Angst wird neben den anderen angeborenen Reaktionsmustern Furcht, Wut, Ekel, Trauer, Überraschung und Freude als primäre Emotion bezeichnet.
Angst, Furcht, Wut, Ekel, Trauer, Überraschung und Freude sind angeborene Reaktionsmuster, die Erlebnisqualität lässt sich mit den beiden Dimensionen »angenehm versus unangenehm«und »erregend versus deaktivierend« beschreiben. Mehrere Substanzen und Substanzklassen haben sich bei Angststörungen bewährt. Nicht zuletzt aufgrund eines akzeptablen Nebenwirkungsprofils.
Die mit der primären Emotion einhergehenden Körper- und Ausdrucksreaktionen, insbesondere die Gesichtsmimik, sind angeboren und transkulturell sehr übereinstimmend. Vermutlich sind die primären Emotionen in der Evolution der höheren Primaten und der Menschen wegen ihrer Funktionalität für soziale Kommunikation und Interaktion aus primitiven Vorläufern entstanden (Furcht signalisiert Gefahr, Freude, »Besitz« eines Gefährten, Trauer teilt Hilfsbedürftigkeit mit, Ekel Zurückweisung, etc.). Sie selbst sind wieder Vorläufer der symbolisch viel differenzierteren Sprache, haben aber ihre ursprüngliche kommunikative Funktion beibehalten. Es ist experimentell bewiesen, dass Emotionen häufig vor jeder bewussten Wahrnehmung oder bewussten Wiedererkennung einer Situation auftreten können.
Emotion Angst und Angststörungen
Höhere Primaten reagieren mit Angst, wenn unbekannte Situationen auftauchen, für die ihr Verhaltensrepertoire keine passende Reaktion bereit hält. Beim Menschen wird dieser eingeschränkte animalische Funktionskreis des Tieres um den Aspekt des Vorstellungsvermögens erweitert. Damit hat er die Möglichkeit, auf mentaler Ebene probeweise für eine Wahrnehmung deren »Bedeutungsbeurteilung« (Wahrnehmung einer Bedrohung), bzw. »Bedeutungsverwertung« (zweckmäßige, Instinkt geleitete, sensomotorische Aktion, welche die Bedrohung beseitigt) [v. Uexkülls 1995] durchzuspielen. Damit kann der Mensch flexibler auf seine Umwelt reagieren und integriert neue Lernerfahrung effizient in sein Verhaltens- und Erlebensrepertoire.
Die Kehrseite ist, dass symbolbildende Prozesse im mentalen Raum (z.B. bedrohliche Phantasien als Folge psychischer Konflikte) auf die Umwelt projiziert werden und dadurch auch zu schwerwiegenden Fehleinschätzungen führen können. Die limbischen Strukturen der Amygdala und des Hippokampus stellen bekanntlich die Schnittstelle zwischen umweltexternen und organismusinternen Informationen dar und werden von der »handlungsbestimmenden« Präfrontalhirnrinde beeinflusst.
Medikamente bei Angststörungen
Umschriebene, abnorme Aktivitäten in diesen Hirnarealen lassen sich bei pathologischen Angstreaktionen nachweisen (Balancestörung der Neurotransmitter Serotonin, Noradrenalin, Dopamin, GABA und Glutamat). Medikamentöse Therapieansätze bei Angsterkrankungen beeinflussen nun diese Neurotransmittersysteme, wobei eine Reihe von Substanzen und Substanzklassen wirksam sind.
Eine adäquate Pharmakotherapie, die an die einzelne Angststörung angepasst ist und die vorherrschenden Symptome, möglichen Ursachen und die individuellen Bedürfnisse des Patienten berücksichtigt, kann in vielen Fällen die Symptomatik lindern und eine weitergehende Psychotherapie sowie andere nicht-pharmakologische Behandlungen erleichtern.
Im Grunde genommen gliedert sich der medikamentöse Therapieplan der meist chronischen Erkrankungen in Akuttherapie mit bis zu achtwöchiger Dauer, Erhaltungstherapie in den darauffolgenden ein bis zwei Jahren und in eine prophylaktische Langzeittherapie über weitere Jahre lebensbegleitend.
Literatur:
Craske MG, Stein MB. Anxiety. Lancet. 2016;388(10063):3048-3059. doi:10.1016/S0140-6736(16)30381-6
Crocq MA. A history of anxiety: from Hippocrates to DSM. Dialogues Clin Neurosci. 2015 Sep;17(3):319-25. doi: 10.31887/DCNS.2015.17.3/macrocq. PMID: 26487812; PMCID: PMC4610616.