Mittwoch, April 24, 2024

Medikamente im Krankenhaus: Wirkstoffgruppe der Benzodiazepine

Patienten erhalten im Krankenhaus häufig Medikamente aus den umstrittenen Wirkstoffgruppen der Benzodiazepine und der Z-Substanzen.

Eine Umfrage hat unlängst ergeben, dass das Pflegepersonal häufiger bereit ist, Medikamente aus der umstrittenen Wirkstoffgruppe der Benzodiazepine und der sogenannten Z-Substanzen einzusetzen als Ärzte. Nur knapp jede dritte Pflegekraft sah den Einsatz der Benzodiazepine im Krankenhaus oder Pflegebereich als kritisch an.



 

Einsatz der Wirkstoffgruppe Benzodiazepine im Krankenhaus kritisch betrachtet

Benzodiazepine – wie Diazepam, dem bekannten Valium – können Stürze und Unfälle verursachen und das Denken beeinträchtigen. Bei längerer Einnahme kann es zur Abhängigkeit kommen.

Für ältere Menschen mit Begleiterkrankungen wie Demenz, Atemstörungen oder einer Neigung zur Substanzabhängigkeit sind sie nicht geeignet. Benzodiazepine stehen deshalb auch auf der sogenannten PRISCUS-Liste.

Diese listet jene Wirkstoffe, deren Anwendung bei älteren Menschen mit großer Sorgfalt erfolgen sollte. Die Liste erwähnt auch die sogenannten Z-Substanzen Zolpidem und Zopiclon. Sie wurden bei Einführung als sicherer eingestuft, werden heute aber von vielen Experten ebenfalls kritisch eingestuft.

Bedenken hinsichtlich der genannten negativen Nebenwirkungen teilt das nicht ärztliche Klinikpersonal häufig nicht. Dadurch bergen Krankenhausaufenthalte das potentielle Risiko für den erstmaligen Einsatz der Benzodiazepine und Z-Substanzen. Die Versorgung im Krankenhaus könnte zu Folgeverordnungen führen und so der der Beginn einer gefährlichen Langzeiteinnahme sein.

 

Umfrage bei ärztlichen und pflegenden Klinikpersonal

In einer Umfrage wurden nun unlängst Ärzte und Pflegekräftel einer geritarischen Fachklinik dazu befragt, wie sie Schlafmittel und deren Einsatz einschätzen.



Mit 57 Prozent glaubten mehr als die Hälfte der Pflegekräfte, dass bei Schlafstörungen häufig oder immer Benzodiazepine eingesetzt werden.

Bei den Z-Substanzen lag der Anteil sogar bei 66 Prozent. Dagegen schätzten 29 Prozent der Ärzte (immerhin auch fast jeder dritte), dass Benzodiazepine und Z-Substanzen häufig verwendet werden. Knapp die Hälfte war der Ansicht, dass Benzodiazepine eher schaden als nützen. Diese Meinung teilten unter den Pflegenden nur knapp 30 Prozent. Insgesamt beurteilten beide Berufsgruppen die Z-Substanzen besser.

Etwa 29 Prozent der Ärzte und rund 18 Prozent der Pflegekräfte erklärten, dass der Schaden auch bei ihrem Einsatz überwiege. Insbesondere auf nicht-chirurgischen Stationen sowie bei Ärzten und Pflegekräften mit einer Berufserfahrung unter fünf Jahren war die Einstellung zu den Schlafmitteln zu unkritisch.

Wie häufig die Schlafmittel tatsächlich verordnet wurden, konnte aber nicht eruiert werden, da es sich um verschreibungspflichtige Medikamente handelt, die offiziell das Pflegepersonal nicht eigenmächtig verordnen darf – deren Abgabe jedoch in aller Regel durch die Pflegekräfte erfolgt.

Da Krankenschwestern und -pfleger deutlich mehr Zeit mit den Patienten verbringen und oft erste Ansprechpartner sind, dürften sie auch einen Einfluss auf das Verordnungsverhalten der Ärzte haben. Deshalb besteht insbesondere beim Pflegepersonal, aber auch bei Ärzten mit geringer Berufserfahrung hier ein großer Fortbildungsbedarf.




Literatur:

V. Weiß, S. Heinemann, W. Himmel, R. Nau, E. Hummers-Pradier. Benzodiazepine und Z-Substanzen als Schlaf- und Beruhigungsmittel in einem Krankenhaus Anwendung aus der Sicht des ärztlichen und pflegerischen Personals. DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift 2016; 141 (13); e121–e126


Quelle: https://www.thieme.de

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