Das Arbeitsengagement von Teams ist ansteckend für Führungskräfte. Es zeigt sich, dass der psychische Zustand von Arbeitsteams übertragen wird.
Wissenschaftler konnten unlängst in einer Studie zeigen, dass das Arbeitsengagement von Teams auf die Führungskraft übertragen werden kann. Die beteiligten Psychologen befragten dazu 315 Teammitglieder und die zugehörigen 67 Führungskräfte zweimal in einem Zeitraum von acht Monaten zu ihrem Arbeitsengagement und ihrer emotionalen Erschöpfung:
Arbeitsengagement ansteckend
Schon früher wurde nachgewiesen, dass der emotionale Zustand der Führungskraft einen wichtigen Einfluss auf das Wohlergehen der Mitarbeiter hat. Ein internationales Forscherteam der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Philipps-Universität Marburg und Mälardalen Universität, Schweden sind unlängst folgenden Fragen nachgegangen:
- Wie sieht es im Zusammenhang mit dem emotionalen Zustand und Wohlergehen umgekehrt aus?
- Kann sich der psychische Zustand von Arbeitsteams auch auf die Führungskraft übertragen?
- Welche Eigenschaften der Führungskraft beeinflussen diese Übertragungsprozesse?
Dabei wurde untersucht, wie sich psychische Zustände von Mitarbeitern – positive wie negative – auf die Führungskraft auswirken. Im Abstand von acht Monaten wurden in Deutschland und Schweden branchenübergreifend 67 Führungskräfte und deren 315 Teammitglieder mittels Online- oder Papierfragebogen befragt. Zum ersten Erhebungszeitpunkt wurden die Mitarbeiter-Teams zu ihrer emotionalen Erschöpfung (negativer Zustand), zu ihrem Arbeitsengagement (positiver Zustand) und zur Dauer der Zusammenarbeit mit ihrer Führungskraft befragt.
Die Führungskräfte wurden zum ersten Zeitpunkt zu ihrem emotionalen Selbstwirksamkeitserleben befragt. Dieses Konzept beschreibt die Überzeugung einer Person, dass sie eigene Stimmungen und auch die von anderen Menschen verstehen, beeinflussen und regulieren kann. Die emotionale Erschöpfung und das Engagement der Führungskräfte wurden zu beiden Erhebungszeitpunkten gemessen, sodass die Ergebnisse die Veränderung der Erschöpfung und des Engagements der Führungskräfte über den Befragungszeitraum hinweg (acht Monate) widerspiegeln.
Arbeitsengagement ist ansteckend
Die Analysen zeigten einen positiven Zusammenhang zwischen dem Arbeitsengagement der Teams und dem ihrer Führungskräfte acht Monate später. Das Arbeitsengagement von Teams hatte sich über einen Zeitraum von acht Monaten hinweg auf die jeweilige Führungskraft übertragen. Dieser Übertragungsprozess war unabhängig von der emotionalen Selbstwirksamkeit der Führungskraft.
Die emotionale Erschöpfung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hingegen hatte keinen direkten Einfluss auf das Ausmaß der Erschöpfung der Führungskräfte acht Monate später. Indirekt gab es jedoch trotzdem einen Einfluss: Wenn sich die Führungskraft als sehr einfühlsam beschrieb, dann war sie durch das emotionale Erschöpfungserleben ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stärker tangiert, als wenn dies nicht der Fall war.
Diese Ergebnisse lassen vermuten, dass Arbeitsengagement direkt übertragbar, sozusagen ansteckend ist. Emotionale Erschöpfung hingegen überträgt sich nur auf besonders einfühlsame Führungskräfte. Neben der Erschöpfung und dem Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter analysierten die Forscher auch die Autonomie, das Arbeitspensum, Alter, Geschlecht und Dauer der Zusammenarbeit von Führungskraft und Team. Keine dieser Kontrollvariablen hatte einen Effekt auf die Erschöpfung oder das Engagement der Führungskräfte.
Quelle und Originalstudie:
Deutsche Gesellschaft für Psychologie (DGPs e.V.) www.dgps.de