Mittwoch, April 24, 2024

Diabetes mellitus bei alten Menschen: wachsendes Problem in der Geriatrie

Diabetes mellitus bei alten Menschen ist ein wachsendes Problem für die Geriatrie in den meisten Gesundheitssystemen weltweit.

Die Thematik Diabetes und Geriatrie ist sehr aktuell. Denn man braucht innovative Lösungen für die Finanzierung und Versorgung des Diabetes mellitus bei alten Menschen. Wobei der Diabetes mellitus Typ-II den Häufigkeitsgipfel um das siebte Lebensjahrzehnt und ist somit in dieser Betrachtung eine echte Geriatrie-Erkrankung. Auch wenn ein Teil der Ursachen bereits in utero zu finden ist. Zwei demographische Entwick­lungen – nämlich die Zunahme der Anzahl bei alten (zunehmend pflegebedürftiger) Menschen und die so genannte Diabetes mellitus-Epidemie – treffen zusammen zu einer explosiven gesundheitspolitischen Mischung. An die muss unserer Gesellschaft in Zukunft immer mehr denken, denn sie wird sämtliche dafür geplante Budgets sprengen.

 

Diabetes und Geriatrie – Herausforderung im Alltag

Das Bewusstsein um die vielfältigen Schwierigkeiten wächst. Am wenigsten jedoch bekommen teilweise die Betroffenen selbst von der gesamten Problematik mit. Das praktische Beispiel eines vom Spital nach Hause zu seiner Schwester zu entlassenden Pflegebedürftigen, der neu auf Insulin umgestellt wurde, und dem im Zuge der hastigen Entlassung noch schnell die Insulindosierungen angepasst werden muss, weil er in der Nacht vor der Entlassung eine Unterzuckerung hatte, könnte dies veranschaulichen.

Danach müssen die neuen Medikamente besorgt, das Insulin verschrieben und im Kühlschrank verstaut werden, die meist zwei verschiedenen Insulinpens müssen zur Vermeidung von Verwechslungen gekennzeichnet werden. Deren richtige Verwendung muss garantiert sein, auch müssen Aufzeichnungen über Dosierungen und Blutzuckerwerte geführt werden.

Alle Beteiligten müssen über die Gefahren der Unterzuckerung Bescheid wissen. Dies alles ist nur über eine profunde und zeitaufwändige Schulung von jederzeit zur Verfügung stehenden Angehörigen, oder mit der Hilfe von diplomiertem Krankenpflegepersonal zu bewerkstelligen.

 

Gesundheits-Kosten von Diabetes mellitus bei alten Menschen

Trotz vieler großer Verbesserungen der letzten Jahre bei Pflegegesetze und Pflegegeld, dem Ausbau von Pflegeheimen, dem Hauskrankenpflegesystem, alterstauglichen Insulinpens und eventuell Zuckermessgeräten, der Diabetikerschulung (mit ihren Angehörigen) durch spezialisierte Schwestern und Ärzte sowie diesbezüglichen, geförderten Programmen in vielen Bundesländern, hasten die Zuständigen der immer rasanter werdenden Entwicklung hinterher und die Welle der Patienten wird bald über ihnen zusammenschlagen. Dazu gesellt sich eine medizinisch-pharmazeutische Entwicklung, die zwar viele Verbesserungen auf dem Medikamenten-Sektor gebracht hat, die Möglichkeiten der Therapie immer mehr ausweitet, diese jedoch auch immer unübersichtlicher und vor allem immer teurer macht. Das Ganze wird garniert durch eine Flut von Richtlinien (inklusive Verschreiberegelungen der Sozialversicherungen) und so genannten medizinischen Guidelines, die Ziele und Therapien vorzugeben trachten, die unerreichbar oder nicht adäquat durchführbar sind.

Die Diagnose Diabetes wird bis zum Jahr 2050 um 55% häufiger werden. In der so genannten CODE-2-Studie werden die Gesundheits-Kosten für alle Typ-II-Diabetiker in acht europäischen Ländern mit 29 Milliarden Euro angegeben. Das heißt ein Patient verbraucht jährlich im Durchschnitt 2.834 Euro.

Experten und Universitäten bemühen sich intensiv um das Thema Diabetes un Geriatrie. Aber die anspruchsvolle Arbeit mit alten Diabetikern wird letztendlich vielerorts Laien überlassen – gezwungenermaßen, da die Versorgungsdichte bei weitem nicht ausreicht, um alle Kranken vor Ort zu erreichen; und täglich kommen neue dazu.


Literatur:

Bansal N, Dhaliwal R, Weinstock RS. Management of diabetes in the elderly. Med Clin North Am. 2015 Mar;99(2):351-77. doi: 10.1016/j.mcna.2014.11.008. Epub 2014 Dec 30. PMID: 25700588.


Quelle: Diabetes und Geriatrie. OA Dr. Albert Holler. MEDMIX 8/2007

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