Die Tuberkulose-Therapie ist nach wie vor langwierig und schwierig –die Erkrankung zählt weltweit zu den bedeutendsten Infektionskrankheiten.
Fast 10 Millionen Menschen erkranken jährlich an der durch Bakterien ausgelösten Tuberkulose (TB); 1,5 Millionen sterben daran. Die Infektionskrankheit – im Volksmund Schwindsucht genannt – wird per Tröpfcheninfektion durch Husten übertragen. Der aktuelle Stand der Tuberkulose-Therapie wurde Ende 2015 in der renommierten Fachzeitschrift New England Journal of Medicine zusammengefasst.
Kombination aus verschiedenen Antibiotika als Tuberkulose-Therapie
Tuberkulose ist eine Krankheit, die nach der Infektion mit den Erregern bis zu einem Jahr braucht, bis sie ausbricht. Therapiert wird sie mit einer Kombination aus verschiedenen Antibiotika, die über viele Monate genommen werden müssen. Besonders kompliziert wird die Tuberkulose-Therapie durch die Ausbreitung Antibiotika-resistenter Stämme der Tuberkulose-Bakterien. Nebenwirkungen, hohe Behandlungskosten und mangelnde Aufklärung führen häufig zum Therapieabbruch.
Klinische Tuberkulose-Zentrum des DZIF
Das Klinische Tuberkulose-Zentrum des DZIF am Forschungszentrum Borstel gehört weltweit zu den führenden medizinischen Einrichtungen, in denen Grundlagenforschung und klinische Anwendung für Tuberkulose eng verbunden sind. Hier ist man auch auf die Behandlung multiresistenter Tuberkulosen (MDR-TB) spezialisiert.
„Wir setzen zunehmend auf maßgeschneiderte Behandlungskonzepte, bei denen die Antibiotika individuell zusammengestellt werden“, erklärt Dr. Christoph Lange, Ärztlicher Leiter der Klinischen Infektiologie in Borstel und Professor für International Health/Infectious Diseases an der Universität Lübeck.
Die neuesten Behandlungsmöglichkeiten haben die Wissenschaftler nun in einer Veröffentlichung zusammengefasst. In einer interaktiven Graphik können Ärzte weltweit für unterschiedliche Behandlungssituationen eine geeignete Therapie finden.
Daneben bietet ein 6-köpfiges Ärzte-Team um Professor Lange einen umfassenden klinischen Beratungsservice zu Fragen der Tuberkulose und Erkrankungen durch nicht-tuberkulöse Mykobakterien an (04537/188 2110). Für die Therapieberatung von Patienten mit multiresistenter Tuberkulose haben sie mit Mitteln des DZIF ein nationales TB-Online-Consilium (http://dzif.fz-borstel.de) aufgebaut.
„In Deutschland ist die Tuberkulose selten geworden. Doch gerade in ärmeren Ländern und Krisenherden ist unser Engagement gefragt, denn dort fehlen die Ressourcen, um die Tuberkulose zu bekämpfen und die Menschen zu heilen“, erklärt Christoph Lange. Und mit den Flüchtlingen werde die Krankheit auch unseren Ärzten wieder häufiger begegnen, ist der Arzt und Wissenschaftler sich sicher.
Publikation:
N Engl J Med. 2015 Nov 26; 373(22):2149-2160. Treatment of Tuberculosis.
Horsburgh CR Jr, Barry CE 3rd, Lange C DOI: 10.1056/NEJMra1413919