrankheit bergen. Der Durchmesser des Sehnervs scheint in der Höhe wegen des steigenden Hirndrucks zuzunehmen.

An der Studie beteiligte sich der CNR (Consiglio Nazionale delle Ricerche) in Mailand, der über hochentwickelte Instrumente für diese Art Messungen verfügt; außerdem arbeiteten die Forscher eng mit Neurologen des Bozner Krankenhauses zusammen. Die Studie wurde auf Scientific Reports veröffentlicht, dem Open-Access-Journal des Nature-Verlags.

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