Freitag, März 29, 2024

Dysmenorrhoe zeigt vielfältige Symptome

Nahezu acht von zehn Frauen im gebärfähigen Alter müssen Monat für Monat die ­vielfältigen Symptome einer Dysmenorrhoe ertragen. Mit unterschiedlichen Erfahrungen.

In einer rezenten Studien zu den Erfahrungen der Studienteilnehmerinnen zeigte sich, dass eine Dysmenorrhoe sehr unterschiedliche Symptome verursachen kann. Auch variierte die Erfahrung der Frauen mit ihren Dysmenorrhoe-Symptomen im Laufe der Zeit. Jedenfalls beeinflusste eine Vielzahl von Faktoren die Erfahrung mit den Dysmenorrhoe-Symptomen. Sie konnten sich beispielsweise negativ auf das tägliche Leben der Frauen auswirken. Schließlich wird die Dysmenorrhoe von Gesundheitsdienstleistern oder dem persönlichen Umfeld auch nicht als legitim angesehen. Auch die Therapie von Frauen mit Dysmenorrhoe unterschied sich in Akzeptanz und Wirksamkeit. Unter dem Strich ist die Dysmenorrhoe weit verbreitet und die häufigste Ursache für Abwesenheit von Schule, Ausbildungsstätten und Beruf bei Frauen im gebärfähigen Alter. Es gibt auch Hinweise darauf, dass Dysmenorrhoe ein Risikofaktor für andere chronische Schmerzzustände sein kann.

 

Symptome der Dysmenorrhoe

Schmerzen, Gereiztheit, Appetitlosigkeit und Heißhungerattacken: 70–80 % aller Frauen im gebärfähigen Alter müssen jeden Monat diese Symptome der Dysmenorrhoe erdulden.

Die vor oder während der Menstruation auftretende Dysmenorrhoe kann vielfältige Symptome aufweisen. Nicht nur Unterbauch- oder Kreuzschmerzen, auch gastro­intestinale Beeinträchtigung, Kopfschmerz und Schwindel können die Frau belasten. Auch Müdigkeit, Gereiztheit und Konzentrationsschwäche können die Leistungsfähigkeit so stark beeinträchtigen, dass die Frau das Bett hüten muss.

Während die primäre Dysmenorrhoe schon in der Adoleszenz vorhanden ist, tritt die sekundäre Dysmenorrhoe meist Jahre nach der allerersten Blutung auf.

 

Ursachen der Dysmenorrhoe

Im Grunde genommen liegt dem Schmerz eine Ischämie zugrunde. Kontraktionen der Spiralarterien und des Uterus lösen diese aus. Eine übermäßige Prostaglandin F2α-Synthese in Endo- und Myometrium kann dabei zu verstärkten spas­tischen Uteruskontraktionen führen. Darüber hinaus kann auch Leukotrien-E4 vermehrt vorkommen und die ­Vasokonstriktion fördern.

Fraglich ist die Beteiligung von Vasopressin an den schmerzhaften Menstruationsbeschwerden, da Studien zu Oxytocin-Antagonisten kaum Wirksamkeit zeigten.  Auch ­psychische Aspekte können die primäre Dysmenorrhoe verstärken.

Die sekundäre Dysmenorrhoe ist durch organische Ursachen bedingt, von denen die Endometriose am häufigsten auftritt, aber auch entzündliche Genitalerkrankungen, Myome und Hypoplasien, sowie mechanische Verhütungsmittel (Spirale) kommen in Frage.

Diagnostisch sind daher je nach Beschwerdebeginn andere Schwerpunkte zu setzen. Hormonstatus, abdomineller und transvaginaler Ultraschall, vaginale Untersuchung, in manchen Fällen auch MRI oder Laparoskopie werden zur Abklärung eingesetzt.

 

Therapie der Dysmenorrhoe

Bei leichten Beschwerden kann zuallererst eine Wärmebehandlung mit einer Wärmeflasche oder heißen Sitzbädern versucht werden, oft werden aber als erster Schritt gleich NSAR und Spasmolytika eingesetzt.

Zur Hemmung der Prostaglandin-Synthese empfiehlt sich ein möglichst früher Beginn, mitunter schon einen Tag vor Auftreten der Schmerzen. Führen diese Therapie und auch der Einsatz eines alternativen NSAR nicht zum Erfolg, kann die Gabe eines Ovulationshemmers erwogen werden. Damit wird nicht nur die Ovulation verhindert, es werden auch die Prostaglandine reduziert. Vor allem Antibabypillen mit dem Wirkstoff Chlormadinonacetat lindern den Schmerz besonders effektiv. Oft treten nach Beendigung einer sechs- bis zwölfmonatigen Verabreichung keine Symptome mehr auf.

Auch die Kombination eines Ovulationshemmers mit NSAR ist möglich und bewirkt bei den meisten Patientinnen eine große Verbesserung der Beschwerden. Zusätzlich können psychologische Betreuung, Psychotherapie, Entspannungsübungen und Darmregulierung hilfreich sein. Eine weitere, seltener eingesetzte therapeutische Strategie ist die Verabreichung eines reinen Gestagenpräparates bei Kontraindikation gegen Ovulationshemmer. Als weitere Therapie-Möglichkeit kommt Nitroglycerin infrage, das allerdings bei vielen Frauen Kopfschmerz verursachte, und auch den Omega-3-Fettsäuren wird ein positiver Effekt auf Dysmenorrhoe zugeschrieben.

Eine Besserung durch sportliche Betätigung ist nicht gesichert, ein Rückgang der Beschwerden findet sich aber oftmals nach der ersten Geburt. Die orale Einnahme von Magnesium, das krampflösend wirkt, Kalziumantagonisten und Vitamin B1 bewirkt ebenfalls eine gewisse Schmerzlinderung, dafür sollten Stress, Nikotin und Alkohol vermieden werden. Auch alternative Methoden der Therapie können bei der Dysmenorrhoe eingesetzt werden: Die transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS) führt zu einer Schmerzreduktion von 50%, auch für Akupunktur­anwendungen sind Erfolge beschrieben.

 

Sekundäre Dysmenorrhoe durch Endometriose

Die Ätiologie der Endometriose ist weitgehend unklar, doch dürften 2 bis 3 % aller Frauen daran leiden. Die Diagnose erfolgt durch ­Anamnese, Palpation und eine Sonographie, die oft eine diffuse Vergrößerung des Uterus oder endometriotische Tumoren der Ovarien zeigt. Zur Diagnose­sicherung ist eine Laparoskopie und nachfolgende histologische Beurteilung des entnommenen Gewebes notwendig. Wenn die Diagnose gestellt ist, dann können Elektro-, Thermo- oder Laserkoagulation in einem laparoskopischen Eingriff dabei helfen, kleinere Endometrioseherde zu entfernen.

Als Therapie der Wahl größerer Herde gilt bei der symptomatischen Endometriose immer noch die operative Entfernung – vor allem ältere Herde sollten chirurgisch saniert werden. Grundsätzlich steht der Erhalt der Organe und der Fertilität der vollständigen Entfernung von Endometrioseherden gegenüber. Die medikamentöse Therapie beruht auf dem Entzug der ovariellen Östrogene. Es werden Gestagene und GnRH-Analoga vorwiegend langfristig eingesetzt, dadurch werden nicht nur die Endometrioseherde supprimiert, auch die Dysmenorrhoe bessert sich.

Die Nebenwirkungen sind aufgrund des Östrogenmangels klimakterischer Art, in etwa 30 % der Fälle treten allerdings Rezidive auf. Bei schweren Fällen der Endo­metriose erfolgt zunächst eine hormonelle Vorbehandlung, dann der operative Eingriff, dem sich wiederum eine hormonelle Nachbehandlung anschließt.

 

Auch andere organische ­Erkrankungen können sich hinter den Symptomen der Dysmenorrhoe verbergen

Leichter bis mäßiger Dauerschmerz mit Pruritus und Fluor deutet auf eine Zervizitis hin. Krampfartige Schmerzen mit heller Blutung lassen ein Myoma in statu nascendi vermuten. Und bei postmenstruellen Schmerzen und erhöhten Entzündungswerten sollte man an eine Endo-Myometritis denken. Hier gilt es, sorgsam alle Differenzialdiagnosen auszuschließen, bevor man sich auf die Diagnose Dysmenorrhoe festlegen kann.


Literatur

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French L. Dysmenorrhea. Am Fam Physician. 2005;71(2):285-291.


Quellen:

Dr. Michaela Schieder, Laura Frühwald. Dysmenorrhoe im Fokus. MEDMIX 3/2007

http://www.gfmer.ch/Guidelines/Zyklusstoerungen_weibliche_gonadale_Stoerungen_d/Dysmenorrhoe_chronischer_Unterbauchschmerz.htm

 

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