Donnerstag, März 28, 2024

Besonders sensible Menschen sind hochsensibel

Besonders sensible Menschen empfinden ihr Umfeld häufig als zu laut, zu grell und zu viel. Der richtige Begriff für diesen Zustand wäre laut Experten Hochsensibilität.

Das Wort „sensibel” wird im Duden als „besonders feinfühlig, empfindsam”, aber auch als „heikel” umschrieben. Ähnlich zweischneidig werden oft besonders sensible Menschen beurteilt – als zwar feinsinnige doch gerne auch als übertrieben empfindliche Zeitgenossen.

Wer sich also schnell überwältigt fühlt von hellen Lichtern oder starken Gerüchen, wer leicht überfordert von allgegenwärtigem Multitasking unserer Zeit und tief bewegt von Bildern oder Musikstücken ist, der ist vielleicht mehr als nur sensibel: besonders sensible Menschen sollten als hochsensibel angesehen werden.

 

Der Begriff Hochsensibilität für besonders sensible Menschen

„Hochsensibilität” steht nicht im Duden und ist kein wissenschaftlich definierter Begriff. Das zu ändern ist eines der Ziele von Margrit Schreier. Sie ist Psychologin und Professorin an der Jacobs University und selbst hochsensibel. „Um dem Thema mehr Anerkennung und den Betroffenen mehr Verständnis und Hilfe zu verschaffen, müssen wir das Phänomen zunächst klar definieren”, erklärt Schreier. Deshalb arbeitet sie an einem optimierten Fragebogen für besonders sensible Menschen zur Erfassung derer Hochsensibilität.

„Etwa ein Fünftel aller Menschen sind vermutlich hochsensibel”, sagt Schreier. Sie nehmen Sinnesreize schneller und intensiver wahr als andere Menschen. Geräusche sind lauter, Farben greller, Gerüche intensiver oder Berührungen stärker. Das hat zwei ganz unterschiedliche Folgen. Einerseits kann es leicht zu einer Überreizung und Überforderung kommen. Betroffene sind schnell erschöpft und ziehen sich zurück.

Andererseits schauen besonders sensible Menschen genauer hin und können sich hervorragend in andere einfühlen. „Den Begriff der Hochsensibilität gibt es seit etwa 20 Jahren”, so Schreier. „Bislang ist er vor allem in der Ratgeberliteratur vertreten, da allerdings sehr stark. Daran zeigt sich das große Interesse der Öffentlichkeit und der große Bedarf an einer wissenschaftlichen Aufarbeitung des Themas.”

„Etwa ein Fünftel aller Menschen sind vermutlich besonders sensible Menschen, also hochsensibel“, vermutet Psychologin Professorin Dr. Margrit Schreier, die den Begriff der Hochsensibilität zukünftig wissenschaftlich untermauern will.

Ein Teilaspekt von Hochsensibilität interessiert Margrit Schreier ganz besonders: Der Zusammenhang mit Umwelterkrankungen. Dazu gehören beispielsweise Unverträglichkeiten gegenüber Zigarettenrauch, Parfum oder Kosmetika. „Kaum jemand arbeitet bisher an diesem Thema”, erklärt Schreier. Dabei gibt es klare Hinweise, dass manche Aspekte der Hochsensibilität häufig mit Umweltkrankheiten einhergehen.

„Die Wahrscheinlichkeit, an einer Umwelterkrankung zu leiden, ist bei Hochsensiblen deutlich höher als bei anderen Menschen.” Gemeinsam mit ihrer jungen Kollegin Evgenia Samoilova spürt Schreier diesem Zusammenhang nun genauer nach. Noch im Laufe dieses Jahres wollen die beiden Forscherinnen erste Ergebnisse veröffentlichen.

Doch nicht nur die Schwierigkeiten, die häufig mit Hochsensibilität einhergehen, sind Gegenstand der Forschung an der Jacobs University. „Es gibt auch zahlreiche positive Aspekte”, betont Schreier. „Hochsensible sind Reizen und feinen Unterschieden gegenüber sehr offen. Manche Betroffene können das durchaus genießen. Sie können Natur intensiv erleben und in Kunstwerken versinken. Und Hochsensible sind sehr mitfühlend.”

Entscheidend, ob die besondere Begabung eher als Fluch oder als Segen wahrgenommen wird, ist vor allem das Umfeld der Betroffenen. „Oft hilft es schon, wenn man dem Kind einen Namen geben kann und nicht mehr als Prinzessin auf der Erbse empfunden wird“, erklärt die Forscherin. „Ich selbst empfinde meine Hochsensibilität als Bürde und Geschenk gleichermaßen.”

Weitere Informationen: http://mschreier.user.jacobs-university.de/

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