Samstag, April 20, 2024

Durchblutungsstörungen bei Diabetes Typ-2 schädigen Gehirn

Durchblutungsstörungen bei Diabetes Typ-2 wirken sich negativ auf das Gehirn aus. Dies führt zu einer andauernden Verschlechterung der geistigen Fitness.

Eine soeben veröffentlichte Studie zeigt erstmals, wie stark sich eine Stoffwechselstörung auf das Gehirn auswirkt und mit Durchblutungsstörungen bei Diabetes Typ-2 einhergeht. So darf die krankheitsbedingt gestörte Durchblutung keinesfalls unterschätzt werden.

Diabetes gilt als Stoffwechselstörung, die sich negativ auf den gesamten Organismus auswirkt. Seit langem ist bekannt, dass sich das krankheitsbedingte Ungleichgewicht des Blutzuckers bzw. die häufigen Schwankungen des Blutzuckerspiegels negativ auf die Durchblutung auswirken.

 

Wichtige Studie der Havard Medical School zu Durchblutungsstörungen bei Diabetes

Doch wie sehr auch das Gehirn in Mitleidenschaft gezogen wird, zeigt erstmals eine soeben im Fachjournal Neurology veröffentlichte Studie. Den Autoren zufolge, kommt es bei Typ-2-Diabetikern bereits innerhalb von zwei Jahren zu einer deutlichen Verschlechterung der Hirndurchblutung und somit zu einer Verschlechterung kognitiver Fähigkeiten. Betroffenen fällt es schwerer ihre täglichen Aktivitäten zu erfüllen.

„Eine intakte Durchblutung ermöglicht es dem Gehirn, Blut in jene Areale zu befördern, die gerade besonders aktiv sind,“ so Studienautorin Vera Novak von der Harvard Medical School in Boston. „Bei Typ-2-Diabetikern ist diese Durchblutung jedoch gestört. Unserer Studie zufolge, führt Diabetes bzw. ein zu hoher Blutzucker zu chronischen Verschlechterungen der geistigen Fitness.“

 

Durch Spinmarkierung die Durchblutungsstörungen bei Diabetes im Gehirn sichtbar machen

Die aktuelle Studie umfasste 40 Teilnehmer mit einem Altersdurchschnitt von 66 Jahren, die zweimal im Abstand von 24 Monaten mittels MRT untersucht wurden. Durch die sogenannte arterielle Spinmarkierung war es möglich, den genauen Blutstrom im Gehirn sichtbar zu machen. Von den 40 untersuchten Probanden hatten 19 Diabetes, der Rest diente als gesunde Kontrollgruppe. Zusätzlich zu den Gehirnscans, wurden Tests durchgeführt, um die kognitive Leistungsfähigkeit und Gedächtnisleistung zu überprüfen.

Bereits im Zuge der ersten Untersuchung zu Studienbeginn, zeigte sich bei Diabetikern Verschlechterung der Durchblutung im Gehirn. Auch die Ergebnisse der kognitiven Untersuchungen, Gedächtnis- und Denkleistung waren im Vergleich zu gesunden Probanden deutlich schlechter. Teilnehmer die bereits zu Beginn der Studie eine schlechtere Hirndurchblutung aufwiesen, hatten nach 2 Jahren Probleme ihren Alltagsaktivitäten nachzukommen.

Auch bei den durchgeführten kognitiven Tests schnitten Diabetiker wesentlich schlechter ab als gesunde Probanden. Zwischen Studienbeginn und -ende, sank die erreichte Punktzahl bei Diabetikern um 12 Prozent, von 46 auf 41 Punkte. Im Vergleich dazu, blieb die Punktezahl bei gesunden Probanden annähernd gleich.

 

Starker Rückgang der Hirndurchblutung

Auch die Hirndurchblutung war bei Diabetikern weiter zurückgegangen. In nur zwei Jahren hatte sie sich um weitere 65 Prozent verschlechtert. Besonders betroffen sind offenbar jene Hirnregionen, die für die Sprache und für komplexe Handlungen zuständig sind.

„Die frühzeitige Detektion und Kontrolle der Hirndurchblutung könnte ein wichtiger Indikator für kognitive Veränderungen sein,“ so Novak.

Es bedarf weiteren Untersuchungen mit höherer Teilnehmerzahl und längerer Studiendauer, um den Zusammenhang zwischen Hirndurchblutung und kognitiven Veränderungen ausfindig zu machen.

Quelle: Chen-Chih Chung, Daniela Pimentel, Azizah J. Jor’dan, Ying Hao, William Milberg, and Vera Novak. Inflammation-associated declines in cerebral vasoreactivity and cognition in type 2 diabetes. Neurology, July 2015 DOI: 10.1212/WNL.0000000000001820

 

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