Donnerstag, März 28, 2024

Berufliche Belastung bei Medizinern

Berufliche Belastung: Mediziner leiden überdurchschnittlich häufig unter Burnout oder depressiven Symptomen – Wie Ärzte sich schützen können.

Der Arztberuf zeichnet sich besonders durch eine starke berufliche Belastung und sehr hohe Verantwortung aus. Womöglich leiden Mediziner deshalb überdurchschnittlich häufig unter Burnout oder depressiven Symptomen. Das kann im Arztberuf besonders gravierende Auswirkungen haben – sowohl für den Arzt selbst, als auch für seine Patienten. „Ärzte müssen daher lernen, mit der beruflichen Belastung umzugehen, abzuschalten und Ausgleich zu schaffen“, sagt die Münchener Diplom-Psychologin Dr. phil. Carla Albrecht. In der Fachzeitschrift „PiD Psychotherapie im Dialog“ (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2016) zeigt sie auf, wo die besonderen Stressoren des Arztberufs liegen und wie Mediziner ihnen begegnen können.

Die Arbeit von Klinikärzten hat sich in den letzten Jahren stark verdichtet. Sie behandeln mehr Patienten bei einer kürzeren Verweildauer. Zudem wächst der Dokumentationsaufwand, was die Zeit für die Arbeit am Patienten zusätzlich verringert. „Diese Aufgabe sehen Ärzte jedoch zurecht als ihre Primäraufgabe an“, betont Albrecht. Sich dieser nicht ausreichend widmen zu können und auf der anderen Seite viel Zeit für Aufgaben aufwenden zu müssen, die als überflüssig empfunden werden, trage bekanntermaßen zum Stresserleben bei. Das belegen auch aktuelle Daten, die Albrecht an bayerischen Kliniken erhoben hat: Rund 80 Prozent der Klinikärzte empfinden sich „ab und zu“ bis „sehr häufig“ durch als „unnötig“ empfundene Aufgaben belastet.

Was die berufliche Belastung ausgleichen kann

Auf der anderen Seite stehen Ärzten wichtige Ressourcen zur Verfügung, die die berufliche Belastung ausgleichen können: Das sind vor allem die gesellschaftliche Anerkennung und das befriedigende Gefühl, anderen helfen zu können. Dennoch erlebt Albrechts Studie zufolge rund jeder dritte Klinikarzt eine „Gratifikationskrise“, fühlt also ein Ungleichgewicht zwischen seinem Einsatz im Beruf und der dafür erhaltenen „Belohnung“ in Form von Wertschätzung, Arbeitsplatzsicherheit, Aufstiegschancen oder einem angemessenen Gehalt.

Wie Albrecht betont, ist die Prävention solcher Krisen eine Aufgabe, die das ganze System Krankenhaus betrifft. Um die Ärzte zu entlasten und zu unterstützen, seien regelmäßige Supervisionstreffen im Team sinnvoll. Wichtig sei es aber zum Beispiel auch, dass der Arbeitgeber die Ärzte rechtzeitig über anstehende Veränderungen informiere. Eine Schlüsselrolle spielen dabei die direkten Vorgesetzten: „Sie haben entscheidenden Einfluss auf das Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter“, sagt Albrecht. Erführen die Ärzte hier Anerkennung, Wertschätzung und respektvollen Umgang, dann trage das dazu bei, Gratifikationskrisen zu vermeiden.

Berufliche Belastung verfolgt Ärzte in die Freizeit

Nicht zuletzt muss auch der Arzt selbst lernen, sich um das eigene Wohlbefinden zu kümmern. Wie Albrechts Studie ergab, schafft die Mehrzahl der Klinikärzte es nur schlecht, sich in der Freizeit gedanklich von der Arbeit zu lösen und neue Kraft zu tanken. „Aber Erholung lässt sich trainieren“, sagt Albrecht. „Distanzierungsrituale“ könnten dabei helfen, den Arbeitsalltag abzuschließen und sich ganz auf die Freizeit einzulassen. Das könne ein bewusster Nachhauseweg sein, bei dem man den Tag noch einmal Revue passieren lässt und für sich abschließt oder die Tasse Tee zum Feierabend, bei der man sich bewusst der Freizeit zuwendet.

Um sich zu regenerieren und neue Kraft zu schöpfen, brauchen die einen womöglich Gespräche mit vertrauten Menschen, andere tanken bei Spaziergängen, Entspannungsübungen oder Sport auf. „Bei Berufen mit hoher Interaktionsdichte wie dem Arztberuf kann es von Vorteil sein, es in der Freizeit etwas ruhiger angehen zu lassen“, bemerkt Albrecht. Wenn die Freizeit ebenfalls mit sozialen Aktivitäten überfrachtet ist, könne dies auch belastend und wenig erholsam sein.

C. Albrecht und T. Giernalczyk: Ärzte im Krankenhaus: Zwischen Anerkennung und Belastung „PiD Psychotherapie im Dialog“ 2016, 17 (2); S. 36–39

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