Donnerstag, März 28, 2024

Erfahrung mit der Elektrokrampftherapie bei Depressionen

Bei schweren Depressionen oder Bipolaren Störungen gibt es zur Elektrokrampftherapie – Elektrokonvulsive Therapie – gute Erfahrungen.

Seite nahezu 100 Jahren hat man gute Erfahrung mit der Elektrokrampftherapie – auch Elektrokonvulsive Therapie genannt – zur Behandlung schwerer Depressionen. Wenngleich nicht bei allen Patienten damit die Symptome verschwinden. Es gibt Patienten, die häufig behandelt werden und dennoch weiter unter ihren starken Depressionen leiden. Dazu versuchten unlängst schwedische Psychiater, die wesentlichen klinischen Faktoren zu ermitteln, die bei Depressionen zur Symptomfreiheit nach einer Elektrokrampftherapie beitragen.

 

Teilweise gute Erfahrung mit der Elektrokrampftherapie für Patienten mit Depressionen

Aus dem schwedischen nationalen Qualitätsregister haben die Forscher Patienten mit Depressionen und Elektrokrampftherapie ermittelt. Die Patienten erhielten zwischen den Jahren 2011 und 2014 diese elektrokonvulsive Therapie. Die Remission, also Symptomfreiheit, hat man mithilfe der Montgomery-Åsberg Depressionsbewertungsskala eingeschätzt, in der die Patienten selbst ihre Symptome bewerten konnten. Bei Bewertungen zwischen 0 und 10 infolge der Therapie wurde von Remission ausgegangen. Es standen weiter Informationen zur Einnahme von Antidepressiva, Begleiterkrankungen und Details wie Alter und Geschlecht der Patienten zur Verfügung.

 

Welche Patienten Symptomfreiheit erreichten

Von insgesamt 1671 Patienten, die den Studienkriterien entsprachen, erreichten 43 %, also fast die Hälfte, die Symptomfreiheit. Und zwar litten sie nach der Elektrokrampftherapie nicht mehr unter ihren Depressionen.

Die Patienten, bei denen die Behandlung gut wirkte, waren übrigens typischerweise älter. Zudem hatten eine Ausbildung von mindestens 9 Jahren hinter sich. Weiter litten sie unter psychotischen Symptomen. Außerdem setzten sie eher kürzer als die übrigen Patienten Antidepressiva ein.

Bei den Einstellungen der Elektrokrampftherapie schien besonders eine Pulsweite des Reizes von über 0,50 ms gut zu wirken. Zudem war es vorteilhaft, wenn die Patienten keine Tendenz zum Drogenmissbrauch hatten. Aber es sollten auch keine Ängste diagnostiziert worden sein.



Medikamente, die bei der Elektrokrampftherapie gegen Depressionen zu stören schienen, waren die Phasenprophylaxe Lamotrigin und Benzodiazepine. Dies erklärt sich womöglich dadurch, dass die Therapie eine kontrollierte epileptische Welle auslösen soll. Diese Medikamente wirken aber spezifisch antiepileptisch.

 

Aufgrund der unklaren Datenlage in diesem Bereich sollten aber keine bestehenden Therapien abgesetzt werden, um eine Krampftherapie zu ermöglichen.

Die Forscher stellen klar, dass zum Absetzen von Medikamenten zugunsten der Elektrotherapie spezifische Studien nötig wären und ein langsames, kontrolliertes Herunterdosieren. Valproat, Lithium und verschiedene Antidepressiva schienen dagegen keinen Einfluss auf die Häufigkeit von Remissionen durch die Therapie zu haben.

Damit beschrieb diese Studie erstmalig verschiedene Faktoren, die zum Erfolg einer Elektrokrampftherapie beitragen können. Speziell scheinen der psychotische Subtyp der depressiven Erkrankung und höheres Alter vorteilhaft zu sein. Für diese Patienten, speziell auch bei Altersdepressionen, scheint sich die Therapie also anzubieten. Bei jungen Patienten dagegen sollte sehr genau abgewogen werden, ob keine alternative Methode zur Verfügung steht.

Eine neue Studie zeigte übrigens dazu, dass die Elektrokrampftherapie in Kombination mit dem Antidepressivum Venlafaxin eine wirksame Behandlung für mittelschwere Altersdepression zu sein. Dementsprechend kann es sinnvoll sein, die Indikationen für die Elektrokrampftherapie auf Patienten mit mittelschwerer Major Depression auszuweiten.

 

Fazit

Weitere Untersuchungen, die eine klare Vorhersage erlauben, welche Patienten mit Depressionen von der Elektrokrampftherapie auch im jüngeren Alter profitieren können, sind dringend nötig. Diese Studie bietet jedenfalls auch einen Überblick über die möglichen Ansätze zur Optimierung der Therapie. Beispielsweise wie die Pulsweite, die nicht zu kurz gewählt sein sollte. Wenn man die Elektrokrampftherapie gegen Depressionen plant oder sie bisher nicht zum Erfolg geführt hat, bietet sich also noch Raum für Verbesserungen.

Die Elektrokrampftherapie (EKT) ist jedenfalls in der Regel der Behandlung einer schweren Major Depression (MDD) vorbehalten. Man kann sie aber auch jüngsten Studien zur Folge bei der Behandlung einer mittelschweren Major Depression einsetzen. Wenngleich diese Möglichkeit nur sehr begrenzt untersucht wurde.




Literatur:

Tedeschi E, Hoffmann MS, Magalhaes PVS. Relative impact of diagnosis and clinical stage on response to electroconvulsive therapy. A retrospective cohort. Braz J Psychiatry. 2023 May 27. doi: 10.47626/1516-4446-2023-3058. Epub ahead of print. PMID: 37243982.

Zilles-Wegner D, Sartorius A. Elektrokonvulsionstherapie in der neuen NVL Depression. Vom Unterschied zwischen Effektivität, Evidenz und Empfehlungsgraden. [Electroconvulsive Therapy in the New National Guideline Depression: Effectiveness, Evidence, and Grade of Recommendation]. Fortschr Neurol Psychiatr. 2023 May;91(5):209-212. German. doi: 10.1055/a-2046-5279. Epub 2023 May 16. PMID: 37192610.

Brus O, Cao Y, Gustafsson E, Hultén M, Landen M, Lundberg J, Nordanskog P, Nordenskjöld A. Self-assessed remission rates after electroconvulsive therapy of depressive disorders. Eur Psychiatry. 2017 Sep;45:154-160. doi: 10.1016/j.eurpsy.2017.06.015. Epub 2017 Jul 21. PMID: 28865389.

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