Freitag, April 19, 2024

Greenpeace begrüßt Gentechnikfreiheit aller heimischen Geflügelprodukte im Supermarkt

Großer Erfolg von Greenpeace und österreichischer Anti-Gentechnik-Bewegung: Gentechnikfreiheit aller heimischen Geflügelprodukte im Supermarkt.

Wien – Die Umweltschutzorganisation Greenpeace begrüßt den endgültigen Stopp des Einsatzes von Gentech-Soja durch die österreichischen Geflügelbauern. Nun sind alle in Österreichs Supermärkten erhältlichen heimischen Geflügelprodukte gentechnikfrei. Seit 1. Juli werden nämlich nicht nur alle Hühner, sondern auch alle neu eingestallten Puten in Österreich gentechnikfrei gefüttert. Dieser Schritt folgt einer jahrelangen Kampagne von Greenpeace und anderen Organisationen. Auf den öffentlichen Druck hin verzichteten die Hühnerfleischbranche und große Teile der Putenfleischproduktion schon 2012 auf Gentech-Futtermittel. Nun stellen auch die letzten Puten-Betriebe auf gentechnikfreie Fütterung um. Einsame Nachzügler in Österreich sind jetzt die Schweinefleisch- und die Rindermastproduktion.

„Dass alle Puten und Hühner in Österreich nun flächendeckend gentechnikfrei gefüttert werden, ist ein wichtiger Erfolg. Er ist dem Einsatz vieler Menschen zu verdanken, die schon seit Jahren gemeinsam mit Greenpeace und anderen Organisationen für eine gentechnikfreie Landwirtschaft eintreten“, freut sich Dagmar Urban, Landwirtschaftssprecherin bei Greenpeace in Österreich. „Auch der Lebensmitteleinzelhandel, zahlreiche Produzenten sowie viele Bäuerinnen und Bauern in Österreich stehen hinter der gentechnikfreien Produktion“. Für Greenpeace ist die Umstellung auf gentechnikfreie Fütterung ein wichtiger Schritt in Richtung einer umweltfreundlicheren Fleischproduktion.

Greenpeace und die Anti-Gentechnik-Bewegung können auf schrittweise Erfolge zurückblicken: 2010 begannen die österreichischen Milch- und Frischeierbranchen, auf kontrolliert gentechnikfreie Fütterung zu setzen. 2012 folgten die Hühnerfleisch produzierenden Betriebe. Die Produzenten Wech und Pöttelsdorfer stellten auch die Putenproduktion um. Jetzt endlich kam die gemeinsame Vereinbarung aller organisierten Geflügelmäster mit ihren Vermarktern, auf ausschließlich gentechnikfreie Fütterung zu setzen.  Damit sind fortan auch jene österreichischen Betriebe, die für den Produzenten „hubers“ Puten halten, frei von Gentech-Soja. Durch die Umstellung werden in Zukunft jährlich über 3.000 Tonnen weniger Gentech-Soja nach Österreich importiert. Dagmar Urban: „In der österreichischen Geflügelbranche wurden in den letzten Jahren wichtige Schritte gesetzt: Neben der stufenweisen Umstellung weg von Gentech-Futtermitteln konnte auch der Einsatz von Antibiotika fast halbiert werden. Zudem haben die Tiere in Österreich mehr Platz im Stall als im benachbarten Ausland.“ Allerdings bleibe auch noch viel zu tun: Nur die Eierbranche füttere etwa derzeit nicht nur gentechnikfreie, sondern auch regional produziertes Soja. Und auch bei den Haltungsbedingungen würden noch viele Schritte in Richtung des Vorbilds biologische Landwirtschaft fehlen.

Besonders viel Handlungsbedarf sieht Greenpeace aber in der Schweine- und auch in der Rinderbranche. Denn weiterhin werden über 300.000 Tonnen Gentech-Soja jährlich nach Österreich importiert, hauptsächlich für die Schweinemast, ein kleinerer Teil für die Rindermast. In beiden Sparten gibt es bisher nur Nischenprodukte, die auf Gentechnikfreiheit setzen. „Die österreichische Schweinebranche gibt im Vergleich ein zunehmend schlechteres Bild ab“, sagt Urban. „ Es wird immer noch überwiegend Gentech-Soja gefüttert. Und über 75 Prozent der in Österreich in der Viehzucht eingesetzten Antibiotika gehen an Schweine. Die Schweinebranche muss endlich aufwachen, und einen ambitionierten Weg in Richtung Gentechnikfreiheit und mehr Nachhaltigkeit einschlagen“, fordert Urban.

Konsumentinnen und Konsumenten rät Greenpeace, generell eher weniger tierische Produkte und dafür mehr Gemüse, Soja oder Getreide zu essen. „Wenn Fleisch auf den Teller kommt, dann ist aus Umwelt- und Tierwohl-Sicht klar Bio-Fleisch die beste Wahl. Wenn kein Bio-Fleisch verfügbar ist, ist österreichisches, gentechnikfreies Fleisch eine gute Alternative“, empfiehlt Urban. Zu erkennen ist gentechnikfreies Fleisch am Bio-Zeichen bzw. am grünen „ohne Gentechnik hergestellt“-Zeichen. „Der österreichische Lebensmitteleinzelhandel muss diesen Erfolg zum Anlass nehmen und noch deutlich stärker auf biologisches sowie auf heimisches gentechnikfreies Hühner- und Putenfleisch setzen“, fordert Urban.

Zur Nachlese: Greenpeace-Fact-Sheet „20 Jahre Gentechnik-Volksbegehren“ (April 2017): http://bit.ly/2o4N0wL

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