Freitag, März 29, 2024

HIV-Epidemie in Österreich – Update 2016

Die HIV-Epidemie in Österreich bleibt über die Jahre betrachtet relativ konstant, die Zahl der neu diagnostizierten HIV-infektionen ist 2016 aber leicht angestiegen.

Die HIV-Epidemie in Österreich bleibt über die Jahre betrachtet relativ konstant, die Zahl der neu diagnostizierten HIV-infektionen ist mit 447 Fällen im Jahr 2016 aber wieder leicht angestiegen. Das sind um 19 Erstdiagnosen mehr als 2015 und um 44 mehr als 2014 (siehe auch Abbildung 1 und Tabelle 1). Die Zahlen zeigen zwar wieder, dass sich die Epidemie bei uns auf niedrigem Niveau befindet. Aber die Hoffnung, dass sich bei uns mit der Zeit das Ausmaß der HIV Epidemie noch weiter verringern könnte, wurde wieder einmal nicht bestätigt, ähnlich wie in anderen westeuropäischen Ländern.

Und es stellt sich nach wie vor die Frage, warum in Ländern in denen flächendeckender Zugang zur Diagnostik, zur antiretroviralen Therapie und zu Kondomen verfügbar ist, wo im Notfall Postexpositionsprophylaxe gegeben werden kann, wo über Präexpositionsprophylaxe diskutiert wird, und in denen generelle Aufklärung der Jugendlichen in den Schulen über HIV vorgesehen ist, eine weitere Reduktion der Epidemie einfach nicht gelingt.

Internationale Situation zur HIV-Epidemie positiv entwickelt

International, vor allem auch in den Ländern, die von der HIV-Epidemie massiv betroffen sind, hat sich die Situation in der letzten Zeit durchaus positiv entwickelt. Die Organisation UNAIDS hat in ihrem Bericht 2016 sogar die überaus optimistische Maxime ausgegeben „Ending the AIDS epidemic by 2030“ (http://www.unaids.org). Sie bezieht sich dabei auf die großen Fortschritte, die in den letzten Jahren gemacht wurden, und vergleicht die Situation im Jahr 2000 mit der im Jahr 2015 bzw 2016. Und da hat sich tatsächlich vieles geändert. Die weltweiten Neuinfektionen, also der direkteste Parameter für die Epidemie, sind insgesamt von 3,2 Millionen im Jahr 2000 auf 2,1 Millionen im Jahr 2015 gesunken, und bei Kindern noch deutlicher von 490.000 auf 150.000 Infektionen. Auch die AIDS-assoziierten Todesfälle sind zurückgegangen, von 1,5 auf 1,1 Millionen. Besonders beeindruckend ist der Fortschritt beim Zugang zur antiretroviralen Therapie, die im Jahr 2000 für weniger als eine Million, im Juni 2016 aber bereits für 18,2 Millionen HIV-positive Menschen verfügbar war. Auch sonst hat sich viel verändert was die Therapie betrifft. Im Jahr 2000 bestand eine Behandlung aus durchschnittlich 8 Tabletten pro Tag, heute ist es nur noch eine Pille pro Tag. Und laut UNAIDS betrugen die jährlichen Kosten für die Behandlung eines Patienten im Jahr an die 10.000 US Dollar, während sie heute, zumindest für das „first-line“ Behandlungsschema, bei 100 US Dollar liegen.

Allerdings ist natürlich die Last der HIV-Epidemie nach wie vor hoch. Weltweit sind in etwa 36,7 Millionen Menschen mit dem HI-Virus infiziert, 66% davon in Afrika in der Region südlich der Sahara. Und auch wenn die Neuinfektionen abgenommen haben, so sprechen wir doch immer noch von 5.700 Neuinfektionen pro Tag im Jahr 2015. Der Anteil der Neuinfektionen bei Erwachsenen ist weltweit bei Männern etwas höher (53%) als bei Frauen, in der Subsahara Region allerdings werden mehr Frauen neu infiziert (56%).

Die Verteilung der Neuinfektionen in verschiedenen Populationsgruppen unterscheidet sich auch sehr deutlich je nach geographischer Region. In den afrikanischen Ländern kommen nur etwa 30% der Infektionen in spezifischen Risikogruppen vor. In Westeuropa und Nordamerika hingegen finden fast 50% der HIV-Infektionen bei der Gruppe der MSM (men who have sex with men) statt, und in Osteuropa werden mehr als 50% der Infektionen bei intravenös drogenabhängigen Personen nachgewiesen.

Wir werden sehen, ob die weltweite HIV-Epidemie wirklich eine so positive Entwicklung nimmt, wie von UNAIDS bereits für das Jahr 2020 erhofft wird. Wären die optimistischen Prognosen zutreffend würde es bedeuten, dass dann, in nur 4 Jahren, bereits weniger als 500.000 Neuinfektionen stattfinden, schon 30 Millionen Menschen Zugang zur antiretroviralen Therapie haben, eine Injektion für 3 Monate die Pilleneinnahme ersetzt und keine Therapie mehr als 100 US Dollar kostet.

Quelle:

logo-virusepidemiologische-informationenVIRUSEPIDEMIOLOGISCHE INFORMATION” NR. 02/17-5. Prof. Dr. Elisabeth Puchhammer-Stöckl. Department für Virologie der Med. Universität Wien.

Related Articles

Aktuell

Steviosid: Eine revolutionäre Alternative zu Zucker

Mit seiner Süßkraft, die deutlich stärker ist als die von Zucker, hat Steviosid (ohne jegliche Kalorien) die Welt der Süßstoffe revolutioniert. Mit einer Süßkraft, die...
- Advertisement -

Latest Articles

Digital Detox: Der Weg zu einer besseren Männergesundheit

Die Entscheidung für einen Digital Detox ist ein Schritt hin zu bewussterem Leben und Arbeiten. In unserer heutigen, digital dominierten Welt ist es kaum noch...

Gartenmelde und seine Heilwirkung

Die Gartenmelde kommt in der Volksmedizin mit seiner diuretischen (harntreibenden) Heilwirkung als Brechmittel und als Abführmittel zum Einsatz. Gartenmelde ist ein vielseitiges Kraut in Küche...

Biosimilars in der Therapie der Psoriasis

Vergleich der Wirksamkeit und Sicherheit von Biosimilars mit Original-Biologika für die Behandlung von Psoriasis lässt Fragen offen. Bei der Behandlung von mittelschwerer bis schwerer Psoriasis...