Freitag, April 19, 2024

HIV-Community-Preis 2017

HIV-Community-Preis 2017: Förderpreis für Best-Practice-Modelle für die Versorgung und soziale Integration von Menschen mit HIV.

HIV-Community-Preis 2017 – Projekte aus Nürnberg und Klagenfurt ausgezeichnet. Das Kooperationsprojekt „Helfen Ist Positiv“ der Stadtmission Nürnberg und der AIDS-Beratung Mittelfranken sowie das Projekt „Frauenleben positiv“ der Aids-Hilfe Kärnten sind heute im Rahmen des Deutsch-Österreichischen AIDS-Kongresses mit dem HIV-Community-Preis ausgezeichnet worden. Der Förderpreis der Deutschen AIDS-Gesellschaft (DAIG), der Deutschen AIDS-Hilfe (DAH), der Deutschen Arbeitsgemeinschaft niedergelassener Ärzte in der Versorgung HIV-Infizierter (dagnä) und des forschenden Pharmaunternehmens Janssen wurde in diesem Jahr zum dritten Mal verliehen. Das Preisgeld in Höhe von insgesamt 12.000 Euro wurde je hälftig von dagnä und Janssen gestiftet.

23 Initiativen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz hatten sich im dritten Ausschreibungsjahr um den HIV-Community-Preis beworben. „Die über die Jahre konstant hohe Anzahl der Bewerbungen freut uns und zeigt, dass es im deutschsprachigen Raum viele spannende Projekte gibt, die communitynah, innovativ und gut übertragbar sind“, erläuterte Dr. Stefan Fenske, Vorstand der dagnä, stellvertretend für die Initiatoren. „Die Jury hat in diesem Jahr zwei Leuchtturmprojekte gewählt, die niedrigschwellige Angebote für schwer erreichbare Zielgruppen beeindruckend realisiert haben. Sie tragen direkt vor Ort entscheidend dazu bei, die Lebensumstände für HIV-positive Flüchtlinge bzw. für HIV-positive Frauen im ländlichen Raum zu verbessern“, so Fenske weiter.

Erfolgreiche HIV-Präventionsarbeit bei Asylsuchenden in Nürnberg

Ausgezeichnet mit dem ersten Preis und 8.000 Euro Preisgeld wurden die Stadtmission Nürnberg und die AIDS-Beratung Mittelfranken für ihr Kooperationsprojekt „Helfen ist Positiv“. Viele HIV-positive Geflüchtete kommen aus Ländern mit massiver HIV-bezogener Stigmatisierung und scheuen sich aus Angst vor Diskriminierung, ihre Infektion offenzulegen. Zudem ist das Wissen über HIV/Aids bei Migrant_innen oft schlecht ausgeprägt. Die Stadtmission Nürnberg und die AIDS-Beratung Mittelfranken haben den Bedarf bereits im Jahr 2008 erkannt und eines der ersten Projekte deutschlandweit gestartet, das mithilfe von muttersprachlichen Multiplikator_innen Prävention vor Ort bei Asylsuchenden betreibt. Die Präventionsaktionen finden aktuell in 17 verschiedenen Sprachen in Aufnahmeeinrichtungen und Unterkünften für Asylsuchende, in Wohngruppen für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, bei Veranstaltungen verschiedener Sprach-Communitys sowie in aufsuchender Arbeit bei Sexarbeiterinnen und Drogengebrauchenden statt.

Der partizipative Ansatz, die Breite des Angebots und die kontinuierliche Weiterentwicklung überzeugten die Jury aus unabhängigen Vertretern der Community, der Wissenschaft, der Kommunalpolitik und der Akademie Waldschlösschen. „Die jahrelange hervorragende Präventionsarbeit in Nürnberg hat nachweislich dazu beigetragen, Vorurteile bezüglich HIV und Diskriminierungserfahrungen zu verringern. Positiv hervorzuheben ist, dass die Projektmitarbeiter_innen in Erstaufnahmeeinrichtungen gehen, also die Menschen direkt dort abholen, wo sie ankommen – für uns ein ideales Leuchtturmprojekt auch für andere Städte“, so die AIDS-Aktivistin und Stuttgarter Kommunalpolitikerin Laura Halding-Hoppenheit als Vertreterin der Jury.

Austausch und Unterstützungsangebote für HIV-positive Frauen in Kärnten

Die AIDS-Hilfe Kärnten wurde für ihr Projekt „Frauenleben positiv“ mit dem zweiten Platz und 4.000 Euro Preisgeld ausgezeichnet. Eine kürzlich durchgeführte Studie zu den Lebensumständen HIV-positiver Frauen in Kärnten hat eine massive Häufung von schweren bis mittelgradigen Depressionen sowie eine deutlich geringere Lebenszufriedenheit festgestellt. Während für MSM* Community-spezifische Angebote vorhanden sind, fehlen für Frauen insbesondere in ländlichen Regionen oft Möglichkeiten, sich mit anderen betroffenen Frauen auszutauschen. Hier setzt das Projekt der AIDS-Hilfe Kärnten an. „Das Projekt hat uns vor allem deshalb überzeugt, weil es diesen isoliert lebenden Frauen Gelegenheit bietet, sich regelmäßig zu treffen und zu vernetzen. Die angeleitete Selbsthilfegruppe kombiniert mit einem Beschäftigungsprojekt etabliert ein Buddy-System ausschließlich für Frauen – etwas, das für MSM heute Standard ist, was für Frauen aber bisher nicht gezielt umgesetzt worden ist“, begründet Juror Marcel Dams die Preisvergabe.

Gesellschaftliche Teilhabe fördern, Versorgung verbessern

Der HIV-Community-Preis will nachahmenswerte Ideen fördern, die die frühzeitige Diagnose von HIV-Infektionen sowie die Versorgung und soziale Integration von Menschen mit HIV unterstützen. Der Förderpreis von DAIG, DAH, dagnä und dem forschenden Pharmaunternehmen Janssen richtet sich an Vereine, Verbände und gGmbHs sowie an Selbsthilfeorganisationen und Beratungsstellen, medizinische Einrichtungen und soziale Dienste, die sich engagiert für Menschen mit HIV einsetzen. Er ist mit 12.000 Euro dotiert und wird alle zwei Jahre verliehen. Weitere Informationen zum Preis, zu den Preisträgern und Bewerberprojekten unter: http://www.hiv-community-preis.de

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