Arztbild der Zukunft: Spitalsärzte stellen sich Herausforderungen; ÖÄK-Mayer: Jetzt Perspektiven für Jungärzte schaffen – Weniger Bürokratie – Mehr Work-Life-Balance.
Spitalsärztinnen und -ärzte seien grundsätzlich froh über die seit Jänner 2015 geltenden kürzeren Arbeitszeiten. De facto führten diese aber oft nur dazu, dass dieselbe Arbeit in noch kürzerer Zeit erledigt werden müsse. Dazu komme der ständig wachsende bürokratische Aufwand. Eine solche Arbeitsverdichtung erhöhe das Burnout-Risiko der Ärzte, und für die Patienten bleibe immer weniger Zeit. „So will die nachrückende Generation an Spitalsärzten nicht arbeiten. Wenn wir die Jungen im Spital halten wollen, müssen wir ihnen Perspektiven geben, und zwar jetzt“, betonte der Obmann der Kurie angestellte Ärzte und Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer, Harald Mayer, jetzt in einer Pressekonferenz.
Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie betreffe keineswegs nur Frauen, deren Anteil an der Spitalsärzteschaft stetig steige. „Sowohl junge Ärztinnen als auch Ärzte erwarten sich v.a. flexiblere Arbeitszeitmodelle und Kinderbetreuungseinrichtungen in den Spitälern“, so Mayer. Auch die Evaluierung der praktischen Ausbildung trage dazu bei, die Situation der Jungärzte zu verbessern und so dem Ärztemangel zu begegnen: „Wenn man weiß, wo es bei der Ausbildung hakt, kann man Verbesserungen vornehmen und die Arbeitsbedingungen so anpassen, dass der Arztberuf für nachrückende Generationen wieder attraktiver wird.“ Um die Interessen der Ärzte-„Generation Y“ bestmöglich vertreten zu können, veranstalte die Bundeskurie Ende November nun bereits zum zweiten Mal die Jungärzte-Konferenz #wirsinddiezukunft.
Gleichzeitig müsse man auch verstärkt versuchen, ältere Ärzte im Spital zu halten. Denn nicht nur die Patienten würden älter und bräuchten zunehmend aufwändigere medizinische Betreuung. Auch der Anteil älterer Spitalsärzte steige: Gut jeder fünfte sei bereits 55 Jahre oder älter. „Wir brauchen altersgerechte Arbeitszeitmodelle und attraktive Karrieremodelle für arrivierte Fachärzte“, so Mayer.
Angesichts der auch aufgrund der Urlaubszeit besonders angespannten Lage in den Spitälern forderte der Bundeskurienobmann: „Die Verkürzung der Arbeitszeit in den Spitälern darf nicht mit einer Streichung von Diensträdern und Nachtdiensten einhergehen.“
Weniger Bürokratie, mehr Personal
Beim Dauerthema Administration gehe es vorrangig um eine generelle Entbürokratisierung. „Davon unabhängig“, so Mayer, „brauchen wir endlich die Administrationsassistenten, die wir seit Jahren fordern.“ Und vorhandene Personalressourcen müsse man klug einsetzen, also v.a. mit flexibleren Arbeitszeiten gewährleisten, dass administratives Personal auch am Wochenende und zu Randzeiten vorhanden sei. Die Bundeskurie habe nun eine Kampagne gestartet und sammle unter der Adresse buerokratieabbau@aerztekammer.at Vorschläge der Spitalsärzteschaft zum Bürokratieabbau.
Spitalsambulanzen: Gezielte Lenkung der Patienten
Eine weitere „Baustelle“ seien die nach wie vor überlaufenen Ambulanzen. Hier würde nur eine gezielte Lenkung der Patienten helfen. „Der Selbstzuweisung muss ein Riegel vorgeschoben werden. Die Spitalsambulanz sollte nur der letzte Ausweg sein“, sagte Mayer. (ar)