Donnerstag, März 28, 2024

Episodisches Gedächtnis – schneller als vermutet

Episodisches Gedächtnis ist schneller als gedacht: sich an frühere Ereignisse zu erinnern, scheint im Gehirn schneller als bisher vermutet vonstatten zugehen.

Bislang ging man davon aus, dass ein episodisches Gedächtnis – also die Erinnerung an persönliche Erlebnisse – einem relativ langsamen Prozess unterliegt, der rund eine halbe Sekunde dauert. In dem Prozess reaktiviert das Gehirn Sinnesinformationen, die während des ursprünglichen Erlebnisses wahrgenommen wurden, zum Beispiel werden die Areale des Sehsinns auf bestimmte Weise aktiv. Doch ein episodisches Gedächtnis ist schneller als gedacht.

 

Nur 0,2 Sekunden bis zur sensorischen Reaktivierung

Die aktuelle Studie ergab, dass die Reaktivierung der Sinnesinformationen während des episodischen Erinnerns nur zwischen 0,1 und 0,2 Sekunden erfordert. Das fanden die Neurowissenschaftler mittels EEG heraus, einer Methode, die die Hirnaktivität mit hoher zeitlicher Auflösung verfolgt.

Des Weiteren zeigte das Team, dass der Prozess entscheidend für das erfolgreiche Erinnern einer Episode ist. Verhinderten die Forscher die Reaktivierung von eingespeicherten Informationen des Sehsinns durch sogenannte transkranielle Magnetstimulation, störte das den Abruf der Erinnerungen. Die Studie führten sie in zwei Teilen an der Universität Konstanz durch.

 

Episodisches Gedächtnis und psychische Störungen

„Die Ergebnisse könnten helfen, psychische Störungen zu verstehen, bei denen Menschen unter wiederkehrenden traumatischen Erinnerungen leiden“, sagt Dr. Gerd Waldhauser, früher in Konstanz, heute an der Ruhr-Universität Bochum tätig. „Es wäre hilfreich, wenn man in den Abruf dieser traumatischen Erinnerungen eingreifen könnte. Aber natürlich erfordert das weitere Studien.“

Im Gegensatz zum semantischen Gedächtnis, das Fakten speichert, ist episodisches Gedächtnis – jede episodische Erinnerung – einzigartig und an einen bestimmten Ort und Zeitpunkt gebunden. „Man hat gedacht, dass das Gehirn eine Weile braucht, um im Hippocampus – einer wichtigen Region für das Langzeitgedächtnis – danach zu suchen“, erklärt Dr. Simon Hanslmayr von der University of Birmingham. „Unsere Ergebnisse rütteln an dieser Vorstellung, denn sie zeigen eine sehr schnelle Reaktion des Gehirns.“

Quelle:

Forscherteam der Ruhr-Universität Bochum und University of Birmingham

G. Waldhauser, V. Baum, S. Hanslmayr (2016): Episodic memory retrieval functionally relies on very rapid reactivation of sensory information, Journal of Neuroscience, DOI: 10.1523/JNEUROSCI.2101-15.2016

Related Articles

Aktuell

Steviosid: Eine revolutionäre Alternative zu Zucker

Mit seiner Süßkraft, die deutlich stärker ist als die von Zucker, hat Steviosid (ohne jegliche Kalorien) die Welt der Süßstoffe revolutioniert. Mit einer Süßkraft, die...
- Advertisement -

Latest Articles

Digital Detox: Der Weg zu einer besseren Männergesundheit

Die Entscheidung für einen Digital Detox ist ein Schritt hin zu bewussterem Leben und Arbeiten. In unserer heutigen, digital dominierten Welt ist es kaum noch...

Gartenmelde und seine Heilwirkung

Die Gartenmelde kommt in der Volksmedizin mit seiner diuretischen (harntreibenden) Heilwirkung als Brechmittel und als Abführmittel zum Einsatz. Gartenmelde ist ein vielseitiges Kraut in Küche...

Biosimilars in der Therapie der Psoriasis

Vergleich der Wirksamkeit und Sicherheit von Biosimilars mit Original-Biologika für die Behandlung von Psoriasis lässt Fragen offen. Bei der Behandlung von mittelschwerer bis schwerer Psoriasis...