Donnerstag, März 28, 2024

Cytomegalievirus-Impfstoff und Chemotherapie bei Glioblastom wirksam

Die Immuntherapie mit einem Cytomegalievirus-Impfstoff kombiniert mit hochdosierter Temozolomid-Chemotherapie erwies sich bei Glioblastom als sehr wirksam und verträglich.

Die kombinierte Gabe eines Prüfimpfstoffs gegen das Cytomegalievirus (CMV) und einer hochdosierten Chemotherapie mit dem Wirkstoff Temozolomid verbesserte bei 11 selektierten Glioblastom-Patienten in einer Phase-1-Studie das progressionsfreie Überleben als auch das Gesamtüberleben. Die Immuntherapie mit dem Prüfimpfstoff und dem zugelassenen Chemotherapeutikum zeigte sich dabei als gut verträglich für die Patienten.

 

Zusammenhang Cytomegalievirus und Glioblastom

Das Glioblastom – oder Glioblastoma multiforme abgekürzt GBM – ist eine der aggressivsten Hirntumore, bei der die durchschnittliche Überlebenszeit etwas mehr als ein Jahr beträgt. Durch Einsatz von Operation, Chemotherapie und Bestrahlung kann der Tumor häufig nicht vollständig beseitigt werden. Schließlich kommt es häufig zu Rezidiven, die das durchschnittliche Überleben der Rezidiv-Patienten auf etwa sechs Monate reduzieren.

Bisher konnte den Glioblastom-Patienten nur wenige innovative therapeutische Behandlungsoptionen angeboten werden. Allerdings haben Studien der letzten Jahre aber gezeigt, dass bei 90 bis 100 Prozent der GBM-Tumoren eine aktive Infektion mit dem Cytomegalovirus besteht. Bei einer derartigen Infektion mit dem Cytomegalovirus – einem Herpesvirus, das bei sehr vielen Menschen latent in den Speicheldrüsen schlummert – führen diverse immunsuppressive Zustände dazu, dass das Virus durch Ruptur der Zytoplasmamembran der Wirtszelle aus seinem latenten in einen aktiven Zustand übergeht, was auch als virale Reaktivierung bezeichnet wird. Die Cytomegalovirus-Infektion kann dann zahlreiche chronische und degenerative Krankheitsprozesse begleiten und vermutlich auch manche davon begünstigen: wie Autoimmunerkrankungen und chronische degenerative Erkrankungen des zentralen Nervensystems sowie auch einige Krebsarten.

Vorteile der Kombination des Prüfimstoffs gegen das Cytomegalovirus Antigen pp65 und der hochdosierten Temozolomid-Chemotherapie

Das typische mediane Überleben für GBM-Patienten beträgt weniger als 15 Monate. Dr. Kristen Batich und Prof. Dr. John Sampson nutzten nun den vermuteten Zusammenhang einer Cytomegalovirus-Infektion und dem Glioblastom. Dementsprechend nahmen sie dabei das Cytomegalovirus mit pp65-spezifischen dendritischen Zellen ins Visier, um den Tumor sozusagen für das körpereigene Abwehrsystem zu markieren und so wirkungsvoll bekämpfen zu können.

In der Phase-1-Studie erhielten die 11 Patienten die die hochdosierte Temozolomid-Chemotherapie und dem Prüfimstoff gegen das Cytomegalovirus Antigen pp65. Die Kombinationstherapie war aber sehr gut verträglich. Die erzielte Wirkung war überragend. Es zeigte sich ein medianes progressionsfreies Überleben von 25,3 Monaten und ein mittleres Gesamtüberleben von 41,1 Monaten. Drei Patienten blieben sogar über sieben Jahre nach der Diagnose Glioblastom progressionsfrei, erklärte Dr. Batich. „Die klinischen Ergebnisse bei GBM-Patienten, die diese Kombination erhielten, waren sehr auffällig“, schwärmte Batich. „Die hochdosierte Gabe von Temozolomid führt zu einen starken Zustand der Lymphopenie (Mangel an Lymphozyten im Blut). In diesem günstigen Moment kommt unser Antigen-spezifischer Impfstoff zum Einsatz, der das Immunsystem aktiviert, um den Tumor zu bekämpfen.“

Dr. John Sampson und Dr. Kristen Batich © Shawn Rocco / Duke Health
Dr. John Sampson und Dr. Kristen Batich © Shawn Rocco / Duke Health

Eines der bemerkenswerten Ergebnisse aus der Studie war die hervorragende Ansprechrate trotz des hohen Anteils an regulatorischen T-Zellen, die eine Immunantwort eigentlich dämpfen. Obwohl die Ergebnisse einerseits sehr ermutigend sind, relativieren die Autoren ihre Ergebnisse jedoch. Denn es handelt sich hier um eine einarmige Studie mit sehr wenigen Patienten ohne Kontrollgruppe handelte. Die Ergebnisse müssten in einer belastbareren Studien bestätigt werden. Das Forscherteam will auch die Wirkmechanismen der Kombinationstherapie, die der starken Response-Rate zugrunde liegen, besser verstehen um die Behandlung optimieren zu können.

Die vollständige Arbeit in Englisch unter: http://clincancerres.aacrjournals.org/content/23/8/1898

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