Das pharmakologisch inaktive Prodrug Dabigatranetexilat wird im Organismus zum direkten Thrombinhemmer Dabigatran umgewandelt.
Unter dem Strich setzt man Dabigatran beziehungsweise das inaktive Prodrug Dabigatranetexilat vorbeugend gegen die Bildung von Blutgerinnseln in den Venen bei erwachsenen Patienten eingesetzt, bei denen eine Hüft- oder Kniegelenk-Operation durchgeführt worden war. Als weiteres Einsatzgebiet gilt die Vorbeugung von Schlaganfällen und der Bildung von Blutgerinnseln bei Erwachsenen mit valvulärem Vorhofflimmern – einer Herzrhythmusstörung – und speziellem Schlaganfallrisiko. Weiter kommt Dabigatran etexilat zur Therapie einer tiefen Venenthrombosen und einer Lungenembolie sowie zur Vorbeugung des Wiederauftretens dieser Erkrankungen zur Anwendung.
Dabigatran etexilat muss nur 1x täglich oral angewendet werden. Die Orale Antikoagulation zeigt keinen Einfluss auf das Cytochrom-P450-System, flutet rasch an und ab, und bietet so mit seiner therapeutischen Vielfalt eine sichere, ambulante Hemmung der Blutgerinnung. Die häufigste Nebenwirkung sind Blutungen.
Patienten mit Hüft- oder Kniegelenkersatzoperation haben in hohes Risiko für eine Bildung von Blutgerinnseln in den Beinvenen. Wenn diese Gerinnsel – einschließlich der tiefen Venenthrombose – können in andere Körperteile wie die Lunge wandern. Bei Vorhofflimmern-Patienten besteht die Gefahr, dass die Blutgerinnsel ins Gehirn wandern und dort einen Schlaganfall verursachen.
Dabigatranetexilat nach Operation
Nach einem chirurgischen Eingriff oral angewandtes Dabigatranetexilat benötigt etwa sechs Stunden zum Erreichen der maximalen Plasmakonzentration Tmax, am folgenden Tag geschieht das bereits nach 2 Stunden. Grund dafür ist, dass die Pharmakokinetik von Dabigatran am Tag der Operation aufgrund von Anästhesie und postoperativer Gastroparese sowie der Operation selbst stark verlangsamt.
Absolute orale Bioverfügbarkeit beträgt 6,5%, interindividuelle Plasmaspiegelschwankungen, niedrige Plasmaproteinbindung (etwa 35%) und eine Halbwertszeit von 14 bis 17 Stunden sind weitere pharmakokinetische Eckdaten. Durch Mahlzeiten wird die Anflutung vergrößert, was aber auf die Bioverfügbarkeit keine Auswirkungen zeigt.
Etwa 85% einer Dosis werden in unveränderter Form hauptsächlich über die Niere ausgeschieden. Die Gabe von Dabigatran etexilat soll eine Stunde bis vier Stunden nach der Operation mittels 1 Kapsel zu 110 mg eingeleitet und ab dem nächsten Tag mit 2 Kapseln zu 110 mg einmal täglich fortgesetzt werden.
Literatur:
Antonijevic NM, Zivkovic ID, Jovanovic LM, et al. Dabigatran – Metabolism, Pharmacologic Properties and Drug Interactions. Curr Drug Metab. 2017;18(7):622–635. doi:10.2174/1389200218666170427113504