Donnerstag, März 28, 2024

Das Rheuma ABC

Das Rheuma ABC soll einen kurzen Überblick über verschiedene Aspekte zu Rheuma geben. Wer glaubt, dass Rheuma eine einzige Krankheit ist, irrt gewaltig.

Rheuma ist ein übergeordneter Sammelbegriff für mehr als 400 verschiedene Erkrankungen an unseren Gelenken, Muskeln, der Wirbelsäule und den Weichteilen. Sie alle verursachen starke Schmerzen, ein Steifheitsgefühl und eine Einschränkung der Beweglichkeit. Ursache und damit auch Behandlungsmöglichkeiten sind aber oft sehr unterschiedlich. Das Wort Rheuma kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet einfach „Schmerz“. Dies bedeutet, dass Schmerzen irgendwo am Bewegungsapparat rheumatischer Natur sein können.

 

Rheuma ABC: Insgesamt unterscheidet man drei große Gruppen von rheumatischer Leiden

1. Entzündlicher Rheumatismus: gemeint sind Entzündungen an Gelenken, der Wirbelsäule und den Muskeln wie die chronische Polyarthritis, der Morbus Bechterew, die Kollagenosen oder die Polymyalgia rheumatica

2. Degenerativer Rheumatismus: darunter versteht man Abnützungen an unseren Gelenken und der Wirbelsäule

3. Weichteilrheumatismus: dies ist wieder ein Sammelbegriff für alle Erkrankungen unserer Weichteile, also der Muskeln, der Sehnen, Schleimbeutel und des Bindegewebes. Weichteilrheuma kann lokalisiert an einer Stelle des Körpers auftreten wie der Tennisellbogen oder eine Entzündung der Achillessehne. Weichteilrheuma kann aber auch Schmerzen am ganzen Körper hervorrufen wie bei der Fibromyalgie

Wenn Ihnen Ihr Arzt eine Diagnose aus dem Rheumabereich an den Kopf wirft, verstehen Sie wahrscheinlich zuerst gar nichts. Mit den folgenden Erklärungen werden Sie Ihr Wissen auf den neuesten Stand bringen, Ihre Röntgenbefunde selbst verstehen lernen und Ihren Arzt sicherlich beeindrucken.

 

Das Rheuma ABC zeigt die häufigsten Rheumadiagnosen im Detail

Arthritis = Gelenksentzündung

Alle Begriffe, die auf „-itis“ enden, bezeichnen grundsätzlich Entzündungen. Entzündete Gelenke können durch Verletzungen entstehen. Auch bei vielen Infektionskrankheiten wie bei der Hepatitis, bei bakteriellen Darminfekten, aber selbst bei harmlosen Erkältungen treten Gelenksentzündungen auf. Die weitaus häufigste Ursache einer Gelenksentzündung ist aber eine Störung unseres Immunsystems, welches überaktiv ist, sich gegen unseren eigenen Körper richtet und eine Entzündung auslöst. Wir sprechen von der rheumatoiden Arthritis(früher chronische Polyarthritis genannt). Sehr oft findet sich auch eine Kombination von Schuppenflechte und Gelenksentzündung, die Psoriasisarthritis. Behandelt werden solche Entzündungen mit speziellen Medikamenten, den sogenannten Basismitteln, die von innen heraus das Immunsystem beruhigen und damit die Entzündung zum Stillstand bringen.

 

Arthritis urica = Gicht

Die Gicht ist eine Gelenksentzündung, die durch Ablagerung von Harnsäurekristallen in Gelenken und Bindegewebe ausgelöst wird. Erhöhte Harnsäure im Blut ist zumeist durch üppiges Essen (vor allem Fleisch und Alkohol) bedingt. Ein akuter Gichtanfall ist extrem schmerzhaft und befällt bevorzugt Zehengelenke, Knie oder Sprunggelenk. Behandelt wird mit Antirheumatika, Eisbeutel und Ruhigstellung der Gelenke.

 

Morbus Bechterew = Wirbelsäulenentzündung

Morbus Bechterew ist eine Entzündung hauptsächlich der Wirbelsäule, aber auch der Gelenke, die durch ein gestörtes Immunsystem bedingt ist. Die Therapie besteht wieder in der Verabreichung von Basismitteln. Die neue Generation dieser Arzneien, die Biologika, wirken bei Morbus Bechterew besonders gut.

 

Kollagenosen = rheumatische Entzündungen am Bindegewebe, Gelenken und inneren Organen

Häufigster Vertreter der Kollagenosen ist der Lupus erythematodes, eine Autoimmunerkrankung mit Gelenks- und Weichteilschmerzen, die auch Haut, Niere, Nervensystem, Lunge und Herz befällt. Behandelt wird mit Basismitteln. Bei entzündeten Organen muß Cortison verabreicht werden.

 

Polymyalgia rheumatica = Muskelentzündung

Polymyalgia rheumatica ist eine hochentzündliche Erkrankung mit Schmerzen im Schulter- und Beckengürtel und oft extrem hohen Entzündungswerten im Blut. Die Rheuma-Erkrankung tritt meist erst nach dem 60. Lebensjahr spontan auf. Die Betroffenen können sich vor Schmerz oft nicht einmal mehr anziehen. Polymyalgia rheumatica wird immer mit Kortison in meist kleinen Dosen behandelt, das wahre Wunder wirkt.

 

Arthrose = Gelenksabnützung

Alle Begriffe, die auf „-ose“ enden, bezeichnen grundsätzlich Abnützungen. Eine Abnützung beginnt am Gelenkknorpel und schädigt schlussendlich das ganze Gelenk bis hin zu starken Verformungen und Bewegungsunfähigkeit. Betroffen sind meist jene Gelenke, die wir mechanisch sehr beanspruchen wie Knie, Hüfte, Sprunggelenke aber auch die Hände und Finger. Und natürlich die Wirbelsäule. Zur Therapie setzen die Spezialisten knorpelaufbauende Präparate ein. Hyaluronsäure, eine künstliche Knorpelschmiere, wird direkt in die Gelenke injiziert. Daneben gibt es Medikamente zum Schlucken. Zusätzlich werden Schmerzmittel und Antirheumatika verordnet. Eine konsequente Heilgymnastik zur Stärkung der Gelenkmuskeln, der Rückenmuskulatur sowie eine Haltungsverbesserung sind besonders wichtig.

Weitere Begriffe bei Abnützungsrheuma:

Spondylose = Abnützung an der Wirbelsäule

Spondylarthrose = Abnützung der kleinen Wirbelgelenke

Chondrose und Osteochondrose = Abnützung an den Bandscheiben

Discusprotrusion = Vorwölbung einer Bandscheibe

Discusprolaps = Vorfall eine Bandscheibe, der oft auf eine Nervenwurzel drückt und heftige Schmerzen auslöst

Osteoporose = Knochenschwund: Es handelt sich um eine Skeletterkrankung, die durch eine schlechte Knochendichte und eine Störung der Knochenstruktur charakterisiert ist. Die Knochen erweichen sich und brechen leicht. Eine Osteoporose verursacht häufig Rückenschmerzen und eine Rundrückenbildung. Zugleich werden die Betroffenen kleiner. Behandelt wird mit kochenaufbauenden Medikamenten, Calcium, Vitamin D und Gymnastik.

Osteopenie = verminderte Knochendichte: Sie gilt als Vorstufe der Osteoporose und wird wie diese behandelt.

Weichteilrheuma = Erkrankungen der Weichteile: Diese Bezeichnung ist ein Sammelbegriff für alle Erkrankungen, die unsere Muskeln, das Bindegewebe, Sehnen, Sehnenscheiden und Schleimbeutel betreffen. Meist tritt Weichteilrheuma lokal an bestimmten Stellen auf wie z.B. Muskelverspannungen im Nackenbereich. Auch eine Entzündung der Sehnenansätze am Ellbogen, der sogenannte Tennisellbogen, oder Schmerzen in der Achillessehne bei Überlastung zählt man zum Weichteilrheuma. All diese Krankheiten werden vorwiegend durch physikalische Therapien und mit Schmerzmitteln behandelt.

Fibromyalgie = Schmerzen am ganzen Körper: Das Fibromyalgie-Syndrom ist durch Schmerzen in den Weichteilen am ganzen Körper gekennzeichnet. Die Betroffenen sind äußerst berührungsempfindlich. Dazu kommen eine ausgeprägte Müdigkeit und Erschöpfung. Behandelt wird das Fibromyalgie-Syndrom vor allem mit Antidepressiva, Schmerzmitteln, Physiotherapie und einem Bewegungsprogramm.

Fazit. Dank neuester Medikamente und einem breiten Therapieangebot kann heute fast jeder Rheumapatient gut behandelt werden. Eine schnelle Diagnose und der sofortige Beginn einer effizienten Therapie sind dabei besonders wichtig.

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