Dienstag, April 23, 2024

Diabetes und Depressionen stehen in einer wechselseitigen Beziehung

Wenn Menschen mit Diabetes Depressionen bekommen, erleiden sie sehr viel häufiger an Folgeerkrankungen als Diabetes-Patienten ohne Depressionen.

Der Zusammenhang Diabetes Depressionen ist ein wichtiges und drängendes Thema in der Diabetestherapie. Denn es besteht eine wechselseitige Beziehungen. Jeder dritte Diabetespatient weist eine erhöhte psychische Belastung auf und ist gefährdet, eine Depression zu entwickeln. Außerdem ist auch bekannt, dass jede achte bis zehnte Person mit Diabetes Depressionen bekommt. Damit kommen Depressionen bei Diabetiker etwa doppelt so häufig vor wie in der Normalbevölkerung.

Andererseits erhöhen Depressionen bei Personen ohne Diabetes aufgrund der verminderten Insulinempfindlichkeit die Wahrscheinlichkeit, an Typ-II-Diabetes zu erkranken. Deshalb sind depressive Symptome auch ein wichtiger Risikofaktor, der bei der Prävention des Diabetes zu beachten ist. Im Grunde genommen sind die Auswirkungen von Depressionen für Patienten, Ärzte sowie allgemein sehr negativ.

 

Diabetesbehandlung beeinträchtigt

Depressionen erschweren die Diabetesbehandlung und  führen zu verschlechterten Blutzuckerwerten. Außerdem erhöhen sie das Risiko für Folgeerkrankungen und verschlechtern die Prognose des Diabetes. Die Auswirkungen von Depressionen sind bei Diabetes auch deshalb so gravierend, da die Diabetestherapie fast vollständig in der Hand des Patienten liegt und diese täglich möglichst gut und erfolgreich von dem Betroffenen umgesetzt werden muss. Dies gelingt umso schlechter, wenn aufgrund von Depressionen der Antrieb vermindert ist und Patienten weniger Energie haben, um sich sorgfältig um ihren Diabetes zu kümmern.

Auch die Neigung zum Grübeln und ein Gefühl der Gleichgültigkeit kann zum Aufschieben oder Unterlassen von Entscheidungen, wie zum Beispiel dem Messen des Blutzuckers oder körperliche Aktivität, führen. Da in der Depression keine positive Zukunftsperspektive vorliegt und negative Gedanken überwiegen, stellen viele Betroffene auch den Sinn der Diabetestherapie infrage („Warum, Wozu?”).

Depressionen führen bei betroffenen Patienten neben dem schlechteren Befinden auch zu schlechteren Blutzuckerwerten und einem ungesünderen Lebensstil mit Bewegungsmangel und einem eher unkontrollierten Essverhalten. Dies hat Folgen, denn wenn Menschen mit Diabetes Depressionen bekommen, so haben sie deutlich mehr Folgeerkrankungen als Diabetespatienten ohne Depressionen.

 

Diabetes Depressionen und die Sterblichkeit

Eine bislang ebenfalls unterschätzte Folge von depressiven Symptomen bei Diabetes ist die erhöhte Sterblichkeit. Eine Metaanalyse zeigte dazu unlängst, dass Depressionen das Sterblichkeitsrisiko bei Menschen mit Diabetes verdoppeln.

Verantwortlich sind hierfür wahrscheinlich zwei Faktoren. Bei depressiven Menschen ist das Suizidrisiko erhöht. Das ist bei Diabetes noch deutlicher, als bei depressiven Menschen ohne Diabetes. Eine aktuelle Studie konnte zeigen, dass das Selbstmordrisiko bei Diabetes etwa 50 Prozent im Vergleich zu der Allgemeinbevölkerung erhöht ist, besonders jüngere Männer mit Typ-I-Diabetes sind gefährdet.

 

Chronischer Dauerstress

Für die erhöhte Sterblichkeit von depressiven Menschen mit Diabetes ist vor allem der durch depressive Symptome verursachter chronische Dauerstress verantwortlich. Dieser bewirkt entzündliche Prozesse (Inflammation) an den großen und kleinen Blutgefäßen. Dadurch entsteht eine Art „Brandbeschleuniger” für Gefäßschädigungen, die zu den Folgeerkrankungen des Diabetes führen.


Quelle:

Statement » Ein unterschätztes Problem: Depressive Menschen mit Diabetes sind kränker und sterben früher «. Professor Dr. Dipl.-Psych. Bernd Kulzer, Diabetes-Zentrum Bad Mergentheim, Leiter des Forschungsinstituts der Diabetes-Akademie Bad Mergentheim (FIDAM), Universität Bamberg, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Diabetes und Psychologie der Deutschen Diabetes Gesellschaft

 

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