Mittwoch, April 24, 2024

Benralizumab bei schwerem Asthma

Benralizumab zeigt in der ZONDA-Studie eine signifikanten Effekt in der Reduktion oraler Kortikosteroide bei Patienten mit schwerem Asthma.

Benralizumab – ein monoklonale IL-5-Rezeptor-Antikörper – zeigte in der ZONDA1-Studie einen signifikanten Effekt auf die Reduktion oraler Kortikosteroide (OCS). Im Benralizumab-Arm der Studie konnte eine signifikante Reduktion bzw. häufig sogar ein Absetzen der OCS-Therapie unter Beibehaltung der Asthmakontrolle gezeigt werden: Unter dem Biologikum wurde eine mediane OCS- Reduktion um 75 % beobachtet, verglichen mit 25 % unter Placebo.1-3 Zudem wurden die Exazerbationsraten um 70 % und die Hospitalisierungsraten um 93 % bei Patienten mit schwerem eosinophilen Asthma signifikant gesenkt.1,3 Diese Daten wurden weltweit zum ersten Mal auf dem diesjährigen Kongress der American Thoraric Society (ATS) im Mai in Washington vorgestellt.

 

ZONDA1 zur Wirkung von Benralizumab

Im Rahmen von ZONDA1 wurde die Wirkung von Benralizumab bei erwachsenen Patienten mit schwerem eosinophilen Asthma, die eine chronische OCS-Therapie zur Kontrolle ihrer Erkrankung benötigen, untersucht. Es wurden 220 Patienten randomisiert. Die Studienteilnehmer erhielten Benralizumab 30 mg s. c. in zwei unterschiedlichen Dosierungsfrequenzen über einen Behandlungszeitraum von 28 Wochen: entweder alle vier Wochen (Q4W) oder alle acht Wochen (Q8W), wobei die ersten drei Gaben in einem Intervall von vier Wochen erfolgten. Eingeschlossen wurden Patienten unter einer Therapie mit einem hochdosierten inhalativen Kortikosteroid und einem langwirksamen Beta-2- Sympathomimetikum (ICS/LABA) sowie einer zusätzlichen OCS-Behandlung mit oder ohne weiterer Medikation zur Erhaltungstherapie. Primärer Endpunkt der Studie war die prozentuale Reduktion der OCS-Dosis vom Ausgangswert in Woche 28 im Vergleich zu Placebo.

Die Ergebnisse von ZONDA zeigen, dass die OCS-Dosierung unter Benralizumab statistisch signifikant und in klinisch relevantem Ausmaß gesenkt werden konnte:

  • Patienten unter Benralizumab konnten ihre OCS-Dosis etwa viermal häufiger reduzieren als Patienten unter Placebo (Q8W Odds Ratio: 4,12; 95 % CI: 2,22 – 7,63; Q4W Odds Ratio: 4,09; 95 % CI: 2,22 – 7,57).1-3
  • Die mediane Rate der OCS-Reduktion betrug 75 % bei Patienten unter Benralizumab versus 25 % unter Placebo.1-3

Auch bei sekundären Endpunkten zeigte ZONDA weitere signifikante Ergebnisse zur OCS- Reduktion im achtwöchigen Dosierungsschema (Q8W):

  • Bei 66 % der Patienten unter Benralizumab konnte die OCS-Dosis um ≥ 50 % reduziert werden, verglichen mit 37 % unter Placebo.1,3
  • Bei 37 % der Patienten unter Benralizumab konnte die OCS-Dosis um 90 – 100 % gesenkt werden, verglichen mit 12 % unter Placebo.1,3
  • Bei 59% der Patienten konnte eine Reduktion auf eine OCS-Tagesdosis von ≥ 5mg erreicht werden, verglichen mit 33 % unter Placebo.1,3
  • Bei 52% der Patienten konnte OCS komplett abgesetzt werden, verglichen mit 19 % unter Placebo.1,3

Sekundäranalysen zur Prävention und Reduktion akuter Asthma-Ereignisse bei Patienten unter Benralizumab zeigten bei der achtwöchigen Gabe eine Reduktion der jährlichen Exazerbationsrate um 70 % verglichen mit Placebo.1,2 Ebenso konnte die Rate der Exazerbationen, die eine Hospitalisierung notwendig machten, um 93 % gegenüber Placebo gesenkt werden.1,3 Darüber hinaus erwies sich Benralizumab als gut verträglich: Das Nebenwirkungsprofil lag auf Placeboniveau.1,2 Dies deckt sich mit den Ergebnissen anderer Phase-III-Studien.4,5 Die häufigsten  in ZONDA  beobachteten unerwünschten Ereignisse (≥ 10%) unter Benralizumab waren Nasopharyngitis, Verschlechterung des Asthmas und Bronchitis.1,3

Detaillierte Ergebnisse der Studie wurden am 22. Mai 2017 in The New England Journal of Medicine publiziert.1 Die Daten von ZONDA wurden gemeinsam mit den Daten von SIROCCO4 und CALIMA5 den Zulassungsanträgen für Benralizumab beigefügt. Benralizumab befindet sich derzeit in den USA, der EU, Japan und einigen anderen Ländern im Zulassungsverfahren.


Über ZONDA

Die ZONDA-Studie lief über einen Behandlungszeitraum von 28 Wochen, mit dem Ziel, den Effekt von Benralizumab (30 mg alle vier Wochen oder alle acht Wochen [erste drei Dosen alle vier Wochen]) auf die OCS-Dosisreduktion bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung der Asthma-Kontrolle im Vergleich zu Placebo bei erwachsenen Patienten mit schwerem Asthma zu untersuchen. Der primäre Endpunkt war die prozentuale Veränderung der OCS-Dosis vom Ausgangswert in Woche 28. Nach einer sechswöchigen OCS-Optimierungsphase (Woche -6 bis -2) wurden die Patienten in Woche 0 randomisiert und erhielten Benralizumab oder Placebo. Im Anschluss erfolgte eine vierwöchige Induktionsphase, in der die optimierten OCS-Dosen beibehalten wurden. In der darauffolgenden Reduktionsphase (Woche 4 – 24) wurden OCS-Dosen schrittweise um 2,5 – 5,0 mg/Tag über vierwöchige Intervalle reduziert. Nur Patienten mit optimierten Ausgangs-OCS-Dosen ≤ 12,5 mg/Tag kamen für eine 100-prozentige Dosis-Reduktion in Frage. Für weitere Informationen zum OCS- Dosierungs-Protokoll der Studie siehe Vollpublikation.1

Über das WINDWARD-Programm. WINDWARD ist das Phase-III-Entwicklungsprogramm von Benralizumab bei schwerem Asthma. Es ist weltweit das größte Phase-III-Entwicklungsprogramm eines Biologikums für Atemwegserkrankungen. Insgesamt werden bzw. wurden sechs Phase-III-Studien mit 3.068 Patienten an 798 Studienzentren in 26 Ländern durchgeführt.4,5,17-21 Teil des Programms sind u. a. die Studien SIROCCO4 und CALIMA5. Bei beiden Studien handelt es sich um randomisierte, doppelblinde und Placebo-kontrollierte Parallelgruppen-Studien zur Beurteilung der Wirksamkeit und Verträglichkeit einer subkutan applizierten Dosis von 30 mg Benralizumab bei Patienten mit einer Vorgeschichte von Asthma-Exazerbationen und unkontrolliertem Asthma, die mittel- bis hochdosiertes ICS/LABA mit oder ohne OCS und zusätzliche Präparate zur Kontrolle von Asthma erhielten. Weltweit wurden 2.511 Patienten (1.205 für SIROCCO und 1.306 für CALIMA) randomisiert. Sie erhielten entweder alle vier Wochen 30 mg Benralizumab, oder für die ersten drei Dosen alle vier Wochen 30 mg gefolgt von 30 mg alle acht Wochen, oder Placebo. Neben WINDWARD läuft derzeit auch das Phase-III VOYAGER Programm22 zur Untersuchung von Benralizumab bei Patienten mit schwerer chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD).

 

Über Benralizumab

Benralizumab ist ein monoklonaler humanisierter IgG-Antikörper mit einzigartigem dualem Wirkmechanismus. Der Wirkstoff bindet an die α-Untereinheit des IL-5-Rezeptors auf eosinophilen Granulozyten und hemmt so die Bindung von IL-5 an den Rezeptor. Dadurch wird die Aktivierung eosinophiler Granulozyten verhindert. Zudem bindet Benralizumab mit dem an das Fc-Fragment an natürliche Killerzellen und aktiviert diese. In der Folge wird die Apoptose der eosinophilen Granulozyten über eine Antikörper-abhängige zellvermittelte Zytotoxizität (ADCC) eingeleitet.23 Benralizumab zeigte im Rahmen von Studien eine Depletion eosinophiler Granulozyten innerhalb von 24 Stunden.24

Benralizumab ist von BioWa Inc. einlizenziert, einer hundertprozentigen Tochtergesellschaft von Kyowa Hakko Kirin Co., Ltd. Im Rahmen der Lizenzvereinbarung halten Kyowa Hakko Kirin / BioWa exklusive Entwicklungs- und Vermarktungsrechte für Benralizumab in Japan und weiteren Ländern in Asien. AstraZeneca hält die Exklusivrechte für Benralizumab in allen übrigen Ländern, darunter für die USA und Europa.


Referenzen

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