Freitag, März 29, 2024

Bärlauchblätter nicht mit Herbstzeitlose und Maiglöckchen verwechseln

Bärlauch, Herbstzeitlose und des Maiglöckchen kann man leicht verwechseln. Maiglöckchen- und Herbstzeitlose-Blätter können aber tödlich sein.

Wer nun die Blätter von Bärlauch mit jenen von Maiglöckchen oder der Herbstzeitlosen verwechselt, begibt sich in Lebensgefahr. Bei forensischen Untersuchungen konnten weiland meist Colchicin der Herbstzeitlosen oder Glykoside des Maiglöckchens nachgewiesen werden. Viele vergiftete Personen hatte demnach statt Bärlauchblätter Blätter der Herbstzeitlose oder des Maiglöckchens gesammelt und verzehrt.



Bärlauchblätter sind einerseits schmackhaft und zu Speisen sehr begehrt, sie werden aber auch naturheilkundlich gegen Atherosklerose und hohen Blutdruck sowie Entschlackung eingesetzt.

Das in den Blättern der Herbstzeitlosen enthaltene Colchicin wirkt nach mehreren Stunden, dabei kann es zu Übelkeit, Erbrechen und Durchfall kommen. Es werden in Folge die Darm-, Blut- und Knochenmarkzellen angegrifen und zerstört, nach etwa 48 Stunden kann unbehandelt der zum Tod eintreten.

Die im Maiglöckchen enthaltenen Glykoside können Herzrhythmusstörungen auslösen und werden vom Darm absorbiert und von der Niere rasch ausgeschieden, Lebensgefährliche Vergiftungen sind kommen aber kaum vor.

 

Die Blätter von Bärlauch, Herbstzeitlose und Maiglöckchen unterscheiden sich

Tatsächlich kann ein Laie unter Umständen die Blätter von Bärlauch mit den Blättern vom Maiglöckchen und der Herbstzeitlose verwechseln. Zumal die drei Arten gelegentlich nicht unweit voneinander in der Natur anzutreffen sind.

Prinzipiell unterscheidet sich natürlich der Bärlauch durch seinen Geruch nach Knoblauch von den beiden anderen Arten, deren Blätter keinen typischen Geruch aufweisen. Weiters treiben Bärlauchblätter einzeln aus dem Boden und sind deutlich in eine lanzettähnliche Blattfläche und einen dünnen Blattstiel gegliedert. Wichtiges Indiz ist, dass beim Zerreißen der Saft der Bärlauchblätter stark nach Knoblauch riecht.

Wenn man zuerst jedoch einige Blätter vom Bärlauch geerntet hat, dann haftet der Geruch an den Fingern, und allenfalls danach kann man geerntete Blätter von Maiglöck­chen oder Herbstzeitlose leicht falsch beurteilen. Die Beurteilung der Blätter muss also sehr wohl auch optisch erfolgen.

 



Historisch

Eine Verwechslung der Bärlauchblätter mit Blättern der Herbstzeitlose – mit töd­lichem Ausgang – hatte sich im Jahr 1946 in Wien zugetragen. Im Mageninhalt einer tot aufgefundenen Frau wurden neben Fragmenten der Bärlauchblätter auch Blätter der Herbstzeitlosen nachgewiesen.

Die Aufklärung der Vergiftungsursache sowie die Ergebnisse vergleichender mikroskopischer Untersuchungen an den Blättern von Bärlauch, Maiglöckchen und Herbstzeitlose wurden von Erich Soos, ­damals Mitarbeiter am Institut für Pharmakognosie der Universität Wien, im Jahr 1947 in der Wiener Medizinischen Wochenschrift veröffentlicht.

Soos errechnete dar­über hinaus, dass beim Menschen der Verzehr von ca. 120 g frischer Blätter der Herbstzeitlose zum Tode führt.

 

Bärlauch – Allium ursinium L. (Liliaceae): Beschreibung der Bärlauchblätter

Das Blatt ist langgestielt, die Spreite dünn, elliptisch bis lanzettlich, 10 bis 15 cm lang, 3 bis 4 cm breit, das Ende spitz zulaufend, am Grunde relativ abrupt in den Stiel übergehend. Die Nervatur ist parallel bis bogenläufig und tritt an der Unterseite nur wenig hervor.

Anatomie der Bärlauchblätter

Die Zellen der oberen Epidermis sind in der Längsrichtung des Blattes gestreckt und weisen gerade Wände auf. Die Zellen der unteren Epidermis sind kürzer und schmäler und weisen gewellte Wände auf. Elliptische Spalt­öffnungen vom anomocytischen Typus in Längsreihen angeordnet. Ihre Pole werden von den Nachbarzellen leicht umfasst.

Spaltöffnungen wurden nur an der Blattunterseite gefunden. Der Blattquerschnitt zeigt anstelle der Palisaden mehrere Reihen länglicher, quer gelagerter Zellen über einem lockeren Schwammparenchym.

 



Herbstzeitlose – Colchicum autumnale L. (Liliaceae): Beschreibung der Herbstzeitlosenblätter

Herbstzeitlosenblätter sind grundständig und den Stengel umfassend, die Spreite im frischen Zustand fleischig, länglich-lanzettlich bis riemenförmig, 25 bis 40 cm lang und 2 bis 4 cm breit, beiderseits mit stumpfen Enden. Die Nervatur ist parallelläufig und tritt an der Unterseite deutlich hervor.

Anatomie der Herbstzeitlosenblätter

Die Zellen beider Epidermen sind dünnwandig und in der Längsrichtung des Blattes erstreckt. Zwischen längeren Zellen (160 bis 200 μm) finden sich stellenweise auffallend kurze Zellen (ca. 40 x 50 μm). Oval bis rundliche Spaltöffnungen vom anomocytischen Typus, meist parallel zur Längsachse angeordnet.

Von den vier Nebenzellen umfassen jeweils zwei die Spaltöffnung von den Schmalseiten. Spaltöffnungen wurden nur an der Blattunterseite gefunden. Der Querschnitt zeigt eine einreihige Palisadenschicht, ein lockeres Schwammparenchym aus rundlichen Zellen sowie palisaden­ähnliche Zellen unter der unteren ­Epidermis.

 

Maiglöckchen – Convallaria majalis L. (Liliaceae): Beschreibung der Maiglöckchenblätter

Maiglöckchenblätter sind langgestielt, die Spreite mäßig dick, elliptisch bis lanzettlich, 10 bis 20 cm lang, 4 bis 6 cm breit, das Ende spitz zulaufend, der Blattgrund in den Stiel verlaufend. Die Nervatur ist parallelläufig und tritt an der Unterseite stark hervor.

Anatomie der Maiglöckchenblätter

Die Zellen beider Epidermen sind in der Längsrichtung des Blattes gestreckt, die Zellwände verdickt. Rund­liche Spaltöffnungen vom anomocytischen Typus. Charakteristisch sind Anordnung und Form der seitlichen Nebenzellen, die – zusammen mit der Spaltöffnung – ein wenig an einen Schmetterling mit ausgebreiteten Flügeln erinnern.

Spaltöffnungen wurden sowohl an der Blatt­oberseite als auch an der Blattunterseite gefunden. Der Querschnitt zeigt unter der oberen Epidermis rechteckige Palisaden mit kleinen Interzellularen, die nach innen zu unregelmäßige Form mit großen Interzellularen annehmen. Im Mesophyll vereinzelt Schleimzellen mit Raphidenbündeln oder Einzelkristallen.




Literatur:

Gilotta I, Brvar M. Accidental poisoning with Veratrum album mistaken for wild garlic (Allium ursinum). Clin Toxicol (Phila). 2010;48(9):949–952. doi:10.3109/15563650.2010.533675

A. Sendl, G. Elbl, B. Steinke, K. Redl, W. Breu, H. Wagner. Comparative Pharmacological Investigations of Allium ursinum and Allium sativum. Planta Med 1992; 58(1): 1-7. DOI: 10.1055/s-2006-961378


Quellen:

Bärlauch, Herbstzeitlose oder Maiglöck­chen. MEDMIX 11/2007
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21171854

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