Mittwoch, April 24, 2024

Frauen und AIDS

An Frauen und AIDS wird oft zu spät gedacht, da sie keiner offensichtlichen Risikogruppe zugeordnet werden – wie homosexuelle Männer oder Drogenabhängige.

Zum Thema Frauen und AIDS ergeben sich weltweit verschiedene spezifische Fragestellungen. Die Versorgung HIV-infizierter Schwangerer hat sich beispielsweise besonders in der westlichen Welt sehr verbessert. Im Gegensatz dazu gibt es auch ärztlicherseits noch Defizite bei als frauenspezifisch zugeordneten Problemen.

Frauen und AIDS ist noch immer mit später Diagnosestellung vergesellschaftet, beim Erkennen relevanter Marker-Erkrankungen und geschlechtsspezifischer beziehungsweise hormonspezifischer Verläufe von Infektionen und bei der Therapie bestehen Probleme.

In unseren geografischen Breiten sind etwa 20 Prozent aller HIV-Infizierten Personen Frauen. Weltweit liegt der Anteil jedoch bei etwa 50 Prozent. Der überwiegende Teil – 80 Prozent – der betroffenen Frauen lebt in Subsahara-Afrika. Dementsprechend ist AIDS ist weltweit noch immer die häufigste Todesursache bei Frauen im gebärfähigen Alter. Ohne HIV läge auch die weltweite Müttersterblichkeit um etwa 20 Prozent niedriger (WHO 2010).

 

Schwangere Frauen und AIDS in unseren geografischen Breiten

Die Versorgung HIV-infizierter Schwangerer in Europa ist von der globalen Situation maßgeblich beeinflusst. Denn die Problematik Frauen und AIDS ist häufig mit Migration vergesellschaftet, da ein Großteil HIV-positiver Schwangerer in unseren Breiten aus betroffenen Regionen Afrikas stammen.

Das größte Risiko bei HIV-positiven Schwangeren ist die Übertragung des Virus auf das Kind. Hier wurden durch Transmissionsprophylaxe in den letzten 20 Jahren enorme Fortschritte erreicht. Unter guter medizinischer
Betreuung ist es heute möglich, die Übertragungsrate durch rechtzeitige Medikation der Mutter, Maßnahmen bei und nach der Geburt – wie Geburtsmodus und Stillverzicht – von 40 Prozent am Ende der 90er Jahre
auf ein bis zwei Prozent heute zu senken. Inzwischen gibt es auch gute und sichere Möglichkeiten, den bis 2010 als Standard geltenden Kaiserschnitt in vielen Fällen durch eine vaginale Geburt abzulösen.

 

Späte Diagnosestellung und Marker-Erkrankungen

Nachwievor stellt gerade bei Frauen die späte Diagnosestellung – Late presentation –, die erst bei fortgeschrittenem Immundefekt oder AIDS-definierenden Erkrankungen erfolgt, ein erhebliches Risiko für den Behandlungserfolg dar. Ein Grund dafür, dass an Frauen und AIDS oft spät gedacht wird, ist, dass sie keiner offensichtlichen Risikogruppe zugeordnet werden, wie etwa homosexuelle Männer oder Drogenabhängige.

Daher werden sogenannte mögliche Marker-Erkrankungen im ärztlichen Alltag noch immer nicht als solche wahrgenommen und getestet. Zahlen zeigen zudem, dass die späte Diagnosestellung nicht von einer ethnischen Zugehörigkeit abhängt, sondern Frauen an sich betrifft. Aus Sicht der Wissenschaftler ist es notwendig, diese Alarmsignale ernst zu nehmen und sowohl in Leitlinien Konsequenzen zu ziehen als auch bei Behandlern und in der Bevölkerung das Bewusstsein dafür zu schärfen.

Quelle: http://www.doeak2015.de

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