Freitag, April 19, 2024

Gefitinib beim Nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinom

Patienten mit EGFR-Mutation können mit Gefitinib länger ohne Fortschreiten der Erkrankung leben als Patienten mit einer vergleichbaren Therapie.

Der Tyrosinkinase-Inhibitor Gefitinib – vor knapp 20 Jahren entwickelt – war die erste zugelassene orale zielgerichtete Therapie beim Nicht-kleinzelligen-Bronchialkarzinom. Anfangs hatten die japanischen Gesundheitsbehörden den Wirkstoff mit dem Handelsnamen Iressa ®  im Jahr 2002 zugelassen. Danach hat die FDA im Jahr 2003 Gefitinib für Patienten mit lokal fortgeschrittenen oder metastasierten Bronchialkarzinom nach Chemotherapie-Versagen zugelassen.

 

Epidermale Wachstumsfaktor

Allerdings konnten weitere Phase III Studien in Kombination mit Chemotherapie die anfangs vielversprechenden Ansprechraten in nicht bestätigen. Deswegen hatten Experten den Wirkstoff auch nahezu schon abgeschrieben. Doch dann zeigten retrospektive Subgruppenanalysen, dass ein lebenslanger Nichtraucherstatus, Patienten mit der Histologie eines Adenokarzinoms, insbesonders vom bronchioloalveolären Typ sowie Frauen und Japanerinnen in einem erhöhten Umfang von einer Gefitinib Behandlung profitieren.

Schließlich stellte sich als Surrogatmarker für diese uneinheitliche Patientenpopulation, die auf die Therapie bevorzugt anspricht, die Mutation des Exons 18-24 des EGFR-Rezeptors heraus.

Die Proliferation von gesunden Zellen und Krebszellen sind stark mit dem epidermalen Wachstumsfaktor EGF und seinem Rezeptor, der EGF-Rezeptor EGFR, assoziiert. EGFR aktivierende Mutationen hemmen die Apoptose und fördern das Tumorwachstum. Darüber hinaus erhöhen sie Produktion von angiogenetischen Faktoren und begünstigen die Metastasierung.

Neben dem Ansprechen brachte Gefitinib bei den Patienten auch eine klinische Symptomverbesserung. Die Nebenwirkungen beschränkten sich vor allem auf Hautveränderungen (Akne), Durchfall und bei 1% der Patienten eine interstitielle Lungenerkrankung.

 

Anwendung und Dosierung von Gefitinib

Heute hilft Gefitinib in der Monotherapie erwachsenen Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem, nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom (NSCLC) mit aktivierenden Mutationen der EGFR-TK.

Die empfohlene tägliche Dosierung ist 250 Milligramm. Wenn der Patient diese vergisst, so sollte er die Einnahme ehest möglich nachholen, sofern es bis zur nächsten Dosis weniger als 12 Stunden sind. Hingegen sollten die Patienten keinesfalls eine doppelte Dosis einnehmen.

 

Besondere Warnhinweise und unerwünschte

Der EGFR-Mutationsstatus entscheidet über eine Gefitinib-Behandlung beim lokal fortgeschrittenen oder metastasierten Bronchialkarzinom. Deswegen müssen Experten bei möglichst allen Patienten das Tumorgewebe analysieren. Alternativ zu einer nicht auswertbaren Tumorprobe können sie zirkulierende Tumor-DNA (circulating tumour DNA – ctDNA) aus einer Blut-(Plasma-)Probe verwenden.

Ärzte sollten ausschließlich robuste, zuverlässige und sensitive Tests mit erwiesener Eignung für die Bestimmung des EGFR-Mutationsstatus von Tumoren oder ctDNA verwenden, um falsch negative oder falsch positive Bestimmungen vermeiden zu können.

Schließlich waren Durchfall, Erbrechen, Stomatitis, erhöhte Leberenzymwerte (Alaninaminotransferase), Hautausschläge sowie Abgeschlagenheit die häufigsten unerwünschten Wirkungen. Bei stillende Patientinnen ist die Gefitinib-Gabe kontraindiziert.

Weitere Informationen:

https://www.ema.europa.eu/documents/product-information/iressa-epar-product-information_de.pdf

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