Dienstag, April 16, 2024

Craniomandibuläre Dysfunktion bei Kopfschmerzen und Rückenschmerzen erkennen

Die Craniomandibuläre Dysfunktion ist weitgehend unbekannt, wobei selbst Ärzte oft den kausalen Zusammenhang mit Kopfschmerzen und Rückenschmerzen nicht wahrnehmen.

Die Craniomandibuläre Dysfunktion bzw. Fehlfunktion beschreiben Spezialisten als ein Missverhältnis zwischen dem Schädel (Cranium) sowie dem Unterkiefer (Mandibula). Dabei können Störungen im Zusammenschluss der Zahnreihen – der Okklusion, durch stressbedingtes Zähneknirschen verursacht – beide Kiefergelenke permanent reizen. Wobei das dann sogar zu einer schmerzhaften Kiefergelenk-Arthrose führen kann. Oft steht die Craniomandibuläre Dysfunktion im Zusammenhang mit Rückenschmerzen und Kopfschmerzen, ein Screening darauf ist sehr wichtig.

 

Craniomandibuläre Dysfunktion mit muskulären sowie neurologischen Zusammenhänge mit Kopfschmerzen oder Rückenschmerzen

Außerdem verspannt dadurch die Kau- und Schluckmuskulatur sowie die Halswirbelsäulenmuskulatur dauerhaft. Damit bekommen die Patienten schmerzhaft bewegungseingeschränkte Blockierungen im Bereich des ersten sowie zweiten Kopf-Hals-Gelenks.

Schließlich entstehen durch die Craniomandibuläre Dysfunktion über die muskulären sowie neurologischen Zusammenhänge dann Symptome wie Kopfschmerzen oder Rückenschmerzen. Außerdem können sogar Bandscheibenvorfälle im Bereich der Lendenwirbelsäule auftreten.

Im Grunde genommen behandeln die Therapeuten bei den betroffenen Patienten dann nur die Beschwerden beziehungsweise die Schmerzen. Allerdings bleibt die Ursache oft unerkannt. Beispielsweise sind sogar dramatische Fälle dokumentiert, bei denen eine Bandscheiben-Operation entweder keine oder nur eine vorübergehende Besserung brachte.

Denn wenn man die Zahn-Kiefer-Gelenk-Funktionsstörung nicht beseitigen kann, hilft das gar nicht. Die Operation war dann mit all ihren Risiken umsonst. Und es ist dann auch häufig nur eine Frage der Zeit, bis die Patienten den nächsten Bandscheibenvorfall bekommen.

 

Die Craniomandibuläre Dysfunktion vom Osteopathen und dem Zahnarzt behandeln lassen

Das beschriebene klinische Krankheitsbild nennt sich Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD). Dabei ist die Zusammenarbeit zwischen Ärzten der Osteopathischen Medizin und Kieferorthopäden sehr zu empfehlen. Denn durch die effektive Therapie von Osteopathen und Zahnarzt geht es den Patienten meist nach 2 bis 3 Wochen besser. Dabei wird dann auch die Kieferstellung reguliert.

Jedenfalls befreit die osteopathische Behandlung den Patienten von allen Funktionsstörungen und beseitigt etwaige Blockierungen. Danach sollte sich der Aufbiss und die Kiefergelenk-Stellung in der schmerzfreien optimalen Lage befinden. Sofort nach der Osteopathie macht der Zahnarzt eine Bissnahme am Patienten.

Hierzu betonen Experten vor allem die Wichtigkeit, dass der Patient von der Behandlungsliege aufsteht und dann sofort vom Zahnarzt die Bissnahme bekommt.

Denn wenn der Behandelte erst in die Praxis des Zahnarztes fahren muss, dann können auf dem Weg dorthin wieder seine fehlerhaften Bewegungsmuster zurückkehren. Und dadurch wäre das Kiefergelenk und der Aufbiss bei der Bissnahme nicht mehr in der optimalen Lage. Deswegen erfordert die Behandlung ein enges Zusammenspiel von Osteopathischen Ärzten und Zahnärzten am gleichen Ort.

 

Behandlung mit einer Aufbiss-Schiene

Jedenfalls bildet die Bissnahme dann die Grundlage für die später hergestellte Aufbiss-Schiene. Jedes Mal, wenn der Patient seine Aufbiss-Schiene trägt, wird sein Kiefergelenk in die optimale Position justiert. Nach und nach verändern sich die krankhaft veränderten Muskelketten sowie Nervenbahnen und der Kopf- oder Rückenschmerz verschwindet dauerhaft.

Schließlich haben sich nach einigen Osteopathie-Behandlungen sowie maximal einem halben Jahr Behandlung mit der Aufbiss-Schiene neue muskuläre Muster im Körper eingeprägt. Danach sind die Patienten auch ohne Aufbiss-Schiene dauerhaft beschwerdefrei. Mit nachstehenden Fragen-Antwort-Check können Ärzte und Patienten mit Kopfschmerzen und Rückenschmerzen überprüfen, ob eine Craniomandibuläre Dysfunktion vorliegt.


Craniomandibuläre Dysfunktion – Check

1) Hat Ihnen Ihr Zahnarzt schon einmal gesagt dass Sie mit den Zähnen Knirschen/Pressen?

  • Nein – 0 Punkte
  • Ja, aber nur leicht – 3 Punkte
  • Ja, angeblich knirsche Ich stark – 5 Punkte

2) Sind Ihre Kauflächen im Seitenzahnbereich abgeschliffen und abgeflacht ?

  • Nein – 0 Punkte
  • Ja, ein wenig – 3 Punkte
  • Ja, sehr stark – 5 Punkte

3) Tragen Sie bereits eine Aufbissschiene wegen Zähneknirschens?

  • Nein – 0 Punkte
  • Ja – 5 Punkte

4) Leiden Sie unter Kopfschmerzen ? (Migräne, episodischem/chronischem Spannungskopfschmerz, cervikogenem Kopfschmerz)

  • Nein – 0 Punkte
  • Ja, an einer dieser Kopfschmerzarten – 3 Punkte
  • Ja, an zwei verschiedenen Kopfschmerzarten – 5 Punkte

5) Leiden Sie unter Halswirbelsäulenbeschwerden ?

  • Nein – 0 Punkte
  • Ja, manchmal – 3 Punkte
  • Ja, oft bis dauernd – 5 Punkte

6) Leiden Sie unter Rückenschmerzen ?

  • Nein, nie – 0 Punkte
  • Bei längerem Sitzen – 2 Punkte
  • Ja, beim Gehen und Stehen – 3 Punkte
  • Fast ständig – 5 Punkte

7) Schmerzt Sie Ihr Kiefergelenk beim Kauen ?

  • Nein – 0 Punkte
  • Ja, manchmal – 3 Punkte
  • Ja, meistens – 5 Punkte

8) Knackt Ihr Kiefergelenk beim Öffnen oder Schließen des Mundes?

  • Nein – 0 Punkte
  • Ja, gelegentlich – 3 Punkte
  • Ja, meistens bis immer – 5 Punkte

9) Wachen Sie oft morgens auf mit dem Gefühl gerädert zu sein und haben ein Spannungsgefühl im Kopf?

  • Nein – 0 Punkte
  • Ja, gelegentlich – 3 Punkte
  • Ja, meistens bis immer – 5 Punkte

10) Hatten Sie schon einmal einen Bandscheibenvorfall ?

  • Nein – 0 Punkte
  • Ja – 3 Punkte

11) Wurden Sie schon einmal wegen eines Bandscheibenvorfalls operiert ?

  • Nein – 0 Punkte
  • Ja – 3 Punkte

12) Haben Sie Ihre Weisheitszähne noch ?

  • Nein, alle entfernt – 1 Punkt
  • 1 Weisheitszahn – 2 Punkte
  • Zwei – 3 Punkte
  • Alle – 4 Punkte
  • Drei – 5 Punkte

 

CMD-Check-Auswertung

0 bis 10 Punkte – Kein Risiko für eine Craniomandibulären Dysfunktion

  • Höchstwahrscheinlich besteht bei Ihnen keine Craniomandibuläre Dysfunktion. Sollten Sie dennoch Rückenschmerzen oder Kopfschmerzen haben, liegen die Ursachen dafür voraussichtlich woanders als in Ihrem Kiefergelenk und Zahnbereich. Lassen Sie sich von einem Osteopathischen Arzt, Orthopäden oder Neurologen dennoch unter-suchen falls an Schmerzen leiden. Häufige Ursachen für Rücken-schmerzen sind einfach eine mangelhaft trainierte einseitig belastete Muskulatur. Hierbei schafft ein professionell angeleitetes Krafttraining Abhilfe.

11 bis 20 Punkte – Leichtes Risiko für eine Craniomandibuläre Dysfunktion

  • Sie haben ernst zu nehmende Anhaltspunkte dafür, dass zwischen Ihren Beschwerden und Ihrem Zahn-Kieferbereich ein Zusammenhang besteht. Ihr Körper sendet erste Warnsignale aus. Lassen Sie sich bei einem qualifizierten Osteopathischen Arzt untersuchen.

21 bis 40 Punkte – Erhöhte Wahrscheinlichkeit für eine Craniomandibuläre Dysfunktion

  • Vieles spricht bei Ihnen dafür, dass Sie eine Craniomandibuläre Dysfunktion haben. Sie kann die Ursache für Ihre Beschwerden sein und muss erkannt und professionell behandelt werden. Wenden Sie sich an einen qualifizierten Osteopathischen Arzt. 41 bis 56 Punkte Höchste Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen einer CMD Die Ursache Ihrer Schmerzen ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eine Kiefergelenksfunktionsstörung mit dem Vollbild einer Craniomandibulären Dysfunktion. Ihr langer Leidensweg kann nun professionell angegangen werden und Sie haben eine sehr gute Chance Ihre Beschwerden dauerhaft zu verlieren, wenn Sie sich jetzt in professionelle Hände begeben. Die „Deutsche Gesellschaft für Chirotherapie und Osteopathie DGCO e.V.“ empfiehlt Ihnen gerne einen qualifizierten Osteopathischen Arzt in Ihrer Nähe.

Literatur:

Peroz, I., Ahlers, M.O., Hugger, A. et al. CMD-Screening ist wichtig. Schmerz 34, 436–437 (2020). https://doi.org/10.1007/s00482-020-00489-3

Wayne Powell, Simone F.C. Knaap. Cranial Treatment and Spinal Manipulation for a Patient With Low Back Pain. A Case Study. J Chiropr Med. 2015 Mar; 14(1): 57–61. Published online 2015 Jan 22. doi: 10.1016/j.jcm.2014.12.001

Ruud JO. Craniomandibular neurovascular dysfunction syndrome and headache. Headache. 2014 Jan;54(1):172. doi: 10.1111/head.12239.


Quelle: Deutsche Gesellschaft für Chirotherapie und Osteopathie (DGCO e.V.)

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