Donnerstag, April 18, 2024

Risiko Talkose: die Wirkung beim Einatmen von Talkum ist ein Risiko

Die Wirkung von Talkum durch berufsbedingtes dauerhaftes Einatmen – wie in der Lebensmittelindustrie – kann gefährlich werden und zu einer Talkose führen.

Talkum findet üblicherweise Verwendung in einer Reihe von Herstellungsverfahren – darunter auch in der Lebensmittelindustrie. Doch die negative Wirkung bei dauerhaftem Einatmen von Talkum stellt ein Gesundheitsrisiko dar. Deswegen sollte man die entstehende, berufsbedingte Belastung auch engmaschig überwachen. Das forderten unlängst Forscher aus den Niederlanden, auch um eine Talkose zu verhindern.

Denn das Einatmen von Talkum-Pulver kann eine Entzündung der Lunge verursachen. Diese Schädigung der Lunge verläuft progressiv und mit zunehmendem Verlauf kann es zu einer Lungenfibrose und einem Atemstillstand kommen.

Das gesundheitliche Risiko einer Belastung durch Staub, Gase und Dämpfe wird von Medizinern nicht entsprechend anerkannt. Und es wird von Behörden und Arbeitgebern – verstärkt durch den offensichtlichen Interessenkonflikt – vernachlässigt. Das führt schließlich zu versäumten Diagnosen und einem hohen Krankheitsrisiko der Mitarbeiter.

 

Bewusstseinserhöhung für Gesundheitsrisiken durch die negative Wirkung von Talkum bei dauerhaftem Einatmen

Bei der Präsentation seiner Forschungserkenntnisse am Internationalen Kongress der European Respiratory Society (ERS)  in Amsterdam 2015 sagte Dr. Jos Rooijackers, Lungenfacharzt am Kompetenzzentrum für berufsbedingte Atemwegserkrankungen (NECORD) in Utrecht (NL), dass es einer dringenden Bewusstseinserhöhung für die Gesundheitsrisiken durch das dauerhafte Einatmen von Talkum bedürfe.

Dr. Rooijackers und seine Kollegen untersuchten die Beschäftigten einer Schokoladefabrik, in der regelmäßig Talkum – hydratisiertes Magnesiumsilikat – im Herstellungsprozess verwendet wurde. Bei einem dieser Arbeiter wurde bereits die Lungenerkrankung Talkose diagnostiziert.


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Pulverförmiges Magnesiumoxid © wikimedia
Pulverförmiges Magnesiumoxid © wikimedia

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Talkose – Symptome und Behandlung durch Abstinenz

Als Talkose bezeichnet man eine Lungenerkrankung, die wie oben erwähnt durch das Einatmen von Talkum über einen längeren Zeitraum entsteht und die man zu den Berufskrankheiten zählt. Bei der Talkose bilden sich als klinische Symptome Granulome und es kommt zur Verhärtung des Lungengewebes.

Dr. Rooijackers sagt: „Obwohl z.B. im Bergbau bekannt war, dass Talkose durch das Einatmen von Talkum entsteht, wurde das von den Bergbaugesellschaften nicht als Gesundheitsrisiko anerkannt. Man hielt Talkum für einen harmlosen Nahrungsmittelzusatz und für insgesamt sicher. Aber sobald man bei einem Mitarbeiter berufsbedingte Talkose diagnostizierte, zeigte sich das Unternehmen besorgt über das gesundheitliche Risiko, dem seine Mitarbeiter durch den Umgang mit Talkum ausgesetzt waren.

Die Forscher analysierten bei allen jenen Arbeitern, die regelmäßigen Kontakt mit Talkum hatten, die individuelle Belastungsrate. Jene 111 Arbeiter, die die höchste Belastungsrate aufwiesen, mussten einen Fragebogen über ihren beruflichen Werdegang und ihre respiratorischen Symptome ausfüllen.

Wegen der geschätzten Gesamtbelastung untersuchten die Forscher dann 18 Arbeitnehmer mit einer hochauflösenden Computertomographie des Thorax. Bei mindestens einem (möglicherweise bei zwei der) Arbeiter von diesen 18 entdeckte man dann eine Talkose.

Aufgrund der Untersuchungsergebnisse implementierte das Unternehmen effektive Kontrollmaßnahmen um für die Arbeitnehmer den Kontakt mit Talk zu minimieren. Denn zur Behandlung der Talkose hilft es eigentlich nur, mit dem Talkum Pulver nicht mehr in Kontakt zu kommen.

In einigen Fällen kann der entzündungshemmende und antiallergische Wirkstoff Prednison (ein Steroidhormon aus der Gruppe der Glucocorticoide) bei der Behandlung helfen.

 

Talkum häufig in Lebensmitteln eingesetzt

Viele Branchen verwenden Talkum im Herstellungsprozess, in Lebensmitteln ist es mineralisch neutral und und der Körper kann es nicht verdauen. Es wird daher als Trägerstoff für Lebensmittelfarbe und als Trennmittel, zum Beispiel in Süßwaren, in Backwaren, in Reis, in pulverisierten getrockneten Lebensmitteln, in Gewürzen, in Käse, in Wursthüllen und in Kochsalz verwendet. Non-Food-Anwendungen umfassen Papier, Lack, Kunststoff, Gummi und Keramik.

Die Forscher sagen, dass es neben Talkum auch durch das Einatmen von anderen Zusatzstoffen in Lebensmitteln wie Aromen und Enzymen zu einer noch nicht identifizierten Gesundheitsgefährdung durch Lebensmittel kommen könnte. Es sei wichtig, dass dies untersucht und quantifiziert wird.

Laut Dr. Rooijackers zeigten seine Untersuchungen, dass umfassende Überwachungsprogramme einschließlich der Auswertung der individuellen Belastungsrate und strukturierte medizinische Untersuchungen die Grundpfeiler der Prävention seien müssten und zu einem sicheren und gesunden Arbeitsplatz beitragen können. Er unterstreicht damit die Empfehlungen der ERS-Richtlinien über den Umgang mit arbeitsbedingt hervorgerufenem Asthma.


Unterschiede von Asthma und COPD: Diagnose, Differenzialdiagnose

COPD
COPD

Asthma und COPD weisen ähnliche Symptome auf; Unterschiede, Differenzialdiagnose, und die richtige Diagnose sind für eine wirksame Therapien entscheidend. Mehr dazu unter https://medmix.at/differenzialdiagnose-zu-asthma-und-copd/


Quellen:

European Respiratory Society (ERS) – http://www.erscongress.org/

Manfred Karner. Risiko Talkose: die Wirkung beim Einatmen von Talkum ist ein Risiko. MEDMIX Online 2020

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