Donnerstag, März 28, 2024

Diagnosen aus dem Internet können das Arztgespräch unterstützen

Diagnosen aus dem Internet können den Arzt nicht ersetzen. Dennoch fragen viele zuerst Dr. Google, wobei das durchaus positiv für das Arztespräch sein kann.

Seit einigen Jahren suchen jährlich viele Millionen Menschen in unseren Breiten Rat und Diagnosen im Internet. Kompetente Informationen sollen Rat über Krankheiten und die eigene Gesundheit geben. Entsprechend wächst auch die Zahl der Portale und Apps, die Patienten Diagnosen oder Handlungsvorschläge anbieten.

In einer aktuellen Studie zeigte sich, dass Menschen selbst in Notfallsituationen zuerst Online-Gesundheitsinformationen suchen. Natürlich auch in anderen Situationen bevor sie zum Arzt gehen. Das betrifft insbesondere jüngere Patienten mit E-Health-Kenntnissen. Allerdings konnte die Internet-Recherche häufig das Gespräch zwischen Arzt und Patient positiv beeinflussen. Es gab auch keine negativen Effekte bezüglich die Einhaltung der Behandlung. Eine ältere Studie warnte wiederum vor Diagnosetools und ferndiagnostische Hilfsmittel.

 

Gefahr von Tools zu Diagnosen

Eine früher präsentierte Studie zeigte, dass diese Diagnosen oder Handlungsvorschläge aus dem Internet oft ungenau sind. Deswegen warnten Experten oft der davor, sich allein auf ferndiagnostische Hilfsmittel zu verlassen. Denn Tipps aus dem Netz können den Rat des Arztes nicht ersetzen.

Im Grunde genommen verheißen mobile Dienstleister den Suchenden, Wartezeiten in der Arztpraxis zu umgehen und die Selbständigkeit von Patienten zu fördern. Das sind Internetportale oder Apps, die dabei helfen, medizinische Symptome zu deuten. Solche werden immer beliebter.

Aber Gesundheits-Apps und Portale sind mit Vorsicht zu nutzen, wie unlängst eine Studie publiziert im British Medical Journals (BMJ) zeigen konnte. Demnach waren die Technik und die Berechnung von medizinischen Daten nicht sehr weit entwickelt. Vor allem können die Tools zu den Diagnosen aus dem Internet eine ärztliche Diagnose nicht ersetzen.

 

Diagnosen aus dem Internet nur in einem Drittel der Fälle korrekt

In der BMJ-Studie untersuchten die Forscher 23 internationale Online-Portale auf Tauglichkeit der Diagnosen aus dem Internet. Davon gaben acht nach der Eingabe der Symptome eine Diagnose an. Zudem empfahlen vier entsprechende Handlungsmaßnahmen und elf gaben beides an. Die Ergebnisse waren ernüchternd. In nur etwa einem Drittel aller Fälle nannten die Portale die richtige Diagnose. Außerdem listeten sie nur bei 58 Prozent der Patientenanfragen den korrekten Befund unter den Top 20 der genannten Vorschläge.

Etwas bessere Resultate lieferten Programme, die dem Patienten nach Eingabe der Symptome einen Handlungsvorschlag geben: Insgesamt stimmten 57 Prozent der Angaben. Insbesondere bei den Symptomen, die einen Notfall suggerierten, gaben diese Tools in 80 Prozent der Fälle die Empfehlung, den Arzt oder ein Krankenhaus aufzusuchen. Weniger verlässlich waren die Ergebnisse bei Patienten, die die Beschwerden ohne medizinische Hilfe in den Griff bekommen können. Lediglich bei einem Drittel lagen die Portale hier richtig.

Telemedizinische Anwendungen könnten künftig das Gesundheitssystem nachhaltig entlasten, müsse aber weiterentwickelt werden, betonten die Experten. Denkbar wäre beispielsweise, chronisch Kranken Kontroll-Untersuchungen beim Arzt zu ersparen. Aktuelle Studiendaten zeigen aber auch, dass die Vorinformation im Internet die Kommunikation zwischen Arzt und Patienten durchaus unterstützen kann. Und zwar auch im Zusammenhang mit Diagnosen sowie Therapien.


Literatur:

Danielle M. McCarthy, Grant N. Scott, Mark Courtney, Alyssa Czerniak, Amer Z. Aldeen, Stephanie Gravenor, Scott M. Dresden. What Did You Google? Describing Online Health Information Search Patterns of ED patients and Their Relationship with Final Diagnoses. West J Emerg Med. 2017 Aug; 18(5): 928–936. Published online 2017 Jul 14. doi: 10.5811/westjem.2017.5.34108

Cocco AM, Zordan R, Taylor DM, Weiland TJ, Dilley SJ, Kant J, Dombagolla M, Hendarto A, Lai F, Hutton J. Dr Google in the ED: searching for online health information by adult emergency department patients. Med J Aust. 2018 Oct 15;209(8):342-347. Epub 2018 Aug 20.

Hannah L Semigran, Jeffrey A Linder, Courtney Gidengil, Ateev Mehrotra. Evaluation of symptom checkers for self diagnosis and triage: audit study. BMJ 2015; 351:h3480


Quelle: Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM)

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