Donnerstag, März 28, 2024

Die Behandlung von Haut-, Schleimhaut- sowie System-Mykosen

Haut-, Schleimhaut- sowie System-Mykosen zählen zu den häufigsten Infektionen, die Behandlung erfolgt mit Mitteln zum äußeren Einsatz sowie systemischen Antimykotika.

Von den etwa 300 humanpathogenen Pilzarten kommen die meisten weltweit vor. Einige sind Bestandteil der körpereigenen Flora und nur fakultativ pathogen, andere rufen auch beim Gesunden Mykosen hervor. Zur Therapie von leichteren Pilzinfektionen von Haut und Schleimhaut sind zahlreiche topische Substanzen im Einsatz, systemische Antimykotika stehen bei sehr schweren, invasiven System-Mykosen zur Behandlung zur Verfügung.

 

Kutane Mykosen

Eine oberflächliche Pilzinfektion der Haut erfolgt durch direkten Kontakt mit einem infizierten Menschen, Tier oder über kontaminierte Oberflächen. Die Lokalisation der Erscheinung entspricht der primären Kontaktstelle und ist daher einer topischen Therapie gut zugänglich.

Die durch Trichophyton, Microsporum sowie Epidermophyton ausgelösten Dermatomykosen sprechen gut auf lokale Azole, Ciclopirox, Naftifin/Terbinafin sowie Amorolfin an. Wenn die topische Therapie versagt, oder bei besonders großer Ausdehnung, werden in schweren Fällen auch systemische Azole wie Fluconazol und Itraconazol sowie Griseofulvin oder Terbinafin eingesetzt.

Bei schwerer Onychomykose kann eine systemische Behandlung mit Terbinafin, die über drei bis sechs Monate geführt wird, angezeigt sein. Bei geringer Ausprägung des Nagelpilzes können auch lediglich lokal die Antimykotika Naftifin oder Amorolfin appliziert werden. Pityriasis versicolor wird lokal oder systemisch mit Azolen Terbinafin oder Naftifin behandelt.

 

Candida-Mykosen von Haut und Schleimhaut

Von Candida-Infektionen sind vorwiegend Schleimhäute, seltener die Haut oder innere Organe betroffen. Insbesondere Patienten mit verminderter Resistenz sind anfällig für diese häufigste Form der opportunistischen Mykosen. Für die lokale Therapie der vulvovaginalen Candidiasis sind Polyene, Imidazole und Ciclopirox-Vaginalia verfügbar.

Führt die lokale Applikation nicht zum Erfolg, können alternativ Fluconazol und Itraconazol oral gegeben werden. Die manifeste Candida-Infektion der Mundhöhle tritt bei prädisponierenden Faktoren wie Zahnprothesen, Diabetes mellitus, gestörter Immunabwehr u.a. auf und wird topisch mit Polyen-Antimykotika oder Azolen in Form von speziellen Zubereitungen, wie beispielsweise Lutschtabletten, therapiert. Ist dies nicht effektiv, kommen auch hier systemische Azole zum tragen. Wirksam sind Fluconazol, Itraconazol und in therapierefraktären Fällen auch Voriconazol und Caspofungin.

Die Therapie der Hautcandidose erfolgt vorwiegend topisch mit Nystatin und Amphotericin B in geeigneter Formulierung. Auch Azole wie Clotrimazol oder Ciclopirox sind geeignet, Fluconazol und Itraconazol stehen für eine systemische Therapie zur Verfügung. Schwere und systemische Candida-Infektionen werden mit Amphotericin B, Azolen und Caspofungin parenteral therapiert.

 

Subkutane Mykosen

Die in tropischen sowie subtropischen Regionen häufigen Pilzinfektionen der Subkutis entstehen durch Eindringen von im Boden oder auf Pflanzen lebenden Pilzen im Rahmen einer Verletzung. Die meist chronisch-abszedierende oder ulzerierende Entzündung des Bindegewebes wird mit Itraconazol und Amphotericin B behandelt.

 

Primäre System-Mykosen

Schließlich werden primäre System-Mykosen von ebenfalls im Erdboden lebenden Pilzen hervorgerufen. Wobei ihre Sporen direkt oder über Staub eingeatmet werden und eine Lungenmykose auslösen. Eine hämatoge oder lymphoge Dissemination kann folgen. Beispielsweise gehören dazu Kokzidioido-Mykosen, Histoplasmose sowie die Nordamerikanische und Südamerikanische Blastomykose, die jeweils endemisch in bestimmten Regionen vorkommen.

Demgegenüber kommen sie jedoch nicht in Europa vor. Therapeutisch werden systemische Antimykotika wie Amphotericin B (schwere Histoplasmose, Nordamerikanischer Blastomykose und Kokzidioidomykose) sowie Fluconazol, Itraconazol und Voriconazol eingesetzt.

 

Opportunistische ­System-Mykosen

An invasiven Pilzinfektionen erkranken vorwiegend immungeschwächte Personen, wobei der Erreger wie bei oben genanntem Candida albicans auch Teil der normalen Hautflora sein kann. Andere opportunistische Mykosen werden durch Umweltpilze hervorgerufen.

Aspergillen sind ubiquitär in der Natur und besonders auf faulenden Pflanzen zu finden. Folglich treten sie über das Bronchialsystem in den menschlichen Organismus ein. Von dort kann eine disseminierte Aspergillose ihren Ausgangspunkt nehmen.

Zur Behandlung werden systemisch Amphotericin B, Azole und Caspofungin eingesetzt. Der bekapselte Hefepilz Kryptokokkus neoformans wird ebenfalls über den Respirationstrakt aufgenommen, wobei eine Lungenkryptokokkose inapparent bleiben kann und erst die Dissemination – vor allem ins ZNS – apparent wird. Die Behandlung umfasst Ampohotericin B, ev. kombiniert mit Flucytosin sowie Azole.


Literatur:

Clinical Practice Guideline for the Management of Candidiasis: 2016 Update by the Infectious Diseases Society of America. http://cid.oxfordjournals.org/content/early/2015/12/15/cid.civ933.full.pdf+html


Quelle: Die Behandlung von Mykosen der Haut. Dr. Michaela Schieder. MEDMIX 4/2007

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